Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Nichinan: Bezaubernde Küstenlandschaft in Miyazaki

Marie-Louise Helling
Marie-Louise Helling

Kristallklares Wasser, mysteriöse Moai-Statuen und ein Schrein im Meer: Das Gebiet rund um die Stadt Nichinan beeindruckt mit üppiger Natur an felsigen Küsten, einem reichen Fischvorkommen und saftigen Mangos frisch vom Baum.

Moai-Statuen: Beeindruckende Nachbildungen der berühmten Steinbüsten von den Osterinseln. © Kaori Tsunoda

An der Ostküste der südjapanischen Insel Kyūshū, in der Präfektur Miyazaki liegt die idyllische Stadt Nichinan. Wanderwege am Meer, etliche Fischrestaurants und Delfinbeobachtungspunkte: All das ist in und um Nichinan möglich. Im Norden, Osten und Süden ist sie von der mit Zedernbäumen bewachsenen Wanizuka-Bergkette umgeben. Im Osten öffnet sich der Blick auf Meer. Fast 80 Prozent der Stadt liegen im Nichinan-Kaigan-Quasi-Nationalpark. Die Küste bietet daher nicht nur eine vielfältige Vegetation mit Mangobäumen, sondern auch Palmen-gesäumte, weiße Strände mit fantastischen Wellen für Surfer. Die Nichinan-Küste kann mit dem Auto oder zum Teil mit dem Zug erkundet werden und bietet traumhafte Ausblicke auf die Weite des Pazifiks. Die JR-Zuglinie von Miyazaki schlängelt sich in Abschnitten am Meer entlang, biegt aber immer mal wieder ins Landesinnere ein. Von Nichinan aus sind unter anderem der berühmte Themenpark Sun Messe und der sehenswerte Udo-Schrein bequem erreichbar.

 Der Nichinan-Kaigan-Quasi-Nationalpark: spitze Felsformationen an der Küste. © Kaori Tsunoda

Die Moai-Statuen im Sun Messe

Nördlich der Stadt Nichinan befindet sich der kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Themenpark Sun Messe, der am besten mit dem Auto über die Route 220 angefahren werden kann. Sieben gigantische Steinstatuen, mit ins Landesinnere gerichtetem Blick, enganliegenden Armen und dicken Lippen sind die Hauptattraktion des Parks. Sie stehen aufgereiht an der felsigen Küste, sind 5 Meter hoch und 18 Tonnen schwer. Tatsächlich handelt es sich bei diesen Figuren um die weltweit einzigen Reproduktionen der Moai-Statuen, die von den Behörden der Osterinseln erlaubt wurden. Die echten Moai-Statuen befinden sich in Ostpolynesien und wurden angeblich im 12. Jahrhundert von den Rapa-Nui, dem damaligen Inselvolk, geschaffen. Dennoch ranken sich nach wie vor viele Legenden und Rätsel um die monolithischen Steinstatuen.

Das Wort „Moai“ bedeutetet in der Sprache der Ureinwohner der Osterinseln „In Ehren halten“. Die Statuen sind Abbilder ostpolynesischer Priester und längst verstorbener Oberhäupter aus vergangenen Jahrtausenden. Dem Glauben nach bilden sie einen Schutzwall zwischen dem Land und dem Meer. Das unberechenbare Meer steht für den Tod, das fruchtbare Land für das Leben. Um die Lebenden vor dem Tod zu schützen, ist ihr steinerner Rücken wie eine stabile Mauer dem Meer zugewandt. Die letzten lebenden Rapa-Nui, die heute noch auf den Osterinseln leben, nutzen die Statuen zeremoniell für ihren Ahnenkult. Sie legen weiße Korallen mit Basaltsteinen in die steinernen Augenhöhlen, um ihre Ahnen zu rufen, wenn sie Schutz vor Krankheiten oder den Naturgewalten benötigen.

