Der Usa Jingu-Schrein befindet sich an der Spitze der Kunisaki-Halbinsel an der nordöstlichen Küste der Präfektur Ōita. Er wurde im Jahr 719 errichtet und ist Hachiman, dem Gott des Krieges und der Kultur, gewidmet, von dem man annimmt, dass er der gottgewordene fünfte Kaiser Japans ist. Heute gehören von den 110.000 Shinto-Schreinen in Japan etwa 44.000 zur Hachiman-Sekte und sind Ableger dieses Hauptschreins.
Ein wunderschöner Ort im Wald
Das Heiligtum befindet sich auf einem bewaldeten Berg und ist in ein Oberes und ein Unteres Heiligtum unterteilt. Die zentrale Halle wurde erstmals in alten Chroniken aus dem 8. Jahrhundert erwähnt und besteht aus drei miteinander verbundenen Gebäuden. Sie ist Hachiman gewidmet, während die beiden anderen die Gottheiten seiner Mutter und seiner Gemahlin beherbergen. Auf dem Gelände befinden sich 122 architektonisch und historisch interessante Bauwerke, von denen viele mit leuchtendem Zinnober verziert sind.
Der Schrein ist auch deshalb von Bedeutung, weil er shintoistische und buddhistische Elemente miteinander verschmilzt. Diese besondere Beziehung zwischen den Glaubensrichtungen führte dazu, dass der Schrein-/Tempelkomplex viel Macht und Einfluss anhäufte. Auf dem politischen Höhepunkt kontrollierte er bis zu zwei Drittel der gesamten Insel Kyūshū.
Der Einfluss des Usa Jingu: Verschmelzung religiöser Vorstellungen
Die Verschmelzung von shintoistischem und buddhistischem Glauben, die einen enormen Einfluss auf die religiöse Entwicklung Japans hatte, begann in der Mitte des 6. Jahrhunderts. Kyūshū war der Ausgangspunkt für die buddhistischen Mönche, die die Lehren vom asiatischen Festland mitbrachten. Japans einheimische Shinto-Religion hatte ihre Ursprünge im Animismus und glaubte, dass Naturphänomenen eine spirituelle Essenz oder kami genannte Götter innewohnten. Die Shinto-Führer begrüßten die fremde Religion, die jahrhundertealte Lehren vom Festland mitbrachte. Anstatt den Buddhismus als Herausforderung oder Konkurrenz zu betrachten, sahen sie ihn als etwas, das sie mit ihm teilen konnten.
Miroku-ji, ein buddhistischer Tempel
Hinter dem Haupteingang des Usa Jingu-Schreins befindet sich eine ruhige, grasbewachsene Fläche, auf der den Besuchenden eine Reihe flacher Steine auffällt. Dies sind die Grundsteine, die einst große Holzsäulen stützten und alles sind, was von dem großen buddhistischen Tempel übrig ist.
Die Kunisaki-Halbinsel und insbesondere der Usa Jingu-Schrein gelten als Ursprung der Verschmelzung der beiden Religionen. Bereits im Jahr 741 wurde auf dem Schreingelände mit dem Bau eines buddhistischen Tempels begonnen. Zu den zahlreichen Gebäuden gehörten zwei große Tore, eine Haupthalle, ein Vortragssaal und mehrere dreistöckige Pagoden.
Während der Meiji-Restauration 1868 wurde das Tokugawa-Shogunat durch das kaiserliche System ersetzt und der Shintoismus zur Staatsreligion erklärt. Die neue Regierung ordnete an, die buddhistischen Elemente aus dem Shintoismus zu entfernen. Obwohl viele buddhistische Tempel, darunter der Miroku-ji, zerstört wurden, sind buddhistische Einflüsse immer noch zu finden. Hachiman ist beispielsweise sowohl eine Shinto-Gottheit als auch ein buddhistischer Bodhisattva, und viele architektonische Elemente von Schreinen haben vermutlich buddhistische Ursprünge.
Der Einfluss des Usa Jingu: Die mikoshi
Der Höhepunkt der meisten Schreinfeste in ganz Japan dreht sich um den mikoshi, den tragbaren Schrein, der zum Transport der Gottheiten dient. Sie werden verwendet, um die lokale Gottheit zu ehren, indem der kami vorübergehend aus dem Hauptschrein entfernt und durch die Gemeinde getragen wird, um Fruchtbarkeit und Glück zu bringen. Obwohl es sie in allen Formen und Größen gibt, haben sie eines gemeinsam: Sie gehen auf eine Praxis zurück, die im Jahr 749 am Usa Jingu-Schrein begann. In jenem Jahr wurde die dort ansässige Gottheit Hachiman nach Nara transportiert, um den Bau des Großen Buddhas im Tōdaiji-Tempel zu beaufsichtigen – eine bemerkenswerte Leistung über eine Strecke von etwa 600 km durch zerklüftetes Gebiet. Diese Reise wird während des Usa Great Summer Festival gefeiert, der größten Veranstaltung des Schreins, die jeden Sommer stattfindet.
Einige mikoshi sind in der Schatzhalle auf dem Schreingelände ausgestellt. Zu den faszinierenden Exponaten gehören Statuen, Schwerter und andere Gegenstände von historischer Bedeutung, darunter auch eine Reihe von Nationalschätzen.
Der Nervenkitzel des Bogenschießens zu Pferd
Yabusame, eine Veranstaltung, die von Bogenschützen zu Pferd durchgeführt wird, ist ein heiliges Ritual, das jedes Jahr während der Sommersaison am Schrein stattfindet. Es wird angenommen, dass es seinen Ursprung im 6. Jahrhundert hat, als der Kaiser einem Bogenschützen befahl, drei Pfeile vom Pferd aus abzuschießen. Die Regeln wurden im Laufe der Jahre kodifiziert.
Die Veranstaltung findet auf einem 210 m langen Parcours in der Nähe des Eingangs statt. Drei hölzerne Zielscheiben sind entlang des Parcours aufgestellt, und 25 Bogenschützen – alle in aufwändigen traditionellen Kostümen – galoppieren abwechselnd hinunter, ziehen Pfeile aus ihren Köchern und lassen sie auf ihre Ziele fliegen. Obwohl Yabusame in vielen Teilen Japans abgehalten wird, ist es aufregend, dieses Ereignis an dem Ort zu erleben, an dem alles begann.
Anreise
Vom Flughafen Ōita: Der Usa Jingu-Schrein ist etwa 65 Minuten mit dem Bus vom Flughafen Ōita entfernt.
Vom Bahnhof Kokura: Der Bahnhof Usa liegt etwa 50 Minuten mit dem JR Sonic Nichirin Hyuga-Schnellzug vom Bahnhof Kokura entfernt. Von dort ist der Schrein mit dem Taxi in 10 Minuten oder mit dem Bus in 20 Minuten aus zu erreichen.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch bei All About Japan veröffentlicht und von JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet.
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