Harajuku ist das Epizentrum der japanischen Street Fashion, in der junge Menschen ihre Individualität durch einzigartige Outfits und extravagante Styles zum Ausdruck bringen. Dieser lebendige Stadtteil Tōkyōs, gelegen zwischen Shibuya und Shinjuku, hat sich von einem bescheidenen Wohngebiet zu einem globalen Symbol für Kreativität und Jugendkultur entwickelt. Harajuku ist nicht nur ein Shopping-Paradies, sondern auch ein kultureller Schmelztiegel, der ständig in Bewegung ist und immer wieder neue Trends setzt.
Geschichte und Bedeutung
Tauchen wir zunächst ein in die Geschichte Harajukus, die bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreicht. Der Name „Harajuku“ (原宿) bedeutet wörtlich „Wiesenunterkunft“ und weist auf die ländliche Vergangenheit des Gebiets hin, das ursprünglich als Standort für Shintō-Schreine bekannt war. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Harajuku fast vollständig durch Bombenangriffe zerstört. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau, und das Viertel wurde zu einer Heimat für viele amerikanische Militärangehörige und deren Familien, was den Einfluss westlicher Kultur verstärkte. In den 1960er Jahren, begünstigt durch die Olympischen Spiele 1964 in Tōkyō, begann sich Harajuku zu einem Treffpunkt für kreative und modebewusste Jugendliche zu entwickeln. Diese Transformation setzte sich in den folgenden Jahrzehnten fort und formte es zu dem lebendigen Zentrum der Jugendkultur und Street Fashion, das es heute ist.
Kultur und Lifestyle
Das Magazin FRUiTS, welches im Jahre 1997 von dem japanischen Fotografen Aoki Shōichi gegründet wurde, hat über Jahre hinweg die Vielfalt und den Einfallsreichtum der Harajuku-Mode eingefangen. Durch „FRUiTS“ wurde die Harajukus Mode nicht nur lokal, sondern auch international zu einem Symbol für kreative Freiheit und nonkonforme Mode, was den Einfluss dieses Viertels auf die weltweite Street Fashion nachhaltig geprägt hat. Für Fashionistas gibt es drei Haupt-Anlaufstellen: die Takeshita-dōri, die Omotesandō und Ura-Harajuku. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf diese drei ikonischen Orte.
Takeshita-dōri
Die Takeshita-dōri in Harajuku ist das Herzstück der japanischen Street Fashion. Diese lebhafte Straße, nur wenige Schritte vom Harajuku-Bahnhof entfernt, ist gesäumt von Modeboutiquen, Crêperien und Accessoire-Läden, die eine Fülle an günstigen und bunten Artikeln anbieten. Besonders bei jungen Menschen beliebt, verkörpert die Takeshita-dōri den einzigartigen Harajuku-Stil, der sich durch kreative, auffällige und oft skurrile Mode auszeichnet. Hier trifft die Niedlichkeits-Ästhetik kawaii auf individuelle Exzentrik und schafft eine unverwechselbare Atmosphäre, die Modebegeisterte aus aller Welt anzieht.
Die Straße ist nicht nur ein Shopping-Paradies, sondern auch ein Ort, an dem Trends geboren werden. Die Sängerin Kyary Pamyu Pamyu verkörpert wie keine andere diesen Stil; ausgefallene Accessoires, mutige Farbkombinationen und unkonventionelle Designs prägen das Erscheinungsbild der Künstlerin. Mit dem Lied HARAJUKU IYAHOI hat sie dem Stadtteil auch ihre eigene Hymne gesetzt und damit die Bedeutung von Takeshita-dōri für die globale Modewelt weiter unterstrichen.
Omotesandō
Die Omotesandō ist eine elegante, von Bäumen gesäumte Allee in Harajuku, die oft als „Champs-Élysées Tōkyōs“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zur lebhaften und exzentrischen Takeshita-dōri bietet die Omotesandō eine eher edle, raffinierte Atmosphäre. Hier reihen sich luxuriöse Boutiquen, Designerläden und exquisite Concept Stores aneinander, die eine breite Palette an hochwertigen Modeartikeln und Accessoires anbieten.
Neben den exklusiven Einkaufsmöglichkeiten ist die Omotesandō auch bekannt für ihre erstklassigen Restaurants und Cafés. Von gehobenen japanischen Restaurants bis hin zu internationaler Gourmetküche findet man hier eine Vielzahl kulinarischer Erlebnisse. Beliebte Cafés wie das Omotesandō Koffee, bekannt für seinen minimalistischen Stil und hochwertigen Kaffee, oder das Anniversaire Café, das für seine köstlichen Desserts und stilvolle Atmosphäre geschätzt wird, ziehen sowohl Einheimische als auch Touristen an.
Ura-Harajuku
Ura-Harajuku hingegen ist ein Ort für Entdecker und Individualisten, die nach einzigartigen Stücken und inspirierenden Orten suchen. Diese Gegend ist bekannt für ihre unabhängigen Boutiquen, Vintage-Läden und innovativen Cafés, die einen alternativen und oft avantgardistischen Modegeschmack bedienen. In der ruhigeren, jedoch ebenso kreativen Atmosphäre haben viele ikonische japanische Streetwear-Marken wie BAPE (A Bathing Ape) und Undercover ihren Anfang genommen.
Second-Hand und Vintage-Shopping sind zentrale Elemente von Ura-Harajuku. Der Reiz der Second-Hand-Mode liegt nicht nur in der Einzigartigkeit und Qualität der angebotenen Stücke, sondern auch in der nachhaltigen Einkaufsphilosophie, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das Wiederverwenden und Wiederentdecken von Kleidungsstücken unterstützt nicht nur die Umwelt, sondern ermöglicht es, individuelle und unverwechselbare Outfits zusammenzustellen. Die Vintage-Shops in Ura-Harajuku sind bekannt für ihre kreativen Präsentationen der Kleidung und inspirierenden Styling-Ideen, die Besucher:innen dazu anregen, ihren persönlichen Stil zu entdecken und zu experimentieren.
Die Vielfalt der Mode, die pulsierende Jugendkultur und die einzigartige Atmosphäre machen Harajuku zu einem faszinierenden Ort, der Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht. Von der bunten Takeshita-dōri über die elegante Omotesandō bis hin zu den alternativen Gassen von Ura-Harajuku bietet dieser Stadtteil für jeden Geschmack etwas. Harajuku bleibt daher ein unverzichtbares Ziel für alle, die das lebendige Herz Tōkyōs erleben möchten.
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