Am 13. April 2025 öffnet auf der „Trauminsel“ Yumeshima in der Bucht von Ōsaka die Expo 2025 ihre Pforten. 160 Nationen werden der internationalen Gemeinschaft in beeindruckend gestalteten Pavillons ihre Kultur, Geschichte, Kulinarik sowie ihre Visionen für eine nachhaltige Zukunft präsentieren. Auch die deutsche Beteiligung wird ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen: Christopher Hecker, der Direktor des Deutschen Pavillons, erzählt uns im Interview, was den Pavillon ausmacht, worauf sich Gäste freuen dürfen und welchen wichtigen Beitrag die Expo für die Weltgemeinschaft leisten wird.
Christopher Hecker ist der Pavillondirektor des Deutschen Pavillons auf der Expo 2025 Ōsaka. Seit zwei Jahren führt er das Koelnmesse-Expo-Team und gestaltet aktiv die Umsetzung der deutschen Beteiligung. Als anerkannter Japan-Experte verfügt er über umfassendes Wissen und Erfahrung über das Land und seine Kultur.
Herr Hecker, was sind Ihre Aufgaben als Direktor des Deutschen Pavillons?
Meine Aufgaben lassen sich in zwei Phasen unterteilen, die Vor- und Nachbereitungszeit sowie die Betriebszeit. In der Vor- und Nachbereitungszeit geht es darum, das Projekt vorzubereiten, zu managen und am Ende abzuwickeln, das Team zu führen sowie Aufgaben, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) an die Koelnmesse übertragen hat, durchzuführen. Ich sorge stellvertretend für das BMWK dafür, dass die Vorbereitungen funktionieren, damit wir den Deutschen Pavillon zur Eröffnung am 13. April 2025 erfolgreich eröffnen und für sechs Monate betreiben können. Während der Expo bin ich der erste Ansprechpartner, repräsentiere Deutschland sowie den Deutschen Pavillon und empfange Delegationen.
Sie haben unter anderem Japanologie studiert.
Ich habe Asienwissenschaften mit Schwerpunkt Japanologie an der Universität Bonn studiert und mich in der Bachelorarbeit mit der Minamata-Bewegung befasst. So begann mein Interesse daran, wie Konflikte in Japan aufgearbeitet werden, und ich habe mich eingehend mit den gesellschaftlichen Aspekten dieses Themas beschäftigt. Im Masterstudium an der Universität Tübingen, mit einem Jahr Auslandsstudium an der Ritsumeikan-Universität in Kyōto, habe ich mich auf politische Entscheidungsprozesse in Japan konzentriert. Während meines Auslandsstudiums habe ich parallel an einem Fukushima-Projekt teilgenommen. Die Ritsumeikan-Universität bildete mit der Regierung in Fukushima eine Partnerschaft, um darüber aufzuklären, wie die aktuelle Situation vor Ort ist. Wir führten zahlreiche Interviews mit Menschen, die aus Fukushima evakuiert wurden und nie zurückkehrten, aber auch mit Menschen, die freiwillig zurückgegangen sind. Es ging um den sozialen Blickwinkel der Evakuierung und den gesellschaftlichen Prozess, sich in eine neue Gruppe einzufinden und welche Schwierigkeiten es dabei gibt. Nach dem Abschluss habe ich einen berufsbegleitenden Master an der Steinbeis Hochschule und an der amerikanischen Post University abgeschlossen und zum Thema Vertrauensbildung und Unternehmenspositionierung in Netzwerken geforscht.
Meine Doktorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema „Führung von deutsch-japanischen virtuellen Teams“ habe ich für das Projekt des Deutschen Pavillons unterbrochen. Nach der Expo plane ich weiter daran zu forschen, welche Führungskraftkompetenzen nötig sind, um in solchen interkulturellen Teams Vertrauen aufzubauen.
Das Konzept des Deutschen Pavillons ist die Kreislaufwirtschaft. Wie ist es dazu gekommen?
