Ein Ort, auf den ich mich bei meiner vergangenen Kyūshū-Rundreise ganz besonders gefreut habe, ist das Städtchen Beppu, gelegen in der Präfektur Ōita. Mit über 3700 natürlichen heißen Quellen und 168 öffentlichen Bädern ist es ein wahres Onsen-Paradies. An keinem anderen Ort in Japan lassen sich so viele heiße Quellen finden wie in Beppu. Schon lange wollte ich dieses Stadtbild, das vom aufsteigenden Dampf des heißen Thermalwassers geprägt ist, einmal ganz aus der Nähe sehen. Und natürlich im Ryokan übernachten, im Onsen entspannen und Beppus kulinarische Köstlichkeiten genießen. Wellnessurlaub auf Japanisch, um es zusammenzufassen.
Die Reise führt nach Kannawa Onsen
Für unseren Aufenthalt in Beppu hatte ich bereits im Voraus zwei Unterkünfte für jeweils eine Nacht gebucht. Was ich vorher nicht wusste: Beide befanden sich im Stadtteil Kannawa und lagen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Zufall? Einerseits bestimmt, doch andererseits auch kein Wunder. Schließlich gibt es in Kannawa Onsen ganz besonders viele heiße Quellen, weshalb sich hier zahlreiche Unterkünfte mit eigenen Onsen-Bädern finden lassen. Auch Beppus Sehenswürdigkeiten, die „Höllen von Beppu“ befinden sich zum Großteil in Kannawa. Wie praktisch!
Vom JR Bahnhof Beppu aus erreicht man Kannawa innerhalb von 20-30 Minuten mit dem Bus. Da es sich um ein beliebtes Touristenziel handelt, wird der Stadtteil von mehreren Linien angefahren. Sich im Voraus einen genauen Zeitplan zu machen, ist also absolut nicht nötig. Wir erreichten unser Ziel gegen Mittag und konnten unser Gepäck zum Glück schon vor dem Check-In in der Unterkunft abgeben. Zeit für eine erste Erkundungstour.
Kannawa Onsen ist ein wunderbar entspanntes und sehr idyllisches Viertel. Hier gibt es zahlreiche enge Gassen, die von Ryokans und Minshukus, öffentlichen Bädern, Restaurants und Cafés sowie kleinen Läden gesäumt sind. Dank der Lage an einem Berghang ist der Weg mitunter ganz schön steil. Besonders charakteristisch für die Szenerie ist natürlich der viele Wasserdampf, der aus den Abwasserleitungen der öffentlichen Bäder und Onsen-Unterkünfte und sogar aus den Gullideckeln emporsteigt. Auch wenn der schwefelige Geruch etwas gewöhnungsbedürftig ist: Er erinnert einen sofort daran, an einem Kurort zu sein und erweckt die Vorfreude auf ein entspanntes Bad im Onsen.
Obwohl wir zunächst geplant hatten, uns die Stadt als ganzes anzusehen, so haben wir letztendlich beide Tage in Kannawa verbracht und die Zeit sehr genossen. Gerade im Februar schließen zwar fast alle Läden und auch die „Höllen“ bereits um 17 Uhr, doch so bleibt immerhin noch Zeit für entspannte Spaziergänge und natürlich Onsen. Was haben wir also in Kannawa Onsen schönes gemacht und erlebt?
„Die Höllen von Beppu“
Als Hauptsehenswürdigkeit der Stadt gelten die sogenannten “Höllen von Beppu”, auf Japanisch jigoku. Und man wäre nicht in Beppu, würde sich auch hier nicht alles rund um die heißen Quellen drehen. Die Höllen sind jedoch kein Ort zum Baden, sondern bieten unterschiedliche Naturspektakel, die durch die vulkanische Aktivität der Gegend hervorgebracht werden. So gibt es zum Beispiel in der einen blutrotes Wasser, in der anderen tiefblaues und in der nächsten intensiv blubbernden Matsch. Da jede Hölle ihr eigenes Highlight bereithält, lohnt sich der jiguku meguri, der “Höllenrundgang”. Für 2.000 Yen gibt es ein Paket mit Tickets für 7 verschiedene Höllen, die man dann innerhalb von zwei Tagen besichtigen kann. Eine lohnenswerte Investition, besonders für Naturliebhaber. Die blubbernden Quellen sind schließlich äußerst beeindruckend, sogar ein Geysir ist mit dabei. Für Besucher wird zudem einiges geboten: So kann man zum Beispiel Stempel sammeln, Fische, Pflanzen und sogar Krokodile entdecken oder in einem Fußbad entspannen. Auch die obligatorischen omiyage (Mitbringsel) lassen kaum einen Wunsch offen. Durchaus touristisch, aber dennoch sehr zu empfehlen.
