Wie ist das, zum ersten Mal nach Japan zu fahren? Wenn man soviele Erwartungen und Bilder im Kopf hat: Von der Großstadt Tōkyō, vom Zugfahren zur Rush Hour, von den Tempeln und Schreinen, von den Japanern selbst, ihrer vermeintlichen Vorliebe für Technologie und rohen Fisch, und es gar nicht erwarten kann, sie besser kennenzulernen?
Pia (27) & Patrick (25): Japan-Rundreise, 1 Monat
„Wir sind von Tōkyō über Zamami-Jima auf Okinawa, Kagoshima, Fukuoka, Maizuru und Kyōto wieder zurück nach Tōkyō gereist. Wir hatten JR-Pässe und haben einen Teil der Strecke mit dem Schnellzug Shinkansen zurückgelegt. Von den großen Städten aus haben wir dann auf Tagesausflügen noch einige kleinere Orte besucht.
Wir kommen aus München, eine sehr gemütliche Stadt. Besonders Tōkyōs Großstadtflimmern hat uns deshalb sofort in seinen Bann gezogen. Unser Hostel war im Stadtteil Asakusa, und so war der Sensō-ji-Tempel die erste Sehenswürdigkeit, die wir besuchten. Den Abend ließen wir am Sumidagawa ausklingen – die glitzernden Lichter des Skytree spiegelten sich im Fluss. Tōkyō war eine tolle Erfahrung als Beginn der Reise – und später auch ein sehr guter, runder Abschluss.
„Wir waren überrascht: In Tōkyō gibt es soviele ruhige Ecken, um Energie zu tanken!“
Am besten gefallen hat uns aber der Besuch eines öffentlichen Badehauses. Da wir tätowiert sind, war es nicht einfach eines zu finden, aber die Stimmung unter den einheimischen Badegästen war einmalig.
Egal, wo wir in Japan waren, wurden wir herzlich aufgenommen. Alle Menschen waren sehr freundlich und immer bemüht, sodass alles trotz Sprachbarriere problemlos geklappt hat!
Am meisten sehnen wir uns nach dem japanischen Essen zurück. Onigiri und Shabu shabu – All day, every day! Besonders das Fondue mit richtig gutem Rindfleisch war unser Schmankerl zum Abschluss der Reise.“
Julian (35): Geschäftsreise nach Tōkyō, 6 Tage
„Ich arbeite für einen Hersteller aus der Autoindustrie, der mich nach Tōkyō einlud. Wie stark unsere japanischen Wurzeln sind, wurde mir aber erst bewusst, als ich vom Hauptquartier direkt auf den Kaiserpalast blickte!
Japans kulinarische Vielfalt durfte ich auf exquisite Art erkunden: Besonders gefallen hat mir das Geschäftsessen in einem Geisha-Haus in Ginza, in dem uns die Gastgeberin formvollendet, fast choreografiert im Kimono empfing.
Neben allen nur denkbaren Sushi-Variationen habe ich das Essen im Restaurant Nanadaimetora sehr genossen. Ganze Saba-Makrelen, Tintenfische und Enoki-Pilze wurden mit einer leichten Sauce bestrichen, auf Spieße gesteckt und auf einem offen im Raum stehenden Holzkohlegrill gegart. Die Zubereitung war simpel, aber der Geschmack fantastisch.
Offener Grill im Restaurant Nanadaimetora:
Offener Grill im Restaurant Nanadaimetora
„Überall sieht man in Japan eine humanistische Wertschätzung der Kultur.“
Ich wollte aber nicht nur die Hauptstadt, sondern auch ländlichere Gegenden erleben, und so habe ich in Begleitung einen Tagesausflug nach Kamakura unternommen. Es ist fantastisch, dass man eine solche Verbindung aus alter Kultur mit dem Großen Buddha, den man auch betreten kann, und der ruhigen Atmosphäre am Strand in nur 90 Minuten von Tōkyō aus erreichen kann.
Da wir in Kamakura spät dran waren, haben wir auch den Rikscha-Service genutzt. Zuerst hatten wir Bedenken, dass es unlauter sein könnte, uns so transportieren zu lassen, aber der Rikscha-Fahrer hat sich sehr gefreut, uns zu ziehen und währenddessen etwas über Kamakuras lange Geschichte zu erzählen. Er war beeindruckend stark und völlig zu Recht stolz auf seine Arbeit.
Zurück in der Hauptstadt war mein Highlight der Besuch eines Jazz-Clubs. Tōkyō hat eine unglaubliche Vielfalt an Live Jazz zu bieten. Nächstes Mal möchte ich auf jeden Fall noch das Blue Note besuchen.
Während man in anderen Metropolen als Tourist kaum noch ernstgenommen wird, habe ich mich in Tōkyō als Mensch aufgehoben gefühlt. Dort herrscht eine ruhige, kultivierte Höflichkeit. Natürlich ist eine Japan-Reise immer noch ein Abenteuer – aber ein fröhliches!“
Dieser Artikel erschien im JAPANDIGEST 2017 und wurde für die Online-Veröffentlichung nachbearbeitet. Bestellen Sie die Zeitschrift hier oder lesen Sie hier das Ebook!
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