Im Süden der Präfektur Wakayama auf der Kii-Halbinsel liegt die Region Kumano, die seit 1.200 Jahren als Wohnstätte der japanischen Götter und als spiritueller Kern Japans gilt. Ein Netzwerk von alten Pilgerwegen, auch kodō genannt, führt über die Halbinsel hinweg. Das Ziel der Pilger einst und heute sind die drei Großschreine von Kumano, die Kumano Sanzan. Seit 2004 sind die meisten der Kumano Kodō-Pilgerwege und die Kumano Sanzan als Teil des UNESCO Kulturerbes „Heilige Stätten und Pilgerwege in der Kii-Bergkette“ anerkannt. Einer dieser Pilgerwege ist der Nakahechi-Weg, der in den letzten Jahren in internationalen Rankings zum beliebtesten Wanderweg in Japan gekürt wurde.
Unterwegs nach Kumano
Ein paar Stunden südlich von der lauten und geschäftigen Metropole Ōsaka entfernt liegt die Kii-Halbinsel mit ihrer bergigen Landschaft voller natürlicher Schönheit, Ruhe und heiliger Stätten mit mystischer Anziehungskraft. Über diese – mit fast zehntausend Quadratkilometern die größte Halbinsel Honshūs – führt ein weitläufiges Netzwerk von alten Pilgerwegen – der Kumano Kodō.
Die Pilgerwege führen nach Süden zu den Kumano Sanzan, den drei Großschreinen von Kumano. Seit über 1.200 Jahren ziehen sie Scharen von Gläubigen an, die dem Ruf von Kumano als einem heiligen Verweilort der Götter und Oase der Heilung folgen oder die auf der Suche nach Seelenfrieden sind.
Bis zum Horizont erstrecken sich die 1.000 bis 2.000 Meter hohen, waldbedeckten Berge, durchschnitten von tiefen Tälern, in denen unzählige Flüsse und majestätische Wasserfälle rauschen. Das grüne Meer der Zedern- und Zypressenwälder, hier und da mit Mischwald durchsetzt, reicht bis an die schroffe Küste des Pazifischen Ozeans. Die Region ist dünn besiedelt, die Landschaft weitestgehend unberührt und daher auch für Naturliebhaber und Wanderfreunde ein Paradies.
Seit 2004 sind der Großteil der Kumano Kodō-Wanderwege und die Kumano Sanzan Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Kumano hat seither sehr an Beliebtheit gewonnen und sogar die Top-Rankings der attraktivsten Reiseziele weltweit erklommen. Die reizvolle Landschaft und das Kulturerbe der Pilgerregion sind jedoch nicht die einzigen Gründe für Kumanos Beliebtheit. Vielmehr ist es auch die Offenheit des Kumano-Glaubens und die Großzügigkeit der Einwohner gegenüber Fremden. Kumano heißt Pilger und Wanderer auf den uralten Pfaden schon seit Jahrhunderten willkommen und auch die Einwohner bewirten sie in den Herbergen mit der gleichen herzlichen Gastfreundschaft wie damals.
Der Nakahechi-Weg
Der Kumano Kodō ist ein Netzwerk aus sieben Pilgerwegen. Diese führen zu den Kumano Sanzan, den drei heiligen Orten in Kumano. Jeder Schrein hat seinen eigenen Charme. Der Nakahechi-Weg ist der Hauptweg und heutzutage sehr beliebt, weil er voll erschlossen und relativ kurz und einfach zu bewandern ist. Ein weiterer Vorteil des Nakahechi: Er ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Selbst im Winter ist er überwiegend schnee- und eisfrei. Am schönsten ist die Landschaft jedoch im Frühjahr und im Herbst, wenn auch die Wetterbedingungen am besten sind.
Der Nakahechi verbindet die Stadt Tanabe auf der Westseite der Halbinsel, mit Shingū und Nachi auf der Ostseite. Auf der Hälfte der Strecke befindet sich die kleine Stadt Hongū. Dazwischen liegen einige Dörfer malerisch und verschlafen am Wegesrand. Darüber hinaus findet man viele Ōji – kleine Schreine, die oft als „Kinder-Schreine“ der drei Großschreine von Kumano bezeichnet werden.
Diese Ōji waren einst Orte des Gebetes und der rituellen Reinigung und es gab auch Teehäuser und Unterkünfte zum Ausruhen sowie Verpflegung für Mann, Pferd und Ochse. Bis auf einige wenige Schreine erinnern heute meist nur einsame Gedenksteine an das einst geschäftige Treiben. Wo zuvor Teehäuser standen, sind heute freie Plätze ideal für eine kleine Pause oder ein Picknick.
