Mit über 3,7 Millionen Einwohnern trägt das südlich von Tōkyō gelegene Yokohama nicht nur zum unfassbaren Ausmaß des Großraumes der japanischen Hauptstadt und der Kantō-Region bei, es ist auch Hauptstadt der Präfektur Kanagawa und Japans zweitgrößte Stadt. Aufgrund der praktischen Lage an der Bucht von Tōkyō war und ist der Hafen von Yokohama ein bedeutender Umschlagplatz für den Handel und die (inter)nationale Schifffahrt, sowie ein beliebtes Tagesausflugsziel von Tōkyō aus: Eine Bahnfahrt mit einer der zahlreichen Direktverbindungen dauert gerade einmal 30 Minuten.
Früher, bevor Japan nach der forcierten Öffnung durch die Amerikaner Ende der 1850er Handelsbeziehungen mit anderen Ländern aufnahm, war Yokohama ein kleines Fischerdorf, deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Mit der Errichtung des praktisch gelegenen Hafens wuchs die Stadt zum Zentrum des kommerziellen Handels (insbesondere für den Im- und Export von Seide und Tee) und wandelte sich zu einem der wenigen Tore Japans in die Welt, an dem sich zahlreiche ausländische Händler und Diplomaten niederließen. Der Einfluss der Ausländer und Expats spiegelt sich bis heute in diversen Vierteln und ihrer Architektur wider.
Vom Fischerdorf zur Weltmetropole
Das große Kantō-Erdbeben von 1923, welches unzählige Orte der Region in Schutt und Asche legte, verwüstete auch Yokohama schwer. Zwar konnte die Stadt im Anschluss mehr oder weniger originalgetreu wiederaufgebaut werden, doch der Fokus der Wirtschaft verschob sich nebst kommerziellem Im- und Export zum Aufbau einer großen Industriestadt, insbesondere für die Chemie-Branche.
Yokohama blieb von den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges ebenfalls nicht verschont: 42 % der Stadt wurden dabei zerstört. Die Alliierten beschlagnahmten nahezu alle Hafeneinrichtungen und viele Teile der Stadt. Im Zuge des Wirtschaftsaufschwunges der darauffolgenden Jahrzehnte beeindruckte Yokohama mit einem rapiden Wirtschaftswachstum sowie einem beispiellosen Modernisierungs- und Urbanisierungsprozess. Auch die Zahl der Einwohner wuchs stetig an, nicht zuletzt aufgrund der praktischen Nähe zur Hauptstadt Tōkyō.
Es ist eine vergleichsweise junge und moderne Stadt, was sich auch im Aufbau Yokohamas widerspiegelt. Reisende finden dort eher wenige traditionelle Tempel oder andere historische Stätten, dafür umso mehr zeitgenössische Architektur, große Einkaufs- und Vergnügungsviertel sowie Einflüsse und Zeugnisse des nautischen Erbe Yokohamas sowie seinen ausländischen Einwanderern.
Spannende Sehenswürdigkeiten der Großstadt
Wenn Sie einen Tag oder zwei in Yokohama verbringen möchten, dann ist der Bahnhof Yokohama ein guter Startpunkt. Nicht nur ist er einer der meist frequentierten Bahnhöfe des Landes, von hier erreichen Sie gut und schnell die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Von den Einheimischen wird der Bahnhof übrigens gerne auch „Yokohamas Sagrada Familia“ genannt – denn es gibt immer irgendwo eine Baustelle.
Inhaltsverzeichnis
Hafenbezirk „Minato Mirai 21“
Yokohamas wohl bekannteste und am meisten besuchte Sehenswürdigkeit ist der Hafenbezirk „Minato Mirai 21“, was soviel wie „Hafen der Zukunft“ bedeutet. Diesen zeichnet vor allem seine außergewöhnliche Architektur und direkte Nähe zum Hafen von Yokohama aus. Das zentrale Gebiet wurde bis in die 1980er-Jahre als große Schiffswerft genutzt, bis großzügige Modernisierungspläne daraus das heutige Geschäfts- und Vergnügungsviertel machten.
In direkter Anbindung zum Bahnhof Yokohama ist Minato Mirai Schauplatz zahlreicher Attraktionen, es verfügt über ein Messegelände, renommierte Hotels, große Shoppingzentren, Parks und viele Museen. Wer ein Foto der Skyline von Yokohama sieht, blickt meist auf das Lichterspiel dieses maritimen Ortes. Wir stellen Ihnen die besten Attraktionen Minato Mirais vor!