Das BMWK hat die Koelnmesse mit der Durchführung der deutschen Beteiligung beauftragt. Ein Expo-erfahrenes Architekturbüro begleitet das Projekt baufachlich. Wir haben natürlich die Unterlagen, die uns die Expo-Organisation zur Verfügung gestellt hat, gesichtet und die Anforderungen sowie Zielsetzungen der deutschen Beteiligung mit dem BMWK besprochen. Die Anforderungen an das Konzept und den Bau des Deutschen Pavillons wurden zusammengetragen und auf dieser Grundlage eine Ausschreibung veröffentlicht. In zwei Phasen haben sich Unternehmen bzw. Arbeitsgemeinschaften beworben – und das aktuelle Konzept hat nach einem längeren Entscheidungsprozess den Zuschlag des BMWK bekommen.
Wie würden Sie den Pavillon beschreiben?
Der Deutsche Pavillon auf der Expo 2025 wird ein Prototyp sein, der versucht, Technosphäre und Biosphäre miteinander zu verbinden. Das bedeutet, der Umwelt den Platz zu geben, sich zu entfalten, aber gleichzeitig den Menschen Raum zu geben, zu leben und dadurch eine harmonische Symbiose zwischen beiden zu schaffen. Dieser Pavillon wird der erste sein, der von Grund auf nachhaltig gedacht ist. Jede Entscheidung, jede Materialität wird immer hinterfragt: „Ist das nachhaltig? Wie werden die Ressourcen am Ende verwendet?“ Ich denke, wir können stolz darauf sein, weil wir damit ein Leuchtturmprojekt setzen, wie nachhaltige Architektur und nachhaltiges Leben in der Zukunft aussehen können.
Was passiert nach der Expo mit dem Pavillon?
Die Büroräume des Backoffice bestehen aus einer gemieteten Stahlkonstruktion. Diese stand bis vor ein paar Monaten noch in Italien und ist jetzt auf dem Weg nach Japan, um dort errichtet zu werden. Nach der Expo wird alles wieder abgebaut und geht zur nächsten Veranstaltung. Dadurch müssen wir die notwendige Stahlkonstruktion nicht komplett neu bauen. Das verwendete Holz wird in einer Standardbauweise verbaut, sodass es für andere Ausstellungen wiederverwendet werden kann. Die Pflanzen auf dem Pavillongelände stammen von der Baumschule Ryokukou Garden in der Präfektur Ōsaka. Aktuell werden die Bäume darauf vorbereitet, Anfang nächsten Jahres auf unser Gelände umgepflanzt zu werden, wo sie weiter gedeihen und am Ende an die Baumschule zurückgehen. Man könnte sagen, der Garten des Pavillons dient während der Expo als Erweiterung der Baumschule.
Sicherlich werden die Erfahrungen der Expo 2025 auch in die Planung und Durchführung zukünftiger deutscher Beteilungen einfließen.
Es ist natürlich immer wichtig, Lehren aus dem Projekt zu ziehen. Was hat man gut gemacht, was ist verbesserungswürdig? Aber eine Lehre aus den vorherigen Expos ist auch: Jede Expo ist anders. Das heißt, die Entscheidungskriterien und Rahmenbedingungen, die wir dieses Mal haben, sind in der nächsten Expo gegebenenfalls gar nicht anwend- und umsetzbar. Jedes Gastgeberland ist anders; die Kultur ist anders; die Welt ist anders. Darauf muss man sich einstellen. Aber ich glaube, es ist wichtig zu lernen, dass Nachhaltigkeit als Entscheidungsfaktor funktioniert.
Sie haben auch das kleine Maskottchen, die Circulars, was übersetzt „kreisförmig“ bedeutet.
Das Maskottchen wird unsere Gäste im Deutschen Pavillon begleiten. Es wird als grafischer Begleiter in der Ausstellung zu sehen sein, als Walking Act mit Gästen interagieren und sie als Handheld mit Informationen versorgen. Damit gehen sie durch den Pavillon, um in drei verschiedenen Sprachen die Exponate erklärt zu bekommen. Es ist eine ganze Familie von Circulars, die dort untergebracht ist. Darauf können sich unsere Gäste sehr freuen.
Es wird auch ein Restaurant geben. Was steckt hinter dem kulinarischen Konzept?