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Doch wie wurde die Idee geboren, Repliken der faszinierenden Moai-Statuen in Miyazaki aufzustellen? Es begann mit der Erdbebenkatastrophe von 1960, die die größte Steinplattform der Osterinseln zerstörte. Mehrere Moai-Statuen wurden von den auftretenden Tsunamiwellen ins Landesinnere getragen, wo sie jahrelang verstreut lagen. In einer im japanischen TV ausgestrahlten Dokumentation im Jahr 1990 klagte der damalige Gouverneur Sergio Rappu über den Zustand der Statuen und bat um Hilfe. Zufällig schaute ein japanischer Angestellter der Baufirma Tadano die Sendung. Kurz darauf beschloss die Firma ein Moai-Restaurierungskomitee zu gründen und bereits zwei Jahre später begannen die Wiederaufbauarbeiten auf den Osterinseln. 1996 wurden diese vollendet und die Moai-Statuen wieder aufgestellt. Im selben Jahr eröffnete der Themenpark in Nichinan mit den Repliken der Moai-Statuen, als Zeichen der Dankbarkeit für die Hilfe, die das japanische Unternehmen den Einwohnern der Osterinseln erwies. Die Besucher des Parks glauben, dass eine Berührung der sieben Steinbüsten von Nichinan Glück bringt. Die japanischen Moai sind also auch Symbole für die internationale Freundschaft und den Zusammenhalt zwischen Japan und den Osterinseln.

Öffnungszeiten der Sun Messe Nichinan:

9.30 – 17.00 (mittwochs geschlossen)

Eintrittspreise:

1000 Yen (Erwachsene), 700 Yen (Schüler und Studenten), 500 Yen (Kinder über 4 Jahre)

Der Themenpark Sun Messe: In Erinnerung an die Zusammenarbeit zwischen Japan und Ostpolynesien. © Kaori Tsunoda

Der Udo-Schrein

Nur circa 10 Minuten von der Sun Messe entfernt, liegt in einer felsigen Höhle an der Küste der Udo-Schrein. Zugänglich ist er durch einen Tunnel aus roten Holztoren (torii). Im Jahr 1711 erbaut, zählt er zu einem der wenigen Küstenheiligtümer Japans. Der Legende nach soll die Meeresgöttin Toyotama-hime dorthin gegangen sein, um den Vater des ersten japanischen Kaisers Jimmu zu gebären. Bei der Geburt nahm sie ihre wahre Gestalt eines Drachen an und verschreckte damit ihren Mann Hoori, den Gott des Getreides. Nach der Geburt kehrte sie voller Scham allein ins Meer zurück. Sie verwandelte ihre Brüste in Stein, um sie an der Felswand zu befestigen, damit das zurückgebliebene Neugeborene ernährt werden konnte. Noch heute finden sich diese Felsen (ochichi-iwa) an den Wänden der Höhle, die wie Brüste geformt sind. Paare und Eheleute besuchen diesen Schrein, um für eine sichere Geburt zu beten. Aus dem Wasser, das von den Felsen tropft, wird die regionale Süßigkeit ochichiame hergestellt, die werdende sowie stillende Mütter angeblich stärken soll. Die Bonbons können für 500 Yen im Schrein gekauft werden.

Vor dem Hauptschrein im Außenbereich findet sich der Schildkrötenfelsen (kameishi) mit einem Loch in der Mitte sowie einem Strohring. Für 100 Yen kann man fünf Tonsteine (undama) erwerben und versuchen das Loch zu treffen, was Glück bringen soll. Männer werfen mit links, Frauen mit rechts. Alle Steine, die treffsicher gelandet sind, werden anschließend von einem Priester eingesammelt und als Glücksbringer (omamori) im Schrein verkauft. Wer jedoch auf eine einfachere Art und Weise ein bisschen Glück bekommen möchte, der kann die Kaninchenfigur beim Hauptschrein streicheln. Laut der Sage war ein Hase ein Diener der Meeresgöttin.

Öffnungszeiten:

6.00 – 19.00 (April bis September)

7.00 – 18.00 (Oktober bis März)

Der Udo-Schrein: Der sagenhafte Geburtsort vom Vater des ersten japanischen Kaisers von Japan. © Kaori Tsunoda

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