Zugegeben, so geheim sind unsere Tipps für die historische Kaiserstadt und gleichnamige Präfektur Kyōto nun auch wieder nicht. Aber anders als die berühmten und entsprechend sehr gut besuchten Sehenswürdigkeiten wie der Kiyomizu-Tempel, der Goldene Pavillon oder der Fushimi Inari-Schrein verirren sich an diese spannenden Orte (vergleichsweise) wenige Touristen. Entdecken wir die Präfektur von einer etwas anderen Seite!
1. Otagi Nenbutsu-ji: Wo Religion auf Kunst trifft
Kyōto ist weltberühmt für seine zahlreichen, wunderschönen Tempel. Auf der Suche nach den versteckten Schätzen der Stadt sollten Sie sich in den Westen wagen: Der im 8. Jh. gegründete Otagi Nenbutsu-ji ist Heimat von 1.200 Steinstatuen, sogenannten rakan, den Schülern des Buddha. Was sie besonders macht, sind ihre kunstvollen Gesichter – keines gleicht dem anderen. Gefertigt wurden sie in den 1980er und 1990er Jahren vom Bildhauer und Mönch Nishimura Kōchō, mithilfe hunderter Schüler und Freiwilliger. Jede Statue ist ein einzigartiges Kunstwerk und Ausdruck ihres Erschaffers, wobei diese Arbeit mitunter auch mit viel Humor umgesetzt wurde: So hält eine Statue etwa einen Tennisschläger in der Hand oder trinkt ein Glas Sake.
2. Kurama & Kibune: Mystische Power Spots
Diese verträumten Dörfer nördlich von Kyōto liegen am Fuße des Berges Kurama – der als Geburtsort der esoterischen Heilkunst Reiki gilt – und sind durch einen ca. 4 km langen Wanderweg miteinander verbunden. Dieser ist in zwei bis drei Stunden zu bewältigen und somit auch für Wander-Anfänger gut geeignet. Die Hauptattraktion der bei Tagesausflüglern beliebten Region ist der Kurama-Tempel, ein wahrlich spiritueller Ort, dem die Kraft der Berge innewohnen soll. Es heißt, dass Tengu, mythische Fabelwesen, die Gegend bevölkern und die Natur beschützen. Für 200 Yen führt eine kurze Seilbahnfahrt zum Hauptgebäude des Tempelkomplexes. In Kibune angekommen, wartet als weiterer Höhepunkt der Kifune-jinja-Schrein und seine ikonische, mit roten Laternen gesäumte Steintreppe. Der Schrein ist dem Wassergott geweiht. Es ist jedoch unklar, wann genau er gegründet wurde, auch wenn alte Chroniken darauf schließen lassen, dass er ca. 1.300 Jahre alt ist.
3. Kyōto Botanical Gardens: Wundersame Pflanzenwelt
Gegründet im Jahre 1924, ist dieser Botanische Garten der älteste Japans, sowie einer der umfangreichsten. Etwa 12.000 verschiedene Blumen- und Pflanzenarten werden hier der Öffentlichkeit präsentiert, darunter über 450 Kirschbäume, die im Frühling in voller Blüte stehen. Zu jeder Jahreszeit kann man sich an den üppigen grünen Gärten erfreuen und mehr über die vielfältige Flora Japans und der Welt lernen. Vom Hauptbahnhof aus ist der Botanische Garten in knapp 30 Minuten direkt mit der U-Bahn erreichbar. Der Eintritt kostet 200 Yen pro Person.
4. Amanohashidate: Über die Himmelsbrücke
Diese spektakuläre Küstenlandschaft zählt zu den nihon sankei, oder die „Drei schönsten Landschaften Japans“, welche schon viele japanische Dichter, Künstler und Gelehrte aufgrund der unvergleichlichen Atmosphäre in ihren Werken verewigt haben. Amanohashidate, übersetzt „Himmelsbrücke“, liegt im Nordwesten der Präfektur Kyōto und ist eine 3 km lange, von tausenden Kiefern bedeckte natürliche Sandbank, die beide Seiten der Bucht von Miyazu verbindet. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass sie beim Blick von den Bergen zu beiden Seiten aussieht wie ein Weg, der Himmel und Erde miteinander verbindet. Zu Fuß kann man die Amanohashidate in ca. 45 Minuten überqueren – oder man entspannt im Sommer an einem der traumhaften Sandstrände. Zu jeder Jahreszeit bietet dieser Ort einzigartige Postkartenansichten, die man dank eines Sessellifts, welcher zum Freizeitpark Amanohashidate View Land führt, auch von oben einfangen kann.
5. Wazuka: Im Land des Tees
Vor allem berühmt für die hervorragende Teesorte Uji, baut das beschauliche Wazuka die Hälfte von Kyōtos jährlicher Grüntee-Produktion an, welche dort bereits seit 800 Jahren floriert. Im Frühling, wenn die Erntesaison beginnt, erstrahlen die kilometerweiten Teeplantagen der hügeligen Region in einem satten Grün. In den Cafés können Reisende sich durch die regional produzierten Tee-Spezialitäten probieren und in von Einheimischen betriebenen Farm Stay-Unterkünften übernachten. Einige Einrichtungen bieten Teepflücken und andere Aktivitäten für ausländische Touristen an.
6. Nagaoka Tenmangu: Beten für Weisheit & Erfolg
Der Nagaoka Tenmangu-Schrein in der Stadt Nagaokakyō (südlich vom Kyōtoer Stadtzentrum) ist dem berühmten japanischen Gelehrten und Poeten der Heian-Zeit (794-1185), Sugawara no Michizane, gewidmet – weshalb ihn viele Schüler und Studierende besuchen, um für gute Prüfungsergebnisse und akademische Erfolge zu beten. Auf dem weitläufigen Gelände finden sich zahlreiche idyllische Plätzchen, die zum Spazieren und Fotografieren einladen. Am berühmtesten ist der 200 m lange Weg am Eingang, der von über 150 Jahre alten Kirishima-Azaleen gesäumt ist. Ende April blühen sie in einem leuchtenden Rot.
Dieser Artikel erschien in gekürzter Fassung der JAPANDIGEST Oktober 2024-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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