Yokohama Landmark Tower
Mit knapp 296 m Höhe und 70 Stockwerken war der 1993 erbaute Yokohama Landmark Tower Japans höchster Wolkenkratzer, bis er 2013 vom Abeno Harukas in Ōsaka abgelöst wurde. In den unteren Etagen befindet sich ein großes Einkaufszentrum, darüber Hotels und Büroräume. Auf der 69. Etage können Sie vom „Sky Garden“ aus (bis zur Fertigstellung des Tōkyō Skytree auch die höchste Aussichtsplattform des Landes) auf die Dächer Yokohamas blicken und bei gutem Wetter sogar bis nach Tōkyō und den Fuji sehen.
Museumsschiff Nipponmaru und Yokohama Port Museum
In der Nähe des Landmark Towers befindet sich das Museumsschiff Nipponmaru. Es wurde 1930 gebaut und diente im Zweiten Weltkrieg als Frachtschiff, bevor es im Anschluss als Segelschulschiff genutzt wurde. Seit 1984 liegt es am Hafen von Yokohama vor Anker und kann von Reisenden besichtigt werden. Direkt daneben liegt das Yokohama Port Museum, ein relativ neues Gebäude, welches anschaulich die Geschichte und die bedeutende Rolle des Hafens erklärt.
Cosmo World und World Porters
Von der Nipponmaru aus führt eine Brücke und eine von Kirschbäumen gesäumte Allee zum großen Einkaufszentrum World Porters, wo Sie Ihre Shoppingwünsche in über hundert Geschäften und Restaurants erfüllen können. Von Weitem werden Sie das große Riesenrad erkennen, welches ein fester Bestandteil der Skyline Minato Mirais geworden ist. Das Riesenrad namens Cosmo Clock gehört zum kleinen Vergnügungspark Cosmo World, der auch eine Wildwasserbahn und eine Achterbahn beherbergt. Beide Orte sind besonders bei Schülern beliebt, die nach dem Unterricht dort ihren Nachmittag verbringen.
Akarenga
Das „Yokohama Red Brick Warehouse“, auch Akarenga („roter Backstein”) genannt, war nach dessen Errichtung Anfang des 20. Jahrhunderts ein Zentrum zur Zollabfertigung und Warenlagerung im Rahmen des regen Schiffsverkehrs am Hafen von Yokohama und bestand aus zwei großen Lagerhallen. Als diese Anfang der 1990er in den Besitz der Stadt Yokohama übergingen, wurden sie intensiv umgestaltet und 2002 unter dem heutigen Namen eröffnet.
In den Gebäuden befinden sich zahlreiche Geschäfte, Cafés und Restaurants. Wenn Sie extravagante Souvenirs für Freunde und Familie kaufen möchten, sind Sie hier an der richtigen Adresse. Darüber hinaus finden dort regelmäßig Kunstausstellungen, Konzerte, Messen und Festivals statt, u. a. ein jährliches von Deutschland inspiriertes Oktoberfest sowie ein Weihnachtsmarkt.
Yamashita Park und Marine Tower
Der Yamashita Park wurde 1930 entlang der Hafenpromenade eröffnet und beherbergt historische Denkmäler, Wasserspiele und Blumenbeete, die zum Spazieren und Entspannen einladen. In der Nähe befindet sich weiterhin der Yokohama Marine Tower, ein über 100 m hoher Aussichtsturm, der bei Nacht in verschiedenen Farben erleuchtet wird.
Museumsschiff Hikawamaru
Wenn Sie entlang der Promenade des Yamashita Parks laufen, werden Sie dieses mächtige Schiff schnell entdecken. Das Museumsschiff Hikawamaru wurde 1929 erbaut und war früher ein Passagierschiff, das zwischen Yokohama und den USA verkehrte und auf der sogar schon Charlie Chaplin reiste. Nach dem Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg diente das Schiff als Lazarett und war eines der wenigen Schiffe, die den Krieg unbeschadet überstanden. Im Anschluss diente die Hikawamaru als Fracht- und Passagierschiff, bis sie ab 1960 stillgelegt und dauerhaft vor dem Yamashita Park vor Anker gelegt wurde. Heutzutage ist sie ein Hotel, Restaurant und Museum.
