Die Präfektur Toyama steht bei ausländischen Touristen nicht unbedingt auf der To Do-Liste, insbesondere im Vergleich zu Besuchermagneten wie Tōkyō, Kyōto oder Hiroshima. Dabei bietet die Präfektur im Nordwesten Japans eine Fülle an fantastischen Sehenswürdigkeiten.
Toyamas Lage, die sich vom Japanischen Meer bis in die hohen Gebirge der Japanischen Alpen erstreckt, eröffnet Besuchern eine außerordentliche Vielfalt an Naturlandschaften. Das Meer und die Bucht von Toyama auf der einen, Nationalparks und tiefe Schluchten auf der anderen Seite bestimmen die Szenerie der Präfektur – daher ist sie vor allem für Natur- und Outdoor-Freunde ein absoluter Geheimtipp.
Handwerkskunst und Delikatessen
In Japan hat sich Toyama vor allem als Zentrum der Glas- und Metallverarbeitung einen Namen gemacht. So haben die meisten Firmen dieser Branchen dort ihren Sitz und es gibt sogar ein eigenes Glaskunstmuseum. Neben der Glaskunst sind auch Bronzewaren und Holzarbeiten Teil der traditionellen Handwerkskünste Toyamas.
Aufgrund seiner Meereslage gibt es vor allem Meeresfrüchte zuhauf – in der Bucht von Toyama ist der Leuchtkalmar heimisch, eine lokale Delikatesse.
Toyama – Vorreiter des nachhaltigen Städtebaus
Durch den Hokuriku-Shinkansen ist Toyama praktisch an das nationale Schienennetz angebunden, mit ihm dauert eine Direktfahrt von Tōkyō zwischen 2 und 3 Stunden. Darüber hinaus lassen sich andere Großstädte und Sehenswürdigkeiten wie Kanazawa, Nagano und Takayama sehr gut erreichen.
Im Zweiten Weltkrieg gehörte Toyama zu den am stärksten von amerikanischen Bomben betroffenen Städten in ganz Japan, da sie als Übungsziel für spätere Abwürfe – insbesondere der Atombomben, die 1945 Hiroshima und Nagasaki trafen – diente.
Nach Kriegsende wurde die beinahe vollständig dem Erdboden gleich gemachte Stadt wiederaufgebaut. Heutzutage ist Toyama in den Bereichen nachhaltiger Städtebau und Umweltschutz Vorreiter. 2012 wurde die Stadt vom OECD als eine von 11 umweltfreundlichsten Städten der Welt ernannt, neben Metropolen wie Paris und Melbourne.
Toyamas schönste Sehenswürdigkeiten
Tateyama-Kurobe-Alpenroute
Diese spektakuläre Route durch die nördlichen Japanischen Alpen, die die Städte Toyama und Ōmachi (Präfektur Nagano) miteinander verbindet, ist zu fast jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Im Frühling zieht es Besucher besonders dorthin: Von April bis Juli werden die Straßen in bestimmten Teilen des Chūbu Sangaku Nationalparks freigeschaufelt, sodass Autos und Busse zwischen bis zu 20 Meter hohen Schneewänden fahren können und Besuchern die Möglichkeit geben, Spaziergänge zu machen.
Die Herbstlaubfärbung taucht die Täler der Alpenroute in leuchtende Rottöne, und man kann zur Spitze des Berges Tateyama zu entspannten wie anstrengenden Wanderungen aufbrechen. Auch auf der Tateyama-Kurobe-Alpenroute gelegen ist der Kurobe-Damm, mit 186 m Japans höchster Damm. Auf dem nahegelegenen See kann man zu bestimmten Zeiten Bootstouren unternehmen.
Shōmyō-Wasserfall
Mit 350 m ist der Shōmyō-Wasserfall im Ort Tateyama der höchste in ganz Japan und besteht aus insgesamt 4 Gefällen. Das Wasservolumen ist am stärksten, wenn im Frühling das Eis in den Bergen der Japanischen Alpen zu schmelzen beginnt und auch die benachbarten kleineren Hannoki- und Sōmen-Wasserfälle nährt. Besonders zur Herbstlaubfärbung ist der Wasserfall ein beliebter Sightseeing-Spot für Wanderer, in dessen Umgebung auch ein kleines Museum und Raststätten zu finden sind.
Kurobe-Schlucht
Zwar auch im nördlichen Teil der Japanischen Alpen gelegen, ist die Kurobe-Schlucht nicht Teil der Alpenroute. Die Schlucht zählt sicherlich zu den schönsten Gebirgsregionen Japans und ist auch eine der tiefsten des Landes. Unberührte Wälder, die besonders zur Herbstlaubfärbung außergewöhnliche Anblicke liefern, steile Klippen und natürliche heiße Quellen gehören zu den Highlights.
Die Kurobe-Schlucht-Eisenbahn ist hierbei die größte Attraktion: Mit der kleinen, zu den Seiten offenen Bahn, die aus einem Vergnügungspark entsprungen scheint, fahren Gäste eine ca. 20 km lange Strecke durch das Panorama der Wälder, ganz nahe an den Rändern der Klippen vorbei. An den Zwischenstationen kann man aussteigen, zu kleinen Wanderungen aufbrechen und die örtlichen Sehenswürdigkeiten erkunden.
Toyama-Stadt
Schloss Toyama
Dieses Schloss im Zentrum der Stadt Toyama wurde 1543 erbaut und galt als eine Basis des Maeda-Clans, der vor allem die Provinz um das heutige Kanazawa regierte. 1954 wurde es wieder in seiner heutigen Form aufgebaut und beherbergt einen japanischen Garten, eine Aussichtsplattform sowie ein kleines Museum zur Stadtgeschichte. Besonders zur Kirschblüte im April ist der Schlosspark ein beliebter Ort für Hanami.
