Während in Deutschland der November vor allem als grauer Regenmonat bekannt ist, ist er in Japan der Monat, in dem sich das Herbstlaub in seiner ganzen Pracht entfaltet. In Kyōto sind das zumeist die letzten beiden Novemberwochen. In Japan gibt es ein herbstliches Pendant zum berühmten Hanami, der Kirschblütenschau, die im Frühling stattfindet.
Momijigari: Auf der Jagd nach dem roten Laub
Es nennt sich momijigari (紅葉狩り), wobei momiji die Bezeichnung für die zierlichen Blätter des Japanischen Ahorns ist, die sich im Herbst feuerrot färben (als auch die allgemeine Bezeichnung für “Herbstlaub”). Diese für Japan typischen Bäume wurden in zahlreichen Tempeln, Parkanlagen und an vielen Alleen gepflanzt und verwandeln das ganze Land für einige Wochen in eine bunte Herbstlandschaft. Vor allem Kyōto als Stadt der vielen Tempel lockt jedes Jahr in dieser Zeit unzählige Besucher aus dem In- und Ausland an. Gehen Sie zusammen mit den Einheimischen auf die momiji-Jagd und genießen Sie die besten Herbst-Hotspots in Kyōto!
Kiyomizu-dera (清水寺)
In diesem Tempel, der zu den bekanntesten Kyōtos zählt und auf einem Hügel im Bezirk Gion thront, hat man einen herrlichen Blick über die herbstliche Stadt und deren rotgefärbten Bäume.
Anfahrt: Bus 206 oder 207: Haltestelle Gojozaka; Keihan Railway Line: Haltestelle Kiyomizu-Gojo
Website: https://www.kiyomizudera.or.jp/en/
Tōfuku-ji (東福寺)
Dieser große Tempelkomplex im Bezirk Higashiyama ist in ganz Japan für seine prächtigen Ahornbäume bekannt. Besonders hübsch ist der Anblick von der Tsutenkyō-Brücke, die sich über ein Tal aus bunten Bäumen erstreckt.
Anfahrt: Bus 207 oder 208: Haltstelle Tōfuku-ji; JR Nara Line: Haltestelle Tōfuku-ji
Website: https://tofukuji.jp/
Eikandō (永観堂)
Ebenfalls ein Must-See im Herbst ist dieser herrliche Tempel im Osten Kyōtos, der jedes Jahr erneut im November feuerrot erstrahlt. Hier kann man den grandiosen Blick auf die Tempelanlage während einer Tasse Tee und traditionellen japanischen Snacks genießen, die hier verkauft werden.
Anfahrt: Bus 5: Haltestelle Nanzenji Eikandōmichi; Tozai Line: Haltestelle Keage
Herbst-Illuminationen: Stimmungsvolle Tempelbesuche bei Nacht
Einige Kyōtoer Tempel veranstalten „Night Illumination“-Events im Herbst (紅葉ライトアップ), bei denen die Besucher die beleuchteten Tempel und das Herbstlaub nach Anbruch der Dunkelheit bewundern können. Die Atmosphäre eines nächtlichen Tempelbesuchs unterscheidet sich gänzlich von der am Tag und daher lohnt es sich, sich auch einmal abends auf den Weg zu machen. Für gewöhnlich werden sie in Kyōto jedes Jahr von Ende Oktober bis Anfang Dezember veranstaltet.
Es wird geraten sich vor dem Besuch auf der Seite des Tempels oder der Kyōtoer Tourismusbehörde zu informieren, ob eine Onlinereservierung nötig ist. Auch ist es empfehlenswert, die Stoßzeiten am Wochenende zu meiden.
Daigo-ji (醍醐寺)
Das Haupttempelgelände befindet sich malerisch am Fuße eines Berges und ist über einen Wanderweg mit mehreren weiteren Tempelgebäuden rund um den Gipfel verbunden. Die weitläufige Anlage begeistert durch hübsche, rote Holzbauten.
Anfahrt: Bus 301: Haltstelle Daigo-ji-mae; Tozai Line: Haltestelle Daigo
Tō-ji (東寺)
Bekannt ist dieser Tempel für die nächtliche Spiegelung der Pagode im stillen Wasser des langgezogenen Teiches, der diese umgibt. Die 57 m hohe Pagode ist übrigens die höchste aus Holz in ganz Japan.
Anfahrt: 15 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof Kyōto; Kintetsu-Kyōto Line: Haltestelle Tōji
Website: https://toji.or.jp/
Kifune (貴船神社)
Der Kifune-Schrein befindet sich etwas außerhalb des Stadtzentrums, doch lohnt sich ein Abstecher. Obwohl man nur ca. dreißig Minuten aus dem Zentrum benötigt, fühlt es sich an wie Welten entfernt. Wenn Sie dem Trubel entfliehen möchten, um ein bisschen Ruhe und Frieden zu erleben, dann sind Sie hier richtig. Neben den Schreingebäuden und den Ahornbäumen leuchten auch die vielen Laternen, die die Wege säumen.