Der Restaurantbetreiber wird traditionelle und moderne deutsche Küche anbieten. So können wir den Deutschlandfans in Japan und anderen Gästen das traditionelle Essen, das sie mit Deutschland verbinden, zeigen. Aber wir wollen auch moderne Küche präsentieren, um das Deutschlandbild zu erweitern und weiter Marketing für Deutschland zu betreiben. Wir haben verschiedene Ideen, wie die deutsche und japanische Küche zusammengeführt werden kann und stellen unseren Besucher:innen dadurch eine „German Japanese Fusion Kitchen“ zum Ausprobieren bereit. Das Menü wird aber nicht die ganze Zeit dasselbe bleiben, es wird monats- oder saisonspezifische Angebote geben.
Die einzelnen Bundesländer können sich ebenfalls präsentieren.
Im Garten werden sich die Bundesländerstationen befinden. Zusammen mit dem BMWK haben wir sehr viel Wert draufgelegt, dass die Auswahl der Projekte und Produkte, die im Pavillon vorgestellt werden, ausgewogen ist. Natürlich müssen wir auch aufzeigen, dass Deutschland aus 16 Bundesländern besteht und ein föderales System hat. Zusätzlich dazu geben wir den Bundesländern die Möglichkeit, eine sogenannte Bundesländerwoche zu gestalten, um sich individuell vorzustellen, entweder mit einem Kulturprogramm, besonderen Delegationen oder kulinarischen Angeboten. Dort bekommen die Gäste mit, dass, um es ein bisschen auf die Spitze zu treiben, Deutschland aus mehr besteht als nur Bayern.
Was wird Gäste noch erwarten?
Sie wird im Deutschen Pavillon eine Erfahrung erwarten, die sie lange nach dem Besuch begleiten wird. Wir legen den Fokus, auf Edutainment und immersive Räume. Das heißt, wir nehmen unsere Gäste auf eine emotionale Reise durch den Pavillon mit. Damit sie sich Gedanken darüber machen, wie eine nachhaltige Gesellschaft, nachhaltige Städte und nachhaltiges Wohnen aussehen können. Wir wollen ihnen auch zeigen, was Deutschland aktuell im Bereich Nachhaltigkeit unternimmt und welche Produkte den Ansatz der Kreislaufwirtschaft widerspiegeln.
Ein Raum wird sich um den Gast selbst drehen; wo er sich hinsetzen und darüber nachdenken kann, wie seine Rolle in dieser Zukunft aussieht. Die Zukunft wird ja nicht top down von der Regierung oder Unternehmen gestaltet, sondern von uns als Individuen. Jede Entscheidung, die wir in unserem Leben treffen, trägt einen kleinen Teil dazu bei, wie sich die Zukunft formt. Diese Mentalität wollen wir unseren Gästen mitgeben. Ein kleines „Easter Egg“ können die Gäste im Garten des Deutschen Pavillons finden: Hier wird es eine Hommage an den Deutschen Pavillon der Expo 1970 in Ōsaka geben. Aber mehr verrate ich dazu erstmal nicht.
Weiterhin ist das Nachhaltigkeitskonzept in allen Bereichen des Pavillons auffindbar. So auch im Konzept des Restaurants und des Kulturprogramms. Das Restaurant achtet sehr darauf, lokale Produkte einzukaufen und nachhaltig zu kochen, um neue Ideen und Konzepte in der Gastronomie zu suchen und zu zeigen. Unsere Kulturagentur steckt sehr viel Energie in die Suche nach Künstler:innen, die nächstes Jahr schon vor Ort sein werden, statt extra für das Rahmenprogramm welche nach Japan zu schicken. Das ist auch ein innovativer Ansatz, wie man Events nachhaltiger plant und umsetzt.
Welche Voraussetzungen müssen die Mitarbeitenden des Pavillons erfüllen?
Wir haben verschiedene Positionen für das Backoffice, das Management und die Gästebetreuung ausgeschrieben. Es gab strenge Auswahlkriterien, denn eine Expo ist kein Projekt, wo man sich mal eben ein paar Tage durchbeißt. Es sind sechs Monate Stress, jeden Tag passiert etwas anderes. Da kann man nur als Team rein- und wieder rausgehen. Wir brauchen Leute, die sich für die Expo und das Gastgeberland begeistern; die es verstehen, ihr Heimatland Deutschland zu vertreten, weil sie – besonders unsere sogenannten Pavilion Guides – die ersten Gesichter sind, die die Gäste sehen werden. Sie müssen mit Leidenschaft die deutsch-japanischen und internationalen Beziehungen pflegen. Gute Landes- und Sprachkenntnisse sind immer ein Vorteil, weil etwa 90 % der Gäste aus Japan kommen werden.
