Der Name der Insel lautet eigentlich Hashima (端島), aber ihr Spitzname wirkt dramatischer: Gunkanjima (軍艦島) bedeutet Kriegsschiff-Insel. Diesen Titel hat die kleine Insel ihrer markanten Bebauung zu verdanken: Die ab den 1920ern errichteten Hochhäuser formen eine dunkle Silhouette, die an die Aufbauten eines Zerstörers erinnern.
Die Insel diente ab 1887 aus Ausgangspunkt für den Kohleabbau im Meer. Auf den gerade mal 6,3 Hektar lebten zeitweise bis zu 5300 Personen – für den Großkonzern Mitsubishi tätige Bergarbeiter und ihre Familien – was die Insel zur dichtbesiedeltsten Fläche der Welt machte.
Eingefrorener Moment: Gunkanjima nach der Räumung
1974 wurde die Insel abrupt geräumt. Vieles wurde einfach „stehen und liegen gelassen“, und so konservieren die verlassenen Industriebauten Momentaufnahmen des Lebens in den 1970ern.
Für den James Bond-Film „Skyfall“ stellte Gunkanjima seine unheimliche Geisterstadt-Atmosphäre zur Verfügung. Die Insel fungiert als Hauptquartier des Bond-Widersachers Raoul Silva.
Gunkanjimas Verlassenheit und Verfall lösen im Film Notstandsgefühle aus: Welche Katastrophe hat die Menschen bewegt, diesen Ort so schnell zu verlassen? Für Silva, der auf Cyberterrorismus spezialisiert ist, bietet die verlassene Insel einen rechtsfreien Raum und ist physischer Ausdruck seines meist nur digitalen Zerstörungswillens.
Besuch der Geisterinsel
Das filmische und touristische Potenzial der Geisterinsel wird erst seit wenigen Jahren genutzt. 2015 wurde Gunkanjima zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und gilt heute als Mahnmal einer Industrialisierung, die ohne Rücksicht auf Mensch und Natur maßgebliche Eingriffe in die Umwelt vornahm.
Mittlerweile gibt es einen gesicherten Besichtigungspfad und Schiffstouren. Und wer die Endzeitstimmung der Insel lieber zuhause mit einem geschüttelten, nicht gerührten Martini in der Hand genießen will, spaziert per Google Streetview über Gunkanjima.
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