In der Stadt, die wir heute als Dazaifu (太宰府) kennen, wurde vor rund 1.300 Jahren ein gleichnamiges (aber anders geschriebenes; 大宰府) Verwaltungszentrum für ganz Kyūshū errichtet. Über 500 Jahre lang war Dazaifu das politische Zentrum der Region. An historischen Stätten wie Schreinen, Tempeln und Ruinen können Besucher noch heute die lange Geschichte Dazaifus erkunden. 2005 wurde außerdem das Nationalmuseum Kyūshū eröffnet und 2017 feierte der Dazaifu-Vergnügunspark sein 60-jähriges Bestehen. Neben dem berühmten Tempel Dazaifu Temman-gū hat die Stadt allerlei andere Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Nationalmuseum Kyūshū: imposantes Gebäude, beeindruckende Ausstellung
Das Museumsgebäude wartet Besuchern mit seinen eleganten Kurven auf, die Pracht der umliegenden Bäume wird in seiner gläsernen Fassade widergespiegelt. Mit einer Deckenhöhe von max. 36 m wirkt das Gebäude auch von innen sehr offen und einladend. Selbst ein Aufenthalt in der Eingangshalle ist aufregend. Es ist das vierte Nationalmuseum in Japan. Das Konzept dahinter: die japanische Kultur aus der Perspektive der Geschichte Asiens zu beleuchten. Das klingt nach einer schwierigen Aufgabe, doch die Exponate, die teils sogar berührt werden dürfen, machen diese Sorge zunichte. In der Dauerausstellung „Kulturaustausch“ wird die Beziehung Japans zu Asien und Europa von der prähistorischen Zeit bis zur Edo-Zeit vorgestellt. Keramik der Jōmon-Zeit, die Gesandtschaften nach China – Dinge, die sonst in Geschichtsbüchern auftauchen, mit eigenen Augen zu sehen, hinterlässt einen Eindruck. Die Beschreibungen und der Audioguide sind auf Englisch, Japanisch, Koreanisch und Chinesisch verfügbar, die Broschüre gibt es u.a. auch auf Deutsch.
Dazaifu-Vergnügungspark: ein bisschen Retro in grüner Natur
Üblich ist es nicht, auf dem Gelände eines Tempels auch einen Vergnügungspark vorzufinden. Der Park, mit nostalgischer, an die Shōwa-Zeit erinnernde Atmosphäre, feierte 2017 seinen 60. Geburtstag; ein perfekter Ort für Familien mit kleinen Kindern. Mit Retro-Achterbahn und -Karussell ermöglicht der Park auch Erwachsenen eine Rückkehr in ihre Kindheit. Wenn es Herbst wird, ist der hübsche Schmetterling Kastanien-Tiger ein häufiger Besucher des Parks.
http://www.dazaifuyuuenchi.com/
Kamado-jinja: für gute Beziehungen beten
Der Kamago-Schrein blickt auf eine Geschichte bis ins Jahr 1350 zurück. Er wurde nordöstlich vom Dazaifu-Verwaltungsamt errichtet. Seit jeher wurde er mit dem Gott der Eheschließung in Verbindung gebracht. Von Partnerschaften zwischen Männern und Frauen ausgehend, wird dort auch für andere Beziehungen innerhalb der Familie, mit Freunden, in der Arbeit oder zur Natur gebetet. Der dort erhältliche Talisman „Schutz der Liebe – verbindender Faden“, aus einem roten Faden gefertigt, kann als Kette oder Armband getragen werden. Die Anlage dient als Eingang für den sich in deren Rücken emporhebenden Hōman-zan und ist für seine Kirschblüte und sein Herbstlaub bekannt.
Kanzeon-ji: Japans älteste Tempelglocke
Der Kanzeon-Tempel wurde 746 zur Nara-Zeit errichtet und taucht auch im Genji Monogatari („Die Geschichte vom Prinzen Genji“) auf. In vergangenen Zeiten reihten sich hier zahlreiche Tempel aneinander. Heute sind die in der frühen Edo-Zeit neu errichtete Predigthalle und die Haupthalle (von der Präfektur designierte Kulturdenkmäler) übrig. Besonders bekannt ist der Nationalschatz der ältesten Tempelglocke Japans, die sich hier befindet. In der benachbarten Schatzkammer der Anlage werden buddhistische Kunstwerke wie Buddha-Statuen von der Heian- bis zur Kamakura-Zeit aufbewahrt.
https://www.dazaifu.org/map/tanbo/tourismmap/4.html
Dazaifu seichō-ato: wo Kyūshū regiert wurde
Während der Nara- und der Heian-Zeit war die Dazaifu-Regierung für die politischen, wirtschaftlichen, diplomatischen und militärischen Belange Kyūshūs zuständig. Die Verwaltungsgebäude der Regierung überblickten den Shiōjiyama. Nach den Regierungszentren in Nara und Heian soll das in Dazaifu das größte gewesen sein. Heutzutage trifft man an den Ruinen auf spielende Kinder; dennoch sind sie ein Ort der Ruhe. Die Ruine ist eine besondere in Japan, zwischen ihren überdauernden Grundsteinen kann man in die Geschichte der Region eintauchen.
Dieser Artikel erschien am 11.12.2017 bei Tenjin Site und wurde für die Veröffentlichung bei JAPANDIGEST aus dem Japanischen übersetzt und nachbearbeitet.
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