Anfahrt: Bus 205: Haltestelle Shin-Aoibashi
Website: https://kifunejinja.jp/en/
Amazake: Süßer Sake, der in der kalten Zeit wärmt
Amazake (甘酒, “süßer Sake”) ist ein süßes, alkoholarmes japanisches Getränk aus fermentiertem Reis, welches man traditionellerweise zu verschiedenen Anlässen trinkt. In der kälteren Jahreszeit wird er oft in Tempeln und Schreinen heiß verkauft. Besonders während eines abendlichen Tempelbesuchs kann man sich mit dem süßen Amazake etwas aufwärmen! Da der Alkoholgehalt gering (ca. 1 %) ist bzw. es auch Varianten ohne Alkohol gibt und darin viele Nährstoffe wie Vitamin B, Ballaststoffe oder Aminosäure enthalten sind, gilt Amazake als gesundes Getränk, sodass man ihn eher mit einem Kräutertee als beispielsweise mit einem winterlichen Glühwein vergleichen kann.
Aki no mikaku: Herbstliche Kulinarik in Kyōto:
Jede Jahreszeit birgt in Japan seine eigenen kulinarischen Schätze. Während es draußen immer kälter wird, sind nun Gerichte beliebt, die von innen wärmen. Aki no mikaku (秋の味覚) ist ein japanischer Ausdruck, der wörtlich übersetzt „Geschmack des Herbstes“ heißt und gerne als Begriff für die Herbstküche genutzt wird. Probieren Sie diese in Kyōto!
Oden ist ein japanisches Hot-Pot-Gericht, in dem verschiedene Arten von Zutaten in Dashi-Suppe einige Stunden gekocht werden. Sie können aus beliebten Zutaten wie gekochten Eiern, Daikon (japanischer Rettich), Fischkuchen, Fleisch oder Tōfu ihre liebsten auswählen. Kyōtoer Oden hat eine leichte Sojasaucenbasis und ist ein bisschen süßlich. Traditionell sind yuba (Tōfuhaut) und Kyōtoer Gemüse wie Horikawa Gobō (jap. Schwarzwurzel) und Rettich beliebt.
Matsutake-Pilze, die im Wald unter Kiefern wachsen, sind zwar teuer, doch eine echte Delikatesse in Kyōto. Um ihr volles Aroma hervorzuheben, werden die Pilze typischerweise in Brühen oder Reis gekocht. Halten Sie Ausschau nach matsutake gohan, matsutake tempura oder matsutake dobin mushi. Zwar kann man sie in ganz Japan kaufen, doch wird gesagt, dass die Matsutake-Pilze aus Kyōto mit zu den besten im Land gehören, hier vor allem die, die im Tamba-Gebirge wachsen. Es lohnt sich also hier einmal die edlen Pilze zu kosten!
Ein weiterer Klassiker sind Yakiimo, geröstete Süßkartoffeln, und wahrscheinlich der beliebteste Herbstsnack in Japan. Sie werden vielerorts verkauft, von Convenience-Stores über Süßkartoffel-Fachgeschäfte bis hin zu Imbissständen auf Festivals. Ein beliebtes Kyōtoer Gericht ist hierbei Geröstete Süßkartoffel mit Miso, Ingwer und Frühlingszwiebeln.
Kuri und Kabocha: Herbstliche Süßigkeiten mit Maronen- oder Kürbisgeschmack
In Kyōto können Sie eine Vielzahl an saisonalen, süßen Leckereien durchprobieren. Maronen (kuri) und Kürbis (kabocha) sind sicherlich die beiden bekanntesten und beliebtesten Geschmacksrichtungen in dieser Zeit. Süßigkeiten, Kuchen, Torten, Gebäck, Desserts und auch Eiscremes werden nun an jeder Ecke mit Maronen- oder Kürbisgeschmack serviert. Auch traditionelle japanische Süßigkeiten wie Mochi (Klebreisbällchen), Daifuku (Klebreiskuchen mit süßer Füllung), Dango (Spieße mit Klebreisbällchen), Dorayaki (kleine, runde gefüllte Eierkuchen) oder Taiyaki (gefüllte Waffeln in Karpfenform) gibt es in der herbstlichen Variante.
Auch wenn die momiji-Zeit überall in Japan eine tolle Jahreszeit ist, lohnt sich ein Besuch in Kyōto ganz besonders. Leider müssen ausländische Touristen aufgrund der Pandemie noch auf den japanischen Herbstzauber verzichten, doch kann man schon einmal von der Reise im Herbst 2022 träumen!
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