Wie viele Menschen haben sich beworben?
Zum Ende der Ausschreibung haben sich 1075 Personen beworben. Insgesamt ausgeschrieben waren 92 Stellen. Das ist für uns sehr schön, weil wir dadurch sehen, dass wir mit dem Pavillon auf großes Interesse stoßen und den Zeitgeist treffen. Auf der anderen Seite müssen wir alle Bewerbungen natürlich bearbeiten. Darauf lege ich viel Wert: Auch wenn es am Ende eine Absage wird, haben wir jede Bewerbung gelesen und sorgsam abgewägt, wer ausgewählt wird und wer nicht. Wir haben sehr viele Gespräche geführt, ich glaube insgesamt um die 300 bis 400. Die Auswahl haben wir uns nicht leicht gemacht. Es war meistens eine Entscheidung für einen Kandidaten und nicht gegen einen.
Die Mitarbeitenden brauchen natürlich eine Unterkunft. Wird die Expo kleine Dörfer bereitstellen oder muss sich jedes Land selbst darum kümmern?
Das ist jeweils von Expo zu Expo unterschiedlich. Manche Austragungsländer haben sogenannte Expo Villages gebaut, in denen die Mitarbeitenden wohnen konnten. Das war 1970 in Ōsaka und 2005 in Aichi aber nicht der Fall und 2025 auch nicht. Das heißt, die Länder sondieren in Zusammenarbeit mit dem Expo-Veranstalter den lokalen Markt. Wir sind mit Unternehmen, Vermietenden und der lokalen Wirtschaft in Kontakt, um unsere Leute bestmöglich unterzubringen.
Gestaltet sich das schwierig angesichts der Wohnungssituation in Ōsaka?
Das ist tatsächlich eine Sache, um die man sich besser früh kümmert. Auf der allerersten Dienstreise, die wir im Juli 2022 gemacht haben, war dies eines der wichtigsten Themen, die wir als Koelnmesse dem BMWK vorgetragen haben. Seitdem haben wir den Markt recherchiert und Kontakte geknüpft, und stehen jetzt kurz vor Vertragsabschluss mit einem potenziellen Dienstleister, der uns für das gesamte Team Unterkünfte zur Verfügung stellen kann.
Wie wird das Team auf die Arbeit im Pavillon vorbereitet?
Wir werden über einen Monat hinweg Schulungen in Japan durchführen, wo Themen wie die Inhalte des Pavillons, Höflichkeits- und Businessetikette in Japan, Begrüßung und Verabschieden, Umgang mit Gästen usw. behandelt werden. Für uns ist es wichtig, dass die Leute zu einem Team werden. Ich benutze gerne die Metapher, dass der Pavillon wie ein Schiff ist, das in See sticht. Wir sind sechs Monate lang als Mannschaft unterwegs und es gibt keinen Ausstieg. Wir müssen gemeinsam, so wie wir das Schiff bestiegen haben, auch wieder aussteigen und sicher im Hafen landen.
Die Teilnehmerländer arbeiten sicher nicht in ihrer jeweils eigenen Blase, losgelöst von anderen Organisationsteams. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit anderen Pavillons?
Bei den Expos gibt es regelmäßig die International Participants Meetings. Die werden im Schnitt zweimal pro Jahr vom Expo-Organisator ausgerichtet, wo alle Beteiligten zusammenkommen und Informationen austauschen. Da trifft sich die internationale Staatengemeinschaft und lernt sich kennen, bildet Arbeitsgruppen, um gemeinsam an Themen zu arbeiten. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir in unserem internationalen Setting gut verankert sind und mit unseren Nachbar-Pavillons Luxemburg und Südkorea eine gute Beziehung pflegen. Mit anderen Ländern, besonders hier in Europa, natürlich auch.