Ōsanbashi Pier
Der Ōsanbashi Pier liegt nur einige Gehminuten vom Yamashita Park entfernt und ist Yokohamas ältester Pier. Entstanden ist er Ende des 19. Jahrhunderts mit der Gründung des Hafens und wird heutzutage als großes Passagierterminal für die nationale und internationale Schifffahrt genutzt. Dort legen vor allem große Kreuzfahrtschiffe an, wie etwa die Queen Elizabeth. Den Terminal selbst können zwar nur Passagiere betreten, doch es gibt eine öffentlich zugängliche Plattform und Terrasse, von wo man besonders zum Sonnenuntergang einen herrlichen Blick auf Minato Mirai und das Meer hat.
Akai Kutsu Busrundfahrt
Mit dem Akai Kutsu-Bus können Sie in kurzer Zeit die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt auf verschiedenen Routen besichtigen und dabei die historische und moderne Seite Yokohamas kennenlernen. Der Name dieser Sightseeing-Tour bedeutet „Rote Schuhe“ (akai kutsu, あかいくつ) und basiert auf einem alten Kinderlied der 1920er-Jahre, in dem ein junges Mädchen mit roten Schuhen von Ausländern in ein fremdes Land mitgenommen wurde.
Auch wenn es eine rege Debatte über die Entstehungsgeschichte und den Wahrheitsgehalt gibt, so basiert das Lied angeblich auf das Leben eines Mädchens namens Iwasaki Kimi, das Anfang des 20. Jahrhunderts von ihren verarmten Eltern an ein amerikanisches Pärchen übergeben wurde, die sie mit in die USA nehmen wollten. Doch wegen einer Tuberkulose-Erkrankung blieb sie in einem Waisenhaus, wo sie letztlich – ohne dass ihre Eltern je davon erfuhren – starb. Kimis Geschichte wurde erst in den 1970er-Jahren öffentlich bekannt, als eine Fernsehreportage darüber berichtete. 1979 wurde dem Mädchen zu Ehren eine Statue im Yamashita Park errichtet.
Yokohama China Town
Auch Chūkagai („Chinesenviertel“) genannt, ist Yokohama China Town eines der größten Sehenswürdigkeiten Yokohamas. Hier finden Sie ein buntes, lautes Treiben unzähliger chinesischer Restaurants, Kneipen und Geschäfte in engen und farbenfroh dekorierten Straßen, die besonders bei Nacht eine faszinierende Atmosphäre bieten. Mit dem Bau des Hafens von Yokohama ließen sich vor allem Händler aus dem nahe gelegenen China in diesem Teil des Hafengebiets schnell nieder, der heute fast ausschließlich ein Geschäftsviertel ist.
Die vier Eingänge zum Viertel werden durch prächtige Tore gekennzeichnet, während im Zentrum der Tempel Kanteibyō steht, der 1873 von den chinesischen Siedlern erbaut und dem chinesischen Gott des Wohlstandes und der guten Geschäfte gewidmet ist.
China Towns Hauptattraktion ist wohl sein vielfältiges kulinarisches Angebot in Form von Restaurants und Imbissbuden, wo man sowohl authentische als auch an den japanischen Geschmack angepasste chinesische Küche zu erschwinglichen Preisen genießen kann. Im Februar werden hier Paraden und Feste zum chinesischen Neujahr gefeiert.
Diplomatenviertel Yamate
Das Viertel Yamate liegt im östlichen Teil Yokohamas zwischen den Bahnstationen Motomachi-Chūkagai, Ishikawachō sowie Yamate und beginnt unweit vom Yamashita Park und China Town. Wie bereits erwähnt, gehörte Yokohama in den Anfängen des internationalen Handels Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts zu den wenigen Orten in Japan, an denen sich Ausländer niederlassen und Handel treiben konnten.
Während sich chinesische Händler vor allem im heutigen China Town niederließen, taten dies westliche Händler sowie Diplomaten im hügeligen Yamate. Diese Expats beeinflussten das Bild der Gegend stark, was sich an den vielen internationalen Schulen, christlichen Kirchen und alten Residenzen im westlichen Baustil beobachten lässt. Viele der letzteren, auch „Bluffs“ genannt, lassen sich besichtigen.
