Das Stadtviertel Aoyama erstreckt sich gleich östlich des Bahnhofs Shibuya, in einem Dreieck zwischen Shibuya, Roppongi und dem Akasaka-Palast. Sein Name bedeutet wörtlich übersetzt „Grünberg“ – „Berg“ stimmt schon mal, denn es geht von Shibuya aus gesehen tatsächlich erstmal relativ steil bergauf. „Grün“ trifft heute nur noch bedingt zu, denn bis auf den großen Friedhof Aoyama im Osten ist es sehr dicht bebaut.
Aoyama bildet keine administrative Einheit – ein Teil des Bereiches gehört zum Innenstadtbezirk Shibuya, ein Teil zum Bezirk Minato. Die meisten Menschen assoziieren es mit dem Unterbezirk Minami-Aoyama (Süd-Aoyama), aber es gibt auch ein Kita-Aoyama (Nord-Aoyama). Und so viel steht fest: In dem relativ kleinen Viertel kann man problemlos einen ganzen Tag verbringen, ohne sich zu langweilen.
Kunst und Kultur in Campusnähe
Beim Namen Aoyama denken viele Japaner:innen erstmal an die Aoyama Gakuin, eine Universität und Oberschule in Steinwurfweite vom Bahnhof Shibuya. Diese christliche Privatuniversität gibt es seit 1949 – heute ist sie Alma Mater von fast 20.000 Studierenden (darunter bekannte Politiker:innen, Künstler:innen und Unternehmer:innen). Sie zählt dabei zwar nicht zu den Elite-Universitäten des Landes, doch Shibuya ist ein teures Pflaster, weshalb viele die Studierende dieser Uni beneiden. Die Klientel gilt im Allgemeinen als wohlbetucht.
Der Campus ist für normale Besucher:innen natürlich nicht zugänglich, doch östlich des Universitätsgeländes wird es richtig interessant. Dort verläuft die Kottō-Straße, die „Straße der Antiquitäten“ – ein Name, der sich nach Kriegsende eingebrannt hatte, da dort viele Menschen alte und gebrauchte Sachen verkauften. Heute liegt die Betonung der ansässigen Geschäfte mehr auf Kunstobjekten. Es gibt einige kleine Kunstwarenhändler, Galerien sowie in unmittelbarer Umgebung drei interessante Kunstmuseen:
Kaffeepause an der Omotesandō
Wer nach all der Kunst und dem Laufen hungrig ist, braucht sich nicht zu sorgen, denn in Minami-Aoyama gibt es unzählige, zum Teil wirklich exzellente Cafés und Restaurants. Diese findet man in den Seitengassen, aber auch entlang der Omotesandō-Straße, die quer durch Aoyama verläuft. An der wichtigsten Kreuzung des Viertels geht es hoch her – hier findet man zahllose Boutiquen und das entsprechende Klientel. Das Flair ist selbst für Tōkyō etwas ungewöhnlich, denn hier entdeckt man eine Melange aus 1960er-Bausünden, modernster Architektur und dem typisch japanischen Bebauungs- und Werbechaos. Die Omotesandō, die von hier nach Nordwesten Richtung Harajuku verläuft, ist zudem eine Allee, in Tōkyō eher eine Seltenheit und entsprechend erfrischend.
Geschichtsträchtiges Aoyama
Ein paar hundert Meter östlich der Omotesandō-Kreuzung geht es ruhiger zu – sehr viel ruhiger, denn hier befindet sich der ausgedehnte Aoyama Reien, ein mit 26 Hektar riesengroßer Friedhof mitten in der Innenstadt von Tōkyō. Das Anwesen war in der Edo-Zeit (1603-1868) die Dritt(!)residenz der Aoyama-Familie und wurde mit Beginn der Meiji-Zeit (1868-1912) zu einem Friedhof umgewidmet (übrigens der erste, der in kommunaler Hand war). Hier findet man unter anderem auch einen Bereich mit den Gräbern zahlreicher Ausländer:innen, die Ende des 19. Jahrhunderts bei der Modernisierung Japans mithalfen. Dazu gehören auch etliche Deutsche. Auf dem Gelände des öffentlich zugänglichen Friedhofs stehen Kirschbäume, die Ende März zum Hanami Scharen von Menschen anlocken.
Nur wenigen ist bekannt, dass sich am südöstlichen Ende des Friedhofs ein winziger amerikanischer Stützpunkt befindet, die „Hardy Barracks“. Daneben liegt auch der kleine Aoyama-Park, in dem gelegentlich Open-Air-Veranstaltungen stattfinden. Vom Rand des Parks beziehungsweise des Stützpunktes hat man dabei eine etwas andere Aussicht auf Roppongi, welches gleich östlich von Aoyama beginnt.
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