Toyama Glass Art Museum
Bereits die Fassade des Mehrzweckgebäudes Toyama KIRARI, in dem sich das 2015 eröffnete Toyama Glass Art Museum befindet, ist ein echter Hingucker: Entworfen vom japanischen Stararchitekten Kuma Kengo erinnert das Design an Glasscherben, in Anlehnung an Toyamas Handwerkskunst. Dauer- und Sonderausstellungen befassen sich mit Glaskunst aus Toyama und der ganzen Welt.
Toyama Suiboku Museum
1999 wurde dieses Museum eröffnet und legt seinen Fokus auf moderne japanische Tuschemalereien, auch suibokuga genannt. Dabei wird vor allem Wert auf die Besonderheiten japanischer Ästhetik gelegt, die sich auch in der Architektur des Gebäudes widerspiegelt. Ein weitläufiger Garten wie auch ein Teeraum runden das Angebot des Museums ab, in dem sich u.a. Werke führender lokaler Künstler betrachten lassen. Andere Ausstellungen befassen sich mit weiteren Aspekten japanischer Künste und Handwerke.
Takaoka
Etwa 1 Stunde Bahnfahrt von Toyama-Stadt entfernt liegt die zweitgrößte Stadt der Präfektur, Takaoka. Sie weist eine historische, bis heute starke Metallindustrie vor – insbesondere ihre Bronzewaren sind über Präfekturgrenzen hinweg sehr bekannt. Als ehemalige Schlossstadt besitzt Takaoka einen weitläufigen Schlosspark und alte Stadtteile, die man besichtigen kann. Insbesondere die Sugano-Residenz, einst Heim reicher Händler, ist einen Besuch wert, denn sie zeigt die für damalige Zeiten noblen Wohnverhältnisse mit schönem Garten.
Takaoka ist ebenfalls berühmt für seine große Buddha-Statue in der Nähe des Schlossparks im Stadtzentrum. Sie ist eine von drei großen Daibutsu-Statuen, ihre wesentlich berühmteren Geschwister stehen im Tōdaiji-Tempel in Nara und in Kamakura. Für die Erbauung des fast 16 m hohen Buddha wurde Bronze verwendet, und das nicht ohne Grund: Frühere Versionen der Statue bestanden aus Holz, die leicht Bränden zum Opfer fielen. Daher bediente man sich der starken metallverarbeitenden Industrie Takaokas und fertigte sie in den 1930ern aus widerstandsfähiger Bronze an.
Bei Touristen ist Takaoka vor allem beliebt, da es eine Station des Hokuriku-Shinkansen ist und sich weiter entfernt liegende Sehenswürdigkeiten wie Gokayama von dort gut erreichen lassen.
Zuiryūji-Tempel
Der Zuiryūji in der Nähe der Bahnstation Takaoka ist ein buddhistischer Zen-Tempel und wurde Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut. Der Tempel ist sowohl aus religiöser als auch architektonischer Sicht wertvoll, sodass er als einer von Japans Nationalschätzen gilt. Hier kann man ebenso den typischen Baustil der frühen Edo-Zeit (1603-1868) bewundern.
Gokayama
Möglicherweise nicht ganz so bekannt wie das Dorf Shirakawago in der Präfektur Gifu, doch ist Gokayama im Südwesten der Präfektur Toyama nicht weniger beachtenswert. 1995 wurden beide Dörfer zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, denn die vielen Bauernhäuser dort sind im sog. Gasshō-Stil erbaut worden. Diese Jahrhunderte alte Bauweise zeichnet sich durch spitze, strohbedeckte Dächer aus, die an die Hände von betenden Mönchen erinnern. Sie sollen vor allem den schweren Schneemassen im Winter standhalten und halten gänzlich ohne die Verwendung von Nägeln.
Gokayama ist im Vergleich zu Shirakawago kleiner und weniger touristisch erschlossen, was einen Besuch umso intimer macht. Einige Gasshō-Häuser dienen als Herbergen, in denen man die Nacht verbringen kann – insbesondere im Winter, wenn die Umgebung mit hohem Schnee bedeckt wird, verwandelt sich Gokayama in ein märchenhaftes Dorf, illuminiert durch diverse Scheinwerfer und Lichter.
Owara Kaze no Bon
Dieses Festival, welches jedes Jahr vom 1. bis 3. September stattfindet, gehört zu den größten der Region. Zu dieser Zeit füllen sich die mit Papierlaternen gesäumten, historischen Straßen der ehemaligen Stadt Yatsuo (seit 2005 Teil der Stadt Toyama) mit tausenden Besuchern aus der Präfektur und Umgebung. An den Festtagen werden abends traditionelle Tänze zu den sanften Klängen von Shamisen und Taiko-Trommeln in langen Paraden aufgeführt.
Das Owara Kaze no Bon schaut auf eine über 300 Jahre alte Tradition zurück, welches ursprünglich die Götter für eine gute Ernte wohlwollend stimmen sollte. Neben den Tänzen bieten kleine Geschäfte traditionelle Speisen und Souvenirs an. Wer ein typisch japanisches Matsuri-Festival der etwas anderen Art erleben möchte, ist hier genau richtig.
Jinzū River Gorge Park
Neben der Kurobe-Schlucht und der Tateyama-Kurobe-Alpenroute gehören die vom Jinzū-Fluss geprägten Szenerien des Jinzū River Gorge Parks zu den schönsten Natur-Attraktionen Toyamas. Ca. eine Stunde südlich von Toyama-Stadt entfernt sind die vom Fluss durchzogenen, bewaldeten Berge besonders zur Kirschblüten- und Herbstlaubzeit ein Fest fürs Auge.
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