Ich fliege wieder nach Japan! Das schönste an der Vorfreude ist für mich das Packen. Worin werde ich mich in Tōkyō wohlfühlen, wo alle so elegant und modisch gekleidet sind? Was ziehe ich an für Spaziergänge in der wilden Natur Kyūshūs?
Gleichzeitig will ich aber auf keinen Fall einen großen Koffer mitnehmen. Den muss ich abgeben. Vielleicht kommt er nicht in Japan an. Ich muss ihn ziehen und tragen. Schrecklich!
Ich habe durch schmerzende Arme und einen Sprint zum wartenden Flieger gelernt, dass so ein Klotz am Bein die Freude am Urlaub stört: Als ich vor 15 Jahren zum ersten Mal in Japan war, hatte ich einen Koffer dabei, in dem ich mich selbst gut hätte nach Hause schicken können. Musste ich auch fast: Ich kam nur knapp zum Flughafen, weil ich zur Rush Hour umsteigen musste – und den 25-Kilo-Koffer immer nur 50 Meter weiter rollen konnte, wenn gerade keine Menschenmassen von allen Seiten kamen. Nie wieder!
Als ich ein Foto meines winzigen Koffers auf Facebook teilte, wollten alle wissen, wie ich das gemacht habe. Zugegeben, ich bin Minimalistin und stecke ohnehin viel Zeit in die Planung einer eleganten und kombinierbaren Garderobe. Wichtig war bei dieser Reise aber, dass ich Japan sehr gut kenne und weiß, worauf ich mich einstellen muss.
Das müssen Sie beim Packen für Japan beachten
Klima. Diese Parameter ergeben sich daraus, wann und wohin Sie fahren. Ich war im japanischen Spätsommer unterwegs und konnte deshalb leichte Kleidung einpacken. Im Winter reicht Handgepäck alleine vielleicht nicht. Tōkyō liegt aber zum Glück auf der Höhe von Rom – in Frühling, Sommer und Herbst kann man für zwei Wochen durchaus aus einem kleinen Koffer leben. Alles süd-westlich der Hauptstadt ist allgemein wärmer, alles nördlich und östlich davon kühler.
Stilfragen. Die meisten Bewohner japanischer Großstädte legen großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Funktionskleidung ist out (außer, man ist gerade auf dem Weg zur Spitze des Fuji-san oder zur Ski-Piste). Ästhetik sollte bei der Planung der Reisegarderobe also auch mitüberlegt werden, um den Zutritt zu Restaurants etc. nicht verwehrt zu bekommen.
Gegen die Klimaanlagen. Zwischen drinnen und draußen herrschen im japanischen Sommer dank Klimaanlagen gerne mal 20 Grad Unterschied. Packen Sie einen Schal oder Pulli ein, um sich keinen Zug zu holen!
Garderobe und Transport. Als vielreisende Journalistin kaufe ich reisefreundliche Kleidung mit größtmöglichem Naturfaser-Anteil, die für geschäftliche und private Termine gleichermaßen geeignet ist. Kombinierbarkeit ist auch wichtig. Die japanische Aufräum-Spezialistin Kondō Marie empfiehlt außerdem: Rollen statt falten! So transportieren Sie Ihre Kleidung platzsparend und knitterarm.
Unterwegs waschen. Auch wenn Sie keine Waschmaschine zur Verfügung haben, kriegen Sie kleine Teile wie Unterwäsche im Waschbecken sauber. Kaufen Sie eine Wäschespinne im 100 Yen-Laden. So eine sentaku monohoshi 洗濯物干し kostet umgerechnet gerade mal 90 Cent. Hängen Sie die bestückte Wäschespinne einfach an eine geöffnete Tür.
Infrastruktur. Wenn Sie noch etwas Wichtiges wie Handtücher brauchen sollten: Gehen Sie zum nächsten 100 Yen-Laden. Dort kaufen Sie sehr günstig alles Nützliche für den Alltag.
Flüssigkeiten im Handgepäck? Mittlerweile stehen an einigen japanischen Flughäfen Detektoren, die auch Flüssigkeiten auf Sicherheit scannen können. Informieren Sie sich vorher über Ihren jeweiligen Flughafen – eventuell können Sie Tee & Co. im Handgepäck mit an Bord nehmen.
Ansprüche. Definieren Sie genau, was Sie alles unternehmen werden, und sammeln Sie Informationen über die örtlichen und klimatischen Gegebenheiten. Meine sahen so aus:
Interviews auf Tourismus-Messe (Tōkyō, 3 Tage, 20°C / Messe-Halle: Klimaanlage): Kein Business-Kostüm, aber professionell-schick
Messe-Reise Kyūshū (4 Tage, 25-30°C / Reisebus: 15°C, viel draußen unterwegs): professionell-bequem
Urlaub (Tōkyō & Umgebung, 7 Tage, 15-20°C, Kultur & Genuss): elegant
Und so habe ich mein Handgepäck gepackt!
Handkoffer (genau 8 Kilo!)
mittelgroße Handtasche
Basics
Halstuch (gegen die fiesen japanischen Klimaanlagen!)
Drei Paar Ballerinas
Unterwäsche (unterwegs gewaschen)
Strumpfhosen (mit Stützeffekt für den Flug)
Sonnenbrille mit Etui
Zip-Beutel mit Pflegeprodukten und Make-up
Kleidung
6 Kleider (3 schick, 2 sommerlich, 1 für den Flug – alle aus knitterfreien Naturfasern)
2 Shirts
Rock
lange Stoff-Hose
Cape-Jacke
Chanel-Jäckchen als Blazer (passt zu allem!)
2 Schlafanzüge
Anderes
Reisedokumente
Kugelschreiber (um im Flugzeug die Disembarkation Card zur Einreise auszufüllen!) und Block
Handtuch
dünner Deckenbezug aus Baumwolle
Wäschesäckchen
Smartphone mit Kabel
2 Umstecker für japanischen Strom
3 Bücher
In Japan kaufte ich: Wäschespinne, Pflegeprodukte, Gudetama-Regenschirm, Söckchen, jede Menge Schmuck, kleine Mitbringsel
Fazit
Ich habe viel zu viel mitgenommen! Vermisst habe ich nichts – vor allem, weil ich alles für den täglichen Bedarf wie Zahnpasta auch in den japanischen Convenience Stores kaufen konnte, die immer geöffnet haben. Auch größeres wie Handtücher bekommt man im 100 Yen-Laden – das beruhigt.
Dank des wenigen Gepäcks hielt ich mich kürzer in den Flughäfen auf, wurde am Zoll nicht kontrolliert und hatte keine Probleme in vollen Zügen. Außerdem wusste ich immer, wo meine Sachen waren, und konnte schnell wieder zusammenpacken. Die Zeit, die ich beim Umgang mit dem Gepäck gespart habe, konnte ich voll in die Japan-Erfahrung investieren. Insgesamt habe ich mich „unbeschwert“ gefühlt – genau das, was ich wollte.
P.S.: Überraschung!
Wie sich herausstellt, bin ich nicht die einzige, die Japan gerne mit wenig Gepäck bereist! Elisa vom Blog Japanliebe war drei Wochen in Japan nur mit Handgepäck unterwegs. Ihre drei Blog-Einträge mit Erfahrungsbericht und Packliste gibt es HIER.
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