Nördlich des Tenjin-Gebiets in Fukuoka eröffnete 1955 der „Nagahama-Frischfischmarkt“ seine Pforten, die Bucht von Hakata überblickend. Inzwischen zählt er zu den führendsten Fischmärkten Japans. Über 300 Sorten frischer Fisch aus der Genkai-See und dem Japanischen und Ostchinesischen Meer werden dort jedes Jahr angeboten. Von dort aus wird der Fisch in der Metropolregion Fukuoka, aber auch in Regionen wie Kansai und Kantō landesweit verkauft. Besonders der in den reichen Gewässern der Genkai-See gefangene Fisch gilt als ausgezeichnet: Vom ständigen Auf und Ab der ruppigen See umgeben, wird das Fischfleisch besonders straff. Nicht umsonst wird der Markt als „Fukuokas Küche“ bezeichnet, denn die Stadt selbst ist als „Stadt des leckeren Fischs“ bekannt.
In der Markthalle, die sich in der Mitte des Markts erhebt, gibt es auch Platz, der frei verfügbar von jedem genutzt werden kann. Im Erdgeschoss sind Restaurants, in denen Besucher frischen Fisch und Meeresfrüchte essen können, sowie Souvenirshops rund um Fisch.
Im obersten Stockwerk des Gebäudes gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus man die Insel Shikanoshima und den Fukuoka Dome überblickt.
Der Watching Plaza [uocchingu puraza 魚っちんぐプラザ, das Kanji für „Fisch“ wird schriftsprachlich uo gelesen; Anm. d. Red.] im oberen Stockwerk stellt einige leicht verständliche Informationen über Fisch auf Schautafeln und Bildern zur Verfügung. Unter anderem erfährt man, wie der Fischmarkt funktioniert, welche veschiedenen Fischereimethoden und Fischsorten es in Japan gibt, wie Fisch zubereitet werden kann und welche Nährwerte er hat. Besucher lernen hier auf unterhaltsame Art und Weise mehr über die japanische Fischereikultur.
Den Fischmarkt mit den fünf Sinnen erleben
Der Nagahama-Fischmarkt ist ein Großhandelsmarkt und regulär nicht für Besucher zugänglich. Im Rahmen des „Tags der Bürger-Anerkennung“ wird er jedoch jeden zweiten Samstag im Monat für ein allgemeines Publikum geöffnet, um so das Interesse am Verzehr von Fisch zu steigern.
Der Markt wird an diesen Samstagen um 9 Uhr morgens geöffnet, doch schon früher drängen sich in der Umgebung des Markts zahlreiche Besucher mit Kühltruhen und großen Einkaufstauschen. Wohl an, auf in die Markthalle zu den Händlern. Pünktlich zur Öffnung warten bereits viele Besucher auf den Einlass. Frische Meeresfrüchte sind an beiden Seiten aufgebahrt und die Stimmen der Händler füllen den Raum mit Leben. Insbesondere Schnäppchen sind oft vor 10 Uhr schon vergriffen.
Besonders viel Aufmerksamkeit zieht eine Vorführung um 9:30 Uhr auf sich, bei der ein Thunfisch zerlegt wird. Dieser wird bereits vor der Aufführung aufgehängt, für Fotozwecke. An dem Tag, als die Autorin den Markt besuchte, wog der vorgeführte Thunfisch 67,3 kg und stammte aus Gotō in der Präfektur Nagasaki. Sein Umfang war so groß, dass ein Kind ihn nicht einmal hätte umfassen können.
Die Vorführung beginnt mit der Erklärung der Werkzeuge und des Thunfischs durch den sogenannten General. „Einen frischen Thunfisch erkennt man an seinem schwarzen Rücken. Viele Fische werden in drei Teile filetiert, Thunfisch jedoch in fünf. Weil er so groß ist, benutze ich ein Messer, das wie ein Katana aussieht, um ihn zu zerlegen.“ Die humorvollen Erzählungen des Generals sind sicher Teil des Erfolgsgeheimnisses der Vorstellung.
Mit flinken Händen wird der Thunfisch schnell zerlegt, mit Feingefühl und Dynamik… Wenn man Sashimi isst, hat man ja keine Vorstellung von dem Körper eines Thunfischs, wie er hier zerteilt wird.
Einzigartig ist, dass der Verkauf der Teile schon hier bei der Vorstellung beginnt. „Wer diesen Teil hier (neben den Kiemen) haben will, hebt bitte die Hand!!“ An solche Stücke kommt man nicht in jedem Supermarkt, erst recht nicht so günstig, es gibt viele Interessenten. Daher kommt das Janken-System [Janken ist die japanische Variante von Schere, Stein, Papier; Anm. d. Red.] zum Einsatz, und die Gewinner dürfen die gewünschten Stücke erwerben. Selbst das Rückgrat, der Kopf und die Schwanzflosse wurden verkauft. Man sagt, diese soll gekocht sehr schmackhaft sein.
Das Finale der Auktion bildeten natürlich die Filets, aus denen Sashimi-Stücke geschnitten werden, sowie das halbfette und das fette Thunfischfleisch.
Außerdem gibt es Erlebnisangebote, bei denen Besucher den Fisch beurteilen lernen (bei großem Andrang werden die Teilnehmer per Lotterie ausgewählt). In der O-gyo san tenji kōnā お魚さん展示コーナー (Fisch-Ausstellungs-Ecke) werden saisonal verfügbare Fische und Meeresfrüchte nebeneinander aufgereiht präsentiert. Bei Kindern ist besonders die O-sakana fureai kōnā お魚ふれあいコーナー (Ecke zum Fisch-Anfassen) beliebt, wo man die Fische berühren kann.
Über den Nagahama-Fischmarkt
Adresse: Stadt Fukuoka, Bezirk Chūō, Nagahama 3-11-3
Telefon: +81 (0)92 711 6414
http://nagahamafish.jp/
Dieser Artikel erschien am 01.12.2017 bei Tenjin Site und wurde für die Veröffentlichung bei JAPANDIGEST aus dem Japanischen übersetzt und nachbearbeitet.
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