Mit einer Einwohnerzahl von knapp 370.000 ist Takasaki eine typische japanische Großstadt. Doch wer etwas mehr über sie recherchiert, wird schnell auf ihren besonderen Spitznamen stoßen: „Lucky Town“ oder „Glücksstadt“. Takasaki gilt als der Geburtsort der sogenannten Daruma-Puppen, welche als Glücksbringer in ganz Japan berühmt sind. Etwa 80 % der landesweiten Daruma-Produktion findet dort statt!
Im südwestlichen Teil der Präfektur Gunma und ca. 100 km nordwestlich von Tōkyō gelegen, ist Takasaki umgeben von pittoresken Gebirgen und Flüssen. Während der Edo-Zeit (1603-1868) war die Stadt das politische Zentrum der feudalen Takasaki-Domäne unter der Herrschaft des Tokugawa-Shōgunats und florierte als Poststadt der wichtigen Nakasendō-Handelsroute, die Edo (das heutige Tōkyō) und Kyōto miteinander verband. In dieser Zeit verfügte Takasaki auch über eine eigene Burg, in der die Feudalherren residierten. Im Zuge der Meiji-Restauration ab 1868 wurden die meisten Anlagen jedoch verkauft oder zerstört.
Ein Tempel des Glücks
Viele Takasaki-Reisende zieht es in die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt, dem Shorinzan-Daruma-Tempel. Erbaut im Jahre 1697, soll dieser buddhistische Tempel die Heimat der Daruma-Puppen sein. Traditionell bestehen die augenlosen, meist leuchtend roten Puppen aus Pappmaché und werden besonders zum Jahresanfang als Glücksbringer gerne gekauft. Am 6. und 7. Januar jeden Jahres findet auf dem Tempelgelände das große Shorinzan Nanakusa Taisai Daruma Market Festival statt, ein beliebtes Fest, bei dem man sich seinen Glücksbringer besorgen kann. Neben der Haupthalle befindet sich weiterhin ein kleines Museum, in dem Daruma verschiedener Epochen präsentiert werden.
Echte Takasaki-Daruma werden von talentierten Handwerkskünstlern per Hand hergestellt und bemalt, daher gelten sie als einzigartige Souvenirs für Reisende. Auch werden diverse Workshops angeboten, bei denen man seine eigene Puppe gestalten kann.
Byakue Daikannon, die „Kannon der weißen Roben“
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die sogenannte Byakue Daikannon. Die knapp 42 m hohe weiße Statue dieser buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit blickt mit ruhigem Gesicht auf Takasaki hinab. Sie wurde 1936 vom japanischen Geschäftsmann Inoue Yasusaburō erbaut und wiegt fast sechs Tonnen. Gäste können über 146 Stufen hoch bis zu ihren Schultern hinaufsteigen und ein herrliches Panorama der Region genießen. Im Frühling locken zudem die über 3.000 blühenden Kirschbäume viele Besucher:innen an. Die Kannon-Statue gehört zum nahegelegenen Jigen’in-Tempel, der während der Kamakura-Zeit (1185-1333) gegründet wurde. Diesen erreichen Sie mit dem Bus in 30 Minuten oder zu Fuß in etwa einer Stunde vom JR-Bahnhof Takasaki.
Takasakis Naturlandschaften
Erbaut vor über 1.400 Jahren, ist der Besuch des Haruna-Schreins für Natur-Liebhaber:innen genau das Richtige. Diese shintōistische Stätte ist eine ca. einstündige Busfahrt von Takasakis Stadtzentrum entfernt und liegt an den Hängen des Haruna-Berges. Es heißt, der Schrein sei die Heimat der Götter des Feuers, des Wassers und der Landwirtschaft, zu denen einst für eine gute Ernte und Wohlstand gebetet wurde. Umgeben von Natur und uralten Zedernbäumen erreichen Sie die höchsten Punkt des Schreins in einer etwa 30-minütigen leichten Wanderung.
Wer im Anfang April bis Anfang Mai in Takasaki unterwegs ist, sollte sich außerdem einen Besuch des Misato Shibazakura Park nicht entgehen lassen. Dann blühen in diesem weitläufigen Park 260.000 shibazakura (Teppichphlox) mit ihren weißen, pinken und violetten Blüten. Die Felder sind in gewundene, nach Farben sortierte Reihen kunstvoll angelegt, die vor dem blauen Himmel einen eindrucksvollen Kontrast bilden. Der Park liegt im hohen Norden der Stadt und ist mit dem öffentlichen Bus in etwa einer Stunde zu erreichen.
Im Zeichen der Geschichte
Fans der Archäologie und der Antike sollten das Kamitsuke no Sato besuchen. Dieses archäologische Museum präsentiert haniwa-Tonfiguren, Kleidung und weitere Funde der japanischen Antike, die einen Einblick in diese spannende Epoche bieten. Das Herzstück des Geländes ist die Hodota-Kofungruppe, eine Fundstätte mit drei schlüssellochförmigen Hügelgräbern (genannt kofun).
Etwa 50 Minuten Bahnfahrt von Takasaki entfernt, befindet sich die Tomioka-Seidenspinnerei. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist ein Symbol der rasanten Industrialisierung und Modernisierung Japans Ende des 19. Jahrhunderts, sowie die älteste moderne Seidenspinnerei des Landes. Dort wurden neueste Technik und Fertigungsmethoden angewendet, welche den Herstellungsprozess sowie die Qualität der Rohseide optimierten. Heutzutage können Besucherinnen und Besucher die alten Fabrikhallen und Maschinen sowie weitere wichtige Anlagen im Rahmen von Führungen oder individuell besichtigen.
Nur wenige Gehminuten von der Seidenspinnerei entfernt, können Sie sich den historischen Ryūkōji-Tempel ansehen. Dort befinden sich – neben einem über 400 Jahre alten Ginkgo-Baum – auch 52 Gräber ehemaliger Arbeiterinnen der Spinnerei, in der fast ausschließlich Frauen angestellt waren. Bei diesen Arbeiterinnen handelte es sich vorrangig um junge Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen ihren Unterhalt in der Spinnerei verdienen mussten und vor ihrem Tod nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Anfahrt
Takasaki ist sehr gut an das japanische Bahnnetz angeschlossen: Mit dem Joetsu- bzw. Hokuriku-Shinkansen dauert die Fahrt von Tōkyō aus knapp 50 Minuten. Auch weitere Regionalbahnen, wie die JR Takasaki-Linie oder Ueno-Tōkyō-Linie verbinden Takasaki mit der japanischen Hauptstadt.
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