Platz reservieren: Wer zuerst kommt, hanami-t zuerst
So, wie das hellzarte Rosa der Kirschblüten zu Hanami gehört, gehört auch das starke Blau der Sitzplanen aus Plastik dazu. Das leuchtet selbst dann noch durch, wenn die Massen darauf Platz genommen haben.
Da in Japan gerade in großen Firmen die Studienabgänger zum 1. April eingestellt werden, ist ihre erste offizielle Aufgabe oft, mithilfe der blauen Planen schöne Sitzplätze für die Firma unter den Kirschbäumen freizuhalten – oft sogar über Nacht, denn reserviert ist reserviert, und gute Plätze sind sehr begehrt.
Hanami in Gesellschaft: Mit Familie, Freunden oder Kollegen?
Die Kirschblüten sind insgesamt etwa drei Wochen geöffnet, und die meisten Japaner gehen besonders während der vollen Öffnung (mankai 満開) mehrmals zum Hanami.
Mit den Kollegen die Kirschblüte zu betrachten ist dabei meist Pflicht. Aber auch hier geht es ausgelassen zu, es wird viel getrunken, gegessen, gesungen und gelacht. Ein gemeinsames unbeschwertes Hanami stärkt den Zusammenhalt.
Privat trifft man sich mit Familien und Freunden zum Hanami, oft beim Sakura-Fest im eigenen Viertel oder im nahegelegenen Park. Beliebt sind auch Ausflüge in nahe gelegene oder aber für die Kirschblüte berühmte Orte. Man spaziert durch die weiße Pracht und hält anschließend ein klassisches Hanami-Picknick ab. Besonders ältere Frauen tragen zu Ehren der Kirschblüte den traditionellen Kimono.
Genuss: Saisonales Essen, viel Alkohol und Musik
Üblicherweise bringen alle zum Hanami etwas zu essen mit, es wird geteilt. Das können jahreszeitenspezifische Spezialitäten sein, selbstgekochtes oder Kleinigkeiten, die man schnell im Kombini gekauft hat, sowie exquisite Leckereien wie Kuchen, Tortenstücke oder Petits Fours aus der Patisserie – Hauptsache, möglichst viele können davon essen.
Auch Abwechslung ist wichtig: Hanami dauert bei Sonnenschein gerne mehrere Stunden, und dabei sollte das Essen nicht ausgehen. Man isst also nicht gleich alles auf, sondern lässt sich Zeit.
Dazu wird auch viel Alkohol getrunken – und an manchen Orten sogar gesungen, zum Beispiel beim Hanami am Shinobazu-Teich in Ueno! Oft bringen die Hanami-Gruppen Lautsprecher mit und spielen japanische Schlager, sogenannte Enka. Mehr Alkohol macht die Zunge locker – aber auch müde. Kein Wunder also, dass sich der eine oder andere Kirschblütenbetrachter auf seiner blauen Plastikplane zusammenrollt und ein Nickerchen hält…
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