Harbor View Park und Ausländerfriedhof in Yamate
Am höchsten Punkt des Viertels Yamate befindet sich der „Harbor View Park“ (Minato-no-mieru oka kōen), der inmitten eines kleinen Parks ein tolles Panorama des Hafens und auf die Yokohama Bay Bridge bietet. Eine weitere „Rarität“ ist der sog. Ausländerfriedhof, in dem früher die ausländischen Expats beerdigt wurden. Dieser ähnelt einem typischen Friedhof in Deutschland und ist ein interessantes Zeugnis der faszinierenden Geschichte Yokohamas.
Gärten, Museen und Zoos
Sankeien-Landschaftsgarten
Als Japan für den ausländischen Handel geöffnet wurde, war eines seiner stärksten Exportgüter Seide. Der Geschäftsmann Hara Sankei, welcher durch den Handel mit dem Stoff großen Reichtum erlangte, ließ einen heute 175.000 m² großen Landschaftsgarten im Stadtteil Naka (unweit der Bahnstationen Yamate und Negishi) erbauen.
Der Sankeien besteht aus einem inneren und einem äußeren Garten, in denen verschiedene historische Bauwerke und Strukturen sowie wichtige nationale Kulturgüter eingebettet wurden, die teilweise aus anderen Teilen Japans wie Kyōto oder Kamakura dorthin verlegt wurden. Besonders zur Kirschblütenzeit und zur Herbstlaubfärbung entfalten sich prächtige Farben- und Lichtspiele, was den traditionellen Garten zu einem sehr beliebten Fotospot macht. Außerdem finden sich im Sankeien mehrere Teehäuser und eine kleine Kunstgalerie.
Yokohama Cupnoodles Museum
Das berühmte Cupnoodles Museum erzählt die Entstehungsgeschichte der weltweit bekannten Instant-Nudeln des großen Lebensmittelherstellers Nissin und das Leben des Erfinders, Andō Momofuku. Spielerisch und anschaulich können Gäste die Gedankengänge des Erfinders bei der Herstellung der ersten Instant-Nudeln und die innovative Weiterentwicklung der Produkte nachvollziehen. Highlight ist ein großer Workshop-Bereich, wo man sich aus verschiedenen Zutaten seinen ganz persönliches Instant-Rāmen zusammenstellen kann.
Shin-Yokohama Rāmen Museum
Diese Food Court-ähnliche Einrichtung wurde 1994 im Viertel Shin-Yokohama eröffnet und ist kein Museum im eigentlichen Sinne. Es widmet sich vollends der schmackhaften Vielfalt japanischer Nudelsuppen. Die große Halle ist den rustikalen Gassen Tōkyōs des Jahres 1958 nachempfunden, dem Jahr, in dem die Instant-Nudeln erfunden wurden. Hier finden Sie viele Stände und Läden berühmter japanischer Rāmen-Restaurants, die regionale Variationen der Suppen von Kyūshū bis Hokkaidō anbieten. Auch Workshops zur Herstellung von Rāmen-Nudeln werden angeboten.
Yokohama Museum of Art
Nahe des Yokohama Landmark Tower im Bezirk Minato Mirai liegt eines der größten Kunstmuseen Japans, dessen außergewöhnliches Gebäude vom japanischen Star-Architekten Tange Kenzō entworfen wurde. Das Museum legt seinen Fokus auf moderne und postmoderne Kunst und Fotografie ab dem späten 19. Jahrhundert.
Zoorasia
Dieser relativ neue Zoo gehört zu Japans größten und modernsten Einrichtungen, in der eine Vielzahl an heimischen und exotischen Tieren in ihren natürlichen Habitaten ähnelnden Gehegen gehalten werden. Der Zoo ist in acht große ökologische Zonen unterteilt und bietet vor allem Reisenden mit Kindern ein spaßiges Erlebnis.
Hakkeijima Sea Paradise
Nach einer 30-minütigen Bahnfahrt von Yokohamas Zentrum aus erreichen Sie einen der größten Vergnügungsparks und Aquarien Japans, das Hakkeijima Sea Paradise, das auf einer künstlichen Insel liegt. Der Park besteht aus mehreren maritimen Attraktionen und unterhält Gäste mit einer Variation an Shows und Restaurants. Hier können Sie den gesamten Tag verbringen und die beeindruckende Vielfalt exotischer Meereslebewesen bewundern.
Verwendete Creative Common-Lizenzen:
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https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/
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