Die Kleinstadt Sasaguri mit ca. 31.000 Einwohnern in der Präfektur Fukuoka ist die Heimat des buddhistischen Nanzōin-Tempels (南蔵院). Bis zum Jahr 1899 befand sich der Tempel auf dem Berg Kōyasan in der Präfektur Wakayama. Dort wurde jedoch im Jahr 1886 während der auf japanisch haibutsu kishaku genannten anti-buddhistischen Bewegung befohlen, ihn zu zerstören. Dank der lokalen Bevölkerung konnte die Auflösung des Tempels schließlich verhindert werden und er wurde stattdessen 1899 nach Sasaguri verlegt.
Heute ist er in Japan bekannt als Haupttempel des Sasaguri-Pilgerpfades, welcher bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert existiert und ungefähr 44 km lang ist. Dieser Tatsache wird auch seine hohe Besucherzahl von jährlich ca. 1,2 Millionen Menschen zugeschrieben. Darüber hinaus hat der Nanzōin-Tempel in den letzten Jahren auch durch die Errichtung einer Statue eines liegenden Buddhas an Bekanntheit erlangt.
Die liegende Buddha-Statue
Eigenen Angaben zufolge spendete der Nanzōin-Tempel über Jahre hinweg medizinische Güter, Schreibwaren und andere Dinge des täglichen Bedarfs an Kinder in Myanmar und Nepal. Um ihre Dankbarkeit zu zeigen, beschloss der Buddhistische Kongress von Myanmar im Jahr 1988, einen Teil der heiligen Asche von Gautama Buddha, dem Begründer des Buddhismus, sowie zwei seiner engsten Schüler an den Tempel zu spenden.
Um die Asche darin angemessen zu verwahren, veranlasste die Leitung des Nanzōin daraufhin, eine bronzene Buddha-Statue zu errichten. Die 1995 fertig gestellte Statue ist 41 m lang, 11 m hoch und ganze 300 Tonnen schwer. Damit ist sie auch um einiges schwerer als die Buddha-Statuen in Kamakura und Nara, welche als die berühmtesten Buddhas von Japan gelten. Unabhängig von ihrer Größe ist aber vor allem die Pose der Statue interessant.
Gautama Buddha wird grundsätzlich in drei Posen dargestellt – sitzend, stehend und liegend. Statuen in der liegenden Position, welche Buddha bei seinem Eintritt ins Nirvana darstellen, werden auf Japanisch nehanzō genannt und sind in Japan am seltensten. Sie sind hauptsächlich in südostasiatischen Ländern wie Myanmar zu finden. Die Wahl der liegenden Pose im Nanzōin verdeutlicht somit auch die engen Beziehungen zum buddhistischen Kongress in Myanmar.
Gegen eine Gebühr von 500 Yen kann die Statue betreten und einmal von Kopf bis Fuß durchwandert werden. Am Fußende wieder herausgekommen bietet sich ein Blick auf die Fußsohlen der Statue, welche mit einem goldenen Muster verziert sind.
Das Muster besteht aus verschiedenen Symbolen, die wiederum für die verschiedenen Lehren des Gautama Buddha stehen. Viele Besucher spenden hier auch ihr Kleingeld, indem sie es zwischen die goldenen Linien der Symbole stecken.
Neben der Buddha-Statue besitzt der Nanzōin-Tempel jedoch noch mehr Sehenswürdigkeiten.
Das Tempelgelände ist groß und erstreckt sich über einen Berghang. Folglich gibt es eine Vielzahl von kleineren Tempeln und Schreinen, die in harmonischer Weise in die Natur eingebettet sind.
Das Tempelgelände
Die Tempel und Schreine auf dem Gelände sind verschiedenen Anliegen gewidmet, wobei der Wunsch nach finanziellem Reichtum mehrfach auftaucht. Das rührt daher, dass der Oberpriester des Nanzōin nach eigenen Angaben mehrfach im Lotto gewonnen habe. Dies weckte bei Besuchern die Hoffnung, sie könnten durch ein Gebet am Tempel ähnliches Glück erhalten. Seitdem gilt er als Hotspot für diejenigen, die von Wohlstand und Reichtum träumen.
Weitere beeindruckende Teile der Tempelanlage sind unter anderem die große Statue der Gottheit Fudō Myōō (oder auch Acala), welcher oft als Beschützer von Tempelanlagen dargestellt wird, sowie 500 kleine Statuen von Buddhas Schülern. Der Streifgang durch die großzügige Tempelanlage gleicht beinahe einer kleinen Wandertour und bietet auch eine gute Gelegenheit, in die Schönheit der japanischen Natur einzutauchen.
Das richtige Verhalten beim Besuch
Der Nanzōin-Tempel ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Beachten Sie bei Ihrem Besuch jedoch stets, dass es sich um eine religiöse Stätte handelt. Stören Sie Besucher nicht bei ihren Gebeten und fotografieren Sie keine Menschen oder Orte ohne Erlaubnis. Weiterhin ist das Trinken und Essen auf dem Tempelgelände mit Ausnahme einer kleinen Rasthütte vor der Buddha-Statue nicht erwünscht.
Der Tempel erlaubt des Weiteren keine größeren Touristengruppen ohne Anmeldung auf dem Gelände, weswegen wir Ihnen empfehlen, nur in Kleingruppen anzureisen. Außerdem wird darum gebeten, auf allzu knappe Kleidung zu verzichten oder sich andernfalls mit Stofftüchern zu bedecken, die zu diesem Zweck auch am nahegelegenen Bahnhof verkauft werden.
Abschließend ist es auch nicht erlaubt, auf dem Tempelgelände offen Tattoos zu zeigen, weswegen die Bitte besteht, diese zu verdecken (lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen von Japans strenger Tattoo-Politik). Bei Beachtung dieser Regeln steht einem vergnüglichen Ausflug zum Nanzōin-Tempel jedoch nichts im Wege.
Besucherinformationen
Der Nanzōin-Tempel ist täglich von 7 bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, doch für die Besichtigung des liegenden Buddhas von innen wird eine Gebühr von 500 Yen erhoben.
Adresse: 1035, Sasaguri, Kasuya-gun Sasaguri-machi, Fukuoka, 811-2405 Japan
TEL.: +81-92-947-7195
Anfahrt: Fünf Minuten zu Fuß von der Station Kido Nanzōin-mae mit der JR Sasaguri Line (ca. 25 Minuten von der Station Hakata in Fukuoka entfernt)
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