Weitere Informationen zu den “Höllen von Beppu” finden Sie hier.
Beppus kulinarische Köstlichkeiten, natürlich auch mit Onsen-Einfluss
Ein weiteres Highlight in Beppu war die lokale Küche, die mit vielerlei Köstlichkeiten überzeugen konnte. Auch hier lässt sich der Einfluss der heißen Quellen nicht verleugnen: In Onsen-Wasser gedämpfte Speisen werden in zahlreichen Restaurants und Unterkünften angeboten; es gibt sogar Restaurants, in denen man sich sein Essen selbst unter Anleitung dämpfen kann. In einem gemütlichen Café entdeckten wir zum Beispiel frisch gedämpften Kuchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, in unserem Ryokan wurden wir ebenfalls mit Onsen-Kuchen empfangen und in einem entsprechenden Restaurant konnten wir Eier, Fisch, Fleisch und Gemüse dämpfen. Eine ganz besondere Erfahrung für alle Sinne. Das Dämpfen im Onsen-Wasser nennt sich übrigens jigoku mushi: Höllen-Dämpfen.
Doch Beppu punktet noch mit weiteren Leckereien: Dango-jiru ist zum Beispiel eine äußerst aromatische Suppe mit Miso-Brühe und Dumplings, und Toriten sind im Teigmantel frittierte Hähnchenstücke.
Im Onsen entspannen: Für jeden Geschmack das richtige Bad
Beppu lockt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Onsen-Bäder. So gibt es zum Beispiel für wenig Geld schon Zugang zu gewöhnlichen, gemischten oder geschlechtergetrennten Bädern. Fußbäder (ashi yu) findet man fast überall kostenlos. Perfekt, um seine müden Beine zwischendurch kurz zu entspannen. Natürlich gibt es auch hochklassige öffentliche Bäder mit einer großen Auswahl unterschiedlicher Becken, die sich zum Beispiel durch Wassertemperatur oder Mineralgehalt voneinander unterscheiden. Das berühmte Hyotan Onsen wurde sogar mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet und verfügt unter anderem über ein Wasserfallbad, ein Granitbad und ein Dampfbad. Wer gerne ganz entspannt baden möchte, dem empfehle ich, eines der Familienbäder (kazoku onsen) zu reservieren. Diese gibt es sogar als Open Air Bäder (rotenburo), mit eigenem kleinen Dampfbad. Nicht zuletzt bieten die Unterkünfte ebenfalls heiße Bäder an, die im Übernachtungspreis inbegriffen sind. Manchmal teilt man sich mit anderen Hotelgästen ein Onsen, manchmal kann man dieses aber auch für einen gewissen Zeitraum reservieren oder hat sogar sein eigenes kleines Bad auf dem Zimmer. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.
Die Szenerie genießen
Kannawa bietet nicht zuletzt zahlreiche Gelegenheiten für gemütliche Spaziergänge. So sind wir zum Beispiel ein wenig den Berg hinauf spaziert und haben einen Aussichtspunkt gefunden, von dem aus wir einen tollen Blick über Beppu hatte. Ein kleines Highlight im Februar: Die ersten blühenden Kirschbäume, dazu der erste Schnee des Jahres. Ein Anblick, den ich so schnell bestimmt nicht vergessen werde.
Wer auf der Suche nach einem richtig entspannten Ort in Japan ist und sich für Onsen, Natur und leckeres Essen begeistern kann, dem kann ich Beppu und insbesondere Kannawa Onsen nur empfehlen!
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