Nur wenige Kilometer liegen zwischen der Unterstadt, wo einst das bürgerliche Volk lebte und was sich heute durch einen rustikalen Charme auszeichnet, und dem modernen Tōkyō – doch der Unterschied könnte größer nicht sein. Tradition auf der einen Seite, Innovation auf der anderen, und das alles dicht an dicht. Ein Blick auf das verwirrende Streckennetz der Bahnlinien täuscht nicht selten eine große Distanz zwischen den Orten vor. Dabei ist man manchmal nur ein paar Minuten zu Fuß unterwegs, um vom hypermodernen ins ursprüngliche Tōkyō und umgekehrt zu gelangen. Die Stadtviertel Shibuya, Omotesandō und Nihonbashi stehen besonders für die moderne Seite der Hauptstadt. Während Shibuya und Omotesandō vor allem als Shopping-Paradiese für die Jugend und Luxus-Liebhaber gelten, ist Nihonbashi durch und durch ein Business-Distrikt.
Wen es doch lieber in die ruhigen und quirligen Viertel der Unterstadt Tōkyōs zieht, sollte sich diesen Artikel durchlesen!
Shibuya: Moderne Kultur auf engstem Raum
Nur wenige Orte haben sich in Tōkyō in den letzten Jahrzehnten so grundlegend verändert wie Shibuya: Gab es hier in den 1950ern nur maximal zweistöckige Häuser und viele einfache Hütten, so ist es heute eine Ansammlung hochmoderner Wolkenkratzer, wegweisender Modekaufhäuser und beeindruckender kultureller Einrichtungen. Das Einzige, was sich in all der Zeit nicht geändert hat, ist die Statue des treuen Hundes Hachiko direkt vor dem Bahnhof – heute ein beliebter Treffpunkt. Shibuya ist nicht nur ein Shopping-Paradies, sondern ganz nebenbei auch der zweitgrößte Bahnhof (nach Passagieraufkommen) der Welt. Was man an der Oberfläche sieht, ist nur die Spitze des Eisberges, denn es geht auch unterhalb der Station ein paar Etagen in die Tiefe. Shibuya ist jedoch noch lange nicht fertig: Noch immer arbeitet man mit Hochdruck an der Umgestaltung dieses für das neue Tōkyō so symbolträchtigen Stadtviertels. Das lässt sich besonders eindrucksvoll von der Dachterrasse des nagelneuen, 230 Meter hohen Shibuya Scramble Square beobachten.
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Nihonbashi: Begegnung des Alten mit dem Neuen
Dieser wörtlich „Japanbrücke“ übersetzte Ort liegt am nördlichen Ende der Ginza-Meile, Tōkyōs längster Häuserschlucht gesäumt von edlen Kaufhäusern. Hier befindet sich der Schnittpunkt zwischen altem und neuem Tōkyō. Die Brücke existiert seit 1604, doch wurde sie immer wieder neu gebaut. Die heute sichtbare, steinerne Brücke ist die 20. Version und stammt aus dem Jahre 1911. Nihonbashi war jahrhundertelang der Ausgangspunkt fünf bedeutender Handelsstraßen, von denen Waren nach ganz Japan transportiert wurden. Auch heutzutage ist durch und durch ein Business-Distrikt, da dort sehr viele große Unternehmen angesiedelt sind. Das Viertel repräsentiert auch das städtebauliche Dilemma der Hauptstadt, denn wegen Platzmangels wurde direkt über der Brücke die Stadtautobahn gebaut, was viele Einheimische als störend empfinden. Doch wie man es auch sieht – die Autobahn über der altehrwürdigen Nihonbashi gehört einfach zu Tōkyō dazu, genauso wie die monumentalen Steinbauten der Ginza-Meile, die um das Jahr 1900 errichtet wurden. Und noch eine Kleinigkeit: Während Nihonbashi heute ein paar Kilometer landeinwärts liegt, befand sich der Ort vor Jahrhunderten noch fast direkt am Meer. Das gesamte Gebiet östlich der Ginza wurde nämlich seit dem 17. Jahrhundert mühsam dem Meer abgerungen.
Omotesandō: Adresse für Mode, Kunst und Architektur
Keine zehn Minuten zu Fuß von Shibuya entfernt ist man schon wieder in einer anderen Welt – auch diese ist hochmodern, wenngleich die Straße selbst, die Omotesandō, schon seit Jahrhunderten existiert und den Hauptweg zum bedeutenden Meiji-Schrein markiert. Die Allee erinnert etwas an europäische Hauptstädte, doch kaum verlässt man sie, verliert man sich schnell in einem Labyrinth aus zahllosen Gassen mit vielen Boutiquen, Galerien und kleinen Restaurants. Im nahegelegenen Harajuku toben sich vor allem modebewusste Teenager aus – entlang der Hauptstraße und vor allem rund um die große Kreuzung am Bahnhof Omotesandō wird es gehobener, mit Luxusgeschäften und teils futuristischer Architektur, die mit riesigen Glasfassaden und außergewöhnlichen Formen und Farben spielt. Während die Gegend entlang der Omotesandō gut und gerne als architektonisches Freilichtmuseum gelten kann, sind es auch die Museen und Galerien selbst, die den Besuch unvergesslich machen – allen voran das Nezu-Museum, in dem man beim Anblick japanischer Landschafts- und Architekturkunst richtig entspannen kann.
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Dieser Artikel erschien in der JAPANDIGEST September 2022-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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