Eine Stunde Autofahrt von Fukuoka und Saga-Stadt entfernt, liegt Ureshino im Süden der Präfektur Saga. Zugegeben, die 26.000 Einwohner-Stadt scheint auf den ersten Blick nicht viel Aufregendes bieten zu können, doch das täuscht: Ihre Ursprünge reichen über 1.000 Jahre in die Vergangenheit zurück und vor allem während der Edo-Zeit florierte die Stadt als Zwischenstation der Nagasaki-Handelsroute. Ureshino ist über Präfekturgrenzen hinweg bekannt für einzigartiges Keramikhandwerk sowie für heiße Quellen, deren alkalisches, mineralreiches Wasser eine hautverbessernde Wirkung haben soll.
Doch das Herz Ureshinos liegt im Anbau von Tee. Dieser begann vor knapp 600 Jahren und machte die Region zu einem der führenden Teehersteller Westjapans. Heutzutage wird dort eine Vielzahl an unterschiedlichen Teesorten kultiviert, aus denen man u.a. grünen, schwarzen, gerösteten oder Oolong-Tee herstellen kann. Vor allem im April und Mai werden die Blätter geerntet, doch sie müssen erst viele Jahre wachsen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Während dieser Monate strahlen die Bäume und Sträucher in einem satten, frischen Grün, was den Frühling zur besten Reisezeit macht.
Eine besondere Teezeit in der freien Natur
Mit dem völlig neuen Konzept des „Teetourismus“ führt Ureshino seine Besucher auf eine spannende Geschmacksreise, während sie gleichzeitig die Chance bekommen, von Tee-Profis mehr über die vielseitige Pflanze zu erfahren. Bei sawa (茶話, „Gespräch beim Tee“) genießen Sie zum Tee passende traditionell japanische Süßigkeiten, während der Sommelier die jeweiligen Besonderheiten und Eigenschaften der verschiedenen Sorten vorstellt.
Dafür gibt es mehrere eindrucksvolle „Teehäuser“, die im Rahmen des sog. chabana-Projektes (茶花, „Blumenarrangement für Teeräume“) entstanden und von üppigen Teesträuchern inspiriert worden sind. Zusammen mit fähigen Teekennern und –bauern, die all Ihre Fragen beantworten, erleben Sie hier eine Tee-Zeremonie der ganz besonderen Art:
Der „Tea Tower“ auf der Ikeda Tee-Plantage ist eine 3 m hohe Freiluftplattform, die inmitten der Teefelder steht und eine herrliche Sicht auf die Ōmura-Bucht liefert. Bei einer Höhe von 390 m über dem Meeresspiegel ist es, als ob man selbst in einer tiefgrünen See steht.
Die „Teelaube des Waldes“ ist umgeben von dichten Bäumen und Gärten. Hier kann man gelassen eine Tasse Tee trinken, sich miteinander unterhalten und die bedächtige Ruhe der Natur genießen.
Das Yoshida-Teehaus besitzt Wände aus Bambus und war früher das Lagerhaus einer traditionellen Töpferei. Sein Charme lädt zum gänzlich neuen Erlebnis einer Teestunde ein.
Um diese Teehäuser, die eher abgelegenen Teefelder und andere Sehenswürdigkeiten zu erkunden, empfiehlt es sich Ureshinos praktisches charin (茶輪, „Tee-Rad“) System zu nutzen. Mit einem Mietfahrrad oder Taxi erreichen Sie leicht und kostengünstig die 13 verschiedenen Teegeschäfte der Stadt. Wanderfreunde, die doch lieber zu Fuß gehen möchten, nutzen am besten den Kyushu OLLE Ureshino-Kurs, der sich exzellent für eine Reise durch Ureshinos Teewelt eignet, da er an einigen Teegeschäften vorbei sowie durch die weitläufigen Plantagen führt. Am Startpunkt der Wanderroute, der ehemaligen Hizen Yoshidayaki Töpferei-Lagerhalle, können Sie Ihren Tee im Geschäft „Hocha“ direkt to go bestellen.
Eine einzigartige Erfahrung für jeden Tee-Liebhaber
Wer doch mehr Zeit in dieser verträumten Stadt verbringen will, für den ist chahaku (茶泊, „Tee-Übernachtung“) genau das Richtige. Dies ist ein Programm, welches über zwei Tage und eine Nacht geht und ganz im Zeichen des Tees steht. Ein sogenannter „Tee-Butler“ versorgt Gäste mit Willkommensgetränken, begleitet sie zu Teeplantagen und führt eine besondere Tee-Zeremonie in einem ausgewählten Tee-Zimmer durch. Dabei genießen Sie leckere Gerichte, die den Geschmack der jeweiligen Sorten besonders hervorheben. Im Anschluss entspannen Sie sich in einer von Ureshinos wohltuenden heißen Quellen und lassen die Geschehnisse des Tages noch einmal Revue passieren.
Wie Sie sehen, geht es in diesem aufregenden Konzept des Tee-Tourismus nicht einfach nur um Tee trinken oder kaufen. Es geht darum, den Geist dieses Getränkes, seiner Herstellung und seiner Zubereitung zu spüren, seine Essenz zu erfassen und mit ihr in Berührung zu kommen, während man gleichzeitig etwas über die Kultur und Geschichte einer typisch japanischen und doch vollkommen einzigartigen Stadt lernt.
Wie man nach Ureshino kommt:
Mit dem Auto:
1 Stunde vom Flughafen Fukuoka oder Flughafen Saga, ca. 30 Minuten vom Flughafen Nagasaki (über die Autobahn).
Mit Bus und Bahn:
Limited Express Train von Hakata Sta. bis Takeo Onsen Sta. oder Hizen-Kashima Sta. (ca. 1 Std.). Anschließend Weiterfahrt mit dem Bus bis Ureshino Onsen Sta. (ca. 30-40 Minuten).
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