Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Senkyaku Banrai: Die neue Attraktion am Toyosu-Großmarkt

Matthias Reich
Matthias Reich

Schon 6 Jahre ist es her, dass der Großmarkt für Lebensmittel, fälschlicherweise oft nur Fischmarkt genannt, vom baufälligen Gelände in Tsukiji zur Neulandinsel Toyosu umzog. Tsukiji blieb trotzdem eine lokale Attraktion, doch vom neuen Markt in Toyosu waren die Reisenden weniger begeistert - das ändert sich nun.

Der neue Großhandelsmarkt von Toyosu mit einer Handelsfläche von sage und schreibe 50 Hektar schaffte es bisher in wenige Reiseführer und Blogs – aus gutem Grund, denn der Markt ist im Prinzip nicht mehr und nicht weniger als das, was er sein soll: ein Anlaufpunkt für alle Lebensmittel-Großhändler. Zwar findet hier seit dem Umzug die berühmte Thunfischauktion noch immer statt, doch der dürfen nur wenige Besucher:innen – und nur nach vorheriger Anmeldung – beiwohnen. Auch die Auswahl an Restaurants in den sterilen Hallen ist eher dürftig.

Eigentlich war die Sache anders geplant: Denn in etwa zeitgleich mit dem Umzug von Tsukiji sollte auf Toyosu auch ein großer Bereich mit vielen Läden und Restaurants für Touristen öffnen. Doch aufgrund explodierender Baukosten, Personalmangel und einem widerspenstigen Coronavirus verzögerte sich die Eröffnung des Bereiches um etliche Jahre — bis das “Senkyaku Banrai” im Februar 2024 endlich seine Pforten öffnete. Der Name der Einrichtung macht deutlich, was sich die Betreiberfirma des Projektes, Man’yo Club Ltd., davon verspricht. Senkyaku banrai bedeutet in etwa “viele Kunden kommen vorbei”.

Riesiger Food Court-Bereich

Das Gelände ist in zwei Gebäude und zahlreiche kleinere Bereiche unterteilt: Im neunstöckigen On’yoku-Haus geht es hauptsächlich um Badefreuden. Dort gibt es einladende Fuß- und Freiluftbäder mit Blick auf die Bucht von Tōkyō. Auch Sauna- und Spa-Bereiche werden angeboten, sodass man dort einige gemütliche Stunden verbringen kann.

Im Shokuraku hingegen hat Lukullus das sagen. Dieser besteht aus drei Etagen, mit einem schön gestalteten, halb offenen Innenbereich und einem traditionellen Holzturm. Hier kann man das tun, was in Japan normalerweise verpönt ist: an einem der zahlreichen Läden ein paar Leckerbissen ergattern und schlendernd verzehren. Die dritte und oberste Etage des Restaurantbereiches ist im Prinzip ein sehr langer „food court“ — viele verschiedene Restaurants teilen sich hier die Sitzbereiche, so dass man nach dem Ergattern von Sitzplätzen sein Essen von jedem beliebigen Restaurant heranholen kann. Das ist praktisch, erst recht, wenn man mit der Familie oder in einer Gruppe unterwegs ist, denn man muss sich nicht auf ein Restaurant festlegen.

Andererseits ist das nicht jedermanns Sache: Gerade an Wochenenden und bei gutem Wetter ist die dritte Etage komplett überfüllt. Kaum hat sich angedeutet, dass seine Familie bald mit dem Essen fertig sein könnte, nähern sich Sitzplatzanwärter von mehreren Seiten und rücken immer näher, um ja nicht bei der “Reise nach Jerusalem” der Letzte zu sein. Vor allem chinesische Gäste sind mit dem Konzept sehr vertraut — man braucht etwas Glück, um da zu bestehen. Allerdings gibt es in der dritten Etage auch ein paar wenige Restaurants, in denen man drinnen essen kann, so unter Anderem das große “Kaisen Viking Iroha” mit einem All-You-Can-Eat-Angebot für frischen Fisch.

Einkaufen und Schlemmen

Die 2. Etage sieht eigentlich aus wie das Erdgeschoss, denn hier kann man auf einem langgestreckten, engen Hof im Freien flanieren. Die Atmosphäre erinnert ein bisschen an die Nakamise-Einkaufsstraße in Asakusa, nur mit weit mehr Restaurants, in denen man nicht nur Fisch-, sondern auch viele andere Gerichte sowie zahlreiche süße Leckereien kaufen kann. Der Nachbau eines historischen Uhrenturms ist von Stühlen und Tischen umringt, so dass man sich auch draußen hinsetzen kann. Im Inneren der 2. Etage wiederum reihen sich zahlreiche Geschäfte aneinander, die Lebensmittel und Souvenirs verkaufen.

Was man mit der 1. Etage vor hat, ist noch nicht ganz abzusehen. Gelegentlich werden dort kostenpflichtige Veranstaltungen wie die “Ninja-Experience” abgehalten, die eindeutig auf Touristen abzielen. Da es dort jedoch ziemlich dunkel und uneinladend aussieht, verirren sich nur wenige Besucher:innen dorthin.

Fazit

Senkyaku Banrai ist genau richtig für Besucher:innen, die nur kurze Zeit in Japan weilen. Und es ist genau das richtige für regenreiche Tage, zumal man völlig trockenen Fußes vom Bahnhof Shijō-mae (Yurikamome-Linie) zum Senkyaku Banrai kommt. Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass die Restaurantbesitzer auf ausländische Besucher:innen eingestellt sind: Viele Aushänge sind auf Englisch und die Angestellten eher in Englisch bewandert als in einem japanischen Durchschnittsrestaurant. Die Qualität des Essens variiert von Geschäft zu Geschäft — die Preise sind dabei relativ normal und nicht hoffnungslos überteuert. An Wochenenden, erst recht, wenn das Wetter gut ist, sollte man sich einen Besuch jedoch gut überlegen, denn dann ist das Gedränge groß.

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