Mit Namen ist das manchmal so eine Sache in Tōkyō: Wer am Bahnhof Meguro entlang der Yamanote-Ringlinie aussteigt, befindet sich nicht etwa im Stadtbezirk Meguro (der beginnt rund 100 m vom Bahnhof entfernt). Ein guter Teil des Ebisu Garden Place liegt nicht etwa im Viertel Ebisu, einem Teil des Bezirks Shibuya, sondern in Meguro. Immerhin fließt der Meguro-Fluss, die Hauptattraktion Meguros, genau dort durch.
Obwohl Meguro sehr zentral liegt, verirren sich Touristen selten hierher. Die einzige Ausnahme ist Ende März, wenn entlang des Meguro-Flusses insgesamt über 800 Kirschbäume blühen. Da der Fluss (leider eingeengt in einem Betonbett) nur ein paar Meter breit ist, bilden die schwer beladenen Bäume an einigen Stellen einen regelrechten Tunnel. Richtig romantisch wird es, wenn die Blüten zu fallen beginnen und einen weiß-rosa Teppich auf dem Wasser bilden. Diesen wunderschönen Augenblick teilt man freilich mit vielen tausend flanierenden Paaren, doch er ist es wert – und die vielen kleinen und noch kleineren Bars und Restaurants entlang des Flussufers sorgen für ausreichend Verpflegung.
Schlemmen und Schlendern
Das Relief von Meguro ist durchaus interessant. Der Meguro-Fluss bildet hier ein Tal mit mehr als 10 m Gefälle auf beiden Seiten. Genau aus diesem Grund ist das Viertel nicht völlig zugebaut. Man findet überall kleine Straßen, Sackgassen, Tempel – und viele schmucke Bars und Lokale. Da man in Windeseile in die geschäftigeren Viertel von Shibuya, Ebisu oder Shinagawa kommt, ist Meguro als Wohnort zudem sehr beliebt. Das macht sich bei den Grundstückpreisen bemerkbar: Im Schnitt zahlt man hier rund 8.000 Euro pro Quadratmeter, wenn überhaupt mal ein Grundstück frei wird.
Was an Meguro jedoch besonders auffällt, ist der Mangel an Grünflächen – alle größeren Parks der Umgebung wie der Komazawa Olympic Park liegen außerhalb. Dafür rechtfertigen ein paar schöne Einkaufsstraßen bzw. Bahnhofsviertel einen ausgedehnten Spaziergang, vor allem rund um die Bahnhöfe der Tokyu-Toyoko-Linie. Ob in Yūtenji, Gakugei-Daigaku, Naka-Meguro oder Jiyūgaoka, hier gibt es hunderte kleine Boutiquen, Bars und Restaurants zum Einkaufen und Genießen.
Teuer – aber beliebtes Wohnviertel
Ganz im Nordwesten Meguros, und sehr nahe am Bahnhof Shibuya, befindet sich das Japan Folk Crafts Museum (Nihon Mingeikan). Eines der Gebäude dieses ausladenden Museums ist ein schönes Beispiel für die Architektur der 1930er Jahre. Im Museum sind mehr als 17.000 Kunstwerke ausgestellt – von Keramik und gefärbten Textilien, Holzschnitz- und Schreinereikunst bis hin zu Gemälden gibt es sehr viel zu sehen und zu lernen. Sonderausstellungen für Kunst aus Okinawa sowie der Ainu, dem indigenen Volk aus dem Norden Japans, werden ebenfalls angeboten.
Obwohl mangels Grünanlagen und Platz nicht unbedingt der ideale Ort, um sich als Familie niederzulassen, ist Meguro als Wohnort dennoch äußerst beliebt – vor allem aufgrund der guten Anbindung sowie dem mitunter fast kleinstädtischen Charakter, ganz zu schweigen von dem riesigen gastronomischen Angebot. Das haben auch diverse Großunternehmen und Botschaften erkannt: In Meguro befinden sich unter anderem die Hauptniederlassungen von Amazon Japan, Unilever Japan, Walt Disney Japan sowie die Botschaften von 13 Ländern, darunter Polen, Ägypten und Kenia.
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