Alle sind willkommen
Die Nakahechi-Route war als Pilgerweg in der Heian-Zeit (794-1185) bei Kaisern im Ruhestand und Aristokraten aus Japans alter Hauptstadt Kyōto sehr beliebt. Diese haben den Hin- und Rückweg ihrer Pilgerreisen mit Gefolge in einem Monat oder länger zurückgelegt. Später waren es Samurai und in der Edo-Zeit (1603-1868) sogar gewöhnliche Bürger, sofern sie eine Erlaubnis zum Reisen von der Regierung erhielten. Eine Pilgereise nach Kumano war allemal ein guter Grund, so tief verwurzelt war der Glaube an die Heiligkeit der Gegend.
Es gibt einige alte Reisetagebücher, deren anschauliche Einträge uns heute teils als Informationstafeln entlang des Weges zugänglich sind. So kann man auch ohne Tour Guide das Kumano von damals lebendig erfahren. Ein Eintrag zum Beispiel beschreibt die Pilgerreisenden in früheren Jahrhunderten als „Ameisenmarsch nach Kumano“, so viele Pilger waren auf dem Kumano Kodō unterwegs.
Die Wurzeln für Kumano als spirituelles Herz von Japan liegen in der Naturanbetung sowie in der Verehrung der Götter (kami) und Ahnen. Nach der Ankunft des Buddhismus in Japan im 6. Jahrhundert begannen buddhistische Mönche die unwegsamen Berge der Halbinsel für ihr asketisches Training zu nutzen. Der shintōistische und buddhistische Glauben verbanden sich und es entstand ein religiöser Synkretismus, der sich durch Harmonie und Offenheit auszeichnete.
Alle Menschen sind in Kumano willkommen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Geschlecht, sozialen Status oder Gesundheitszustand. Das war früher so und es wird auch heute noch so gelebt.
Eine Kette der Gastfreundschaft
Entlang des Nakahechi-Weges gibt es keine großen Hotels, sondern viele kleine, von ortsansässigen Familien betriebene Unterkünfte. Die Betreiber sprechen oft nur wenig Englisch, aber sie heißen Reisende herzlich willkommen: Irrashaimase!
Futon und Yukata, ein leichter Baumwoll-Kimono, sind vorbereitet, grüner Tee und eine kleine, japanische Leckerei stehen auf dem Tisch. Der müde Reisende fühlt sich gleich wohl und ist bereit, das japanische Baderitual in einer heißen Quelle zu erleben. In der Zwischenzeit bereiten die Gastgeber mit Liebe zum Detail das Abendessen, oft ein Kaiseki-Menü (ein leichtes Mahl aus meist saisonalen, lokalen Zutaten), vor.
Auch japanische, saisonale Hausmannskost steht auf dem Speiseplan. Ein Schnäpschen vor dem Essen gefällig? Natürlich Umeshu (ein Pflaumenwein), selbst gemacht. Ume (Japanische Pflaume) ist ebenfalls eine Spezialität der Region. Das bricht das Eis und die Unterhaltung dreht sich dann um die japanische Küche, mittlerweile weltbekannt und beliebt. Man versteht sich schon, wenn es ums Essen geht.
Eine Welt voller kulinarischer Köstlichkeiten
Viele kleine Schüsseln mit frisch zubereiteten Köstlichkeiten und die eine oder andere lokale Spezialität füllen den Tisch. Wie wäre es zum Beispiel mit Meharizushi, Reis umwickelt mit eingelegten, würzigen Takana-Blättern? Auch Kumano-Rind, Maguro (Thunfisch) frisch vom Fischmarkt in Katsuura, oder Ayu und Amago-Fisch vom lokalen Fluss sehen sehr lecker aus. Dazu ein Glas Sake gebraut in Kumano!
Zufrieden sinkt man in den Futon und ist schon neugierig auf das Frühstück, das wieder aus einer warmen, mit Liebe zubereiteten Mahlzeit besteht. Als Proviant für unterwegs gibt es Onigiri mit verschiedenen Füllungen oder ein spezielles Kumano Kodō-Bentō!
So lässt es sich in Kumano ganz ohne Sorge wandern, denn Omotenashi, den Inbegriff der japanischen Gastfreundschaft, nehmen die Einheimischen wörtlich, ganz zum Wohl ihrer Gäste!
Für mehr Informationen zu Anfahrt und weiteren Sehenswürdigkeiten der Präfektur Wakayama klicken Sie auf das Logo des offiziellen Wakayama Reiseführers “Visit Wakayama” (Deutsch)!
Weitere Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten und Reservierungen auf dem Kumano Kodō gibt es bei Kumano Travel (Englisch)!
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