Die Expo in Ōsaka wird von der japanischen Bevölkerung laut Umfragen eher kritisch betrachtet. Was glauben Sie sind die größten Herausforderungen, die Japan als Gastgeber hat?
Die Expo ist eine Großveranstaltung und solche werden immer Konflikte in der Gesellschaft kreieren. Das sahen wir bei Olympia in Paris und auch bei Olympia in Tōkyō. Wichtig zu verstehen ist, dass die Konstellation, in der diese Expo ausgerichtet wird, zum allerersten Mal existiert. Es gab vorher keine Expo 2025 in Japan und es wird danach keine Expo 2025 in Japan geben. Und das ist natürlich eine Herausforderung für die japanische Gesellschaft. Die Kritik der Bevölkerung sollte man nicht links liegen lassen. Wir müssen Japan für die Ausrichtung der Expo großen Dank zollen, das Land lädt immerhin die ganze Welt zu sich ein. Und ja, das kostet viel Geld und Ressourcen – aber am Ende des Tages ist es ein Projekt, das einen optimistischen Blick in die Zukunft wagen und den Leuten zeigen soll: Wir können gemeinsam eine nachhaltige, kooperative Zukunft schaffen. Meiner persönlichen Meinung nach ist dafür kein Preis zu hoch.
Die Expo 1970 war vor der Eröffnung auch umstritten. Doch sie war bis dato die erste und größte Expo in Japan und Asien, und hat die japanische Gesellschaft nachhaltig geprägt. Leute in verschiedenen Führungspositionen, mit denen wir heute zusammenarbeiten, haben sie als Kinder besucht und dort ihren ersten Kontakt mit der internationalen Gemeinschaft gehabt und gesehen, wie sich andere Länder präsentieren. Das, was diese Expo geschafft hat – ganze Generationen zu beeinflussen, weltoffen zu sein und internationale Beziehungen zu knüpfen –, bereiten wir gerade für nächstes Jahr vor. Keine Mühe sollte zu groß sein, unseren Kindern die Möglichkeit zu geben, so etwas zu erleben: Damit sie wissen, dass wir zusammenarbeiten können und Optimismus für die Zukunft besteht.
In diesem Gedanken ist es wichtig, dass die Expo in Präsenz stattfindet? Angesichts einer digitalisierten, vernetzten Welt könnte man argumentieren, dass so eine Großveranstaltung nicht unbedingt nötig ist.
Ja. Die Expo und die Welt muss man riechen, schmecken, fühlen, erleben. Und das geht nur in Präsenz.
Welche Reiseempfehlungen haben Sie für deutsche Expo-Besucher:innen und Japan-Neulinge?
Mein erster Kontakt mit Japan war 2008/2009 im Rahmen meines Freiwilligen Sozialen Jahres in Aomori, das ist die nördlichste Präfektur der Hauptinsel Honshū. Das war durch den Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst organisiert. Ich habe in einem buddhistischen Tempel gelebt, am Nachmittag Schulkinder betreut, Hausaufgaben mit ihnen gemacht, zusammen gegessen und Fußball gespielt. Ich war ein bisschen der „Ausländer zum Anfassen“. Das Leben im ländlichen Japan hat mir gezeigt, wie es abseits der Großstädte wirklich ist und wie die Gesellschaft funktioniert. Ich hatte das Glück, dass der Priester, der mich damals im Tempel aufgenommen hat, viel Geduld mit mir hatte und mir beharrlich beibrachte, dass man sich erst eine Sache anschaut und überlegt: „Warum wird das so gemacht? Was hat sich der andere dabei gedacht?“
Wer die Chance hat, ins ländliche Japan zu reisen, sollte das auf jeden Fall machen und das Land einfach auf sich wirken lassen. Japan ist viel mehr als Tōkyō oder Ōsaka. Da liegt mir natürlich Aomori sehr am Herzen, denn es ist eine sehr schöne, aber wenig bereiste Region. Die Äpfel schmecken dort besonders lecker, es gibt tolle Landschaften und Berge, die man erkunden kann. Selbst mit wenig oder gar keinen Japanisch-Kenntnissen würde man auch mit Hand und Fuß zurechtkommen, weil die Leute sehr gastfreundlich und immer bereit sind zu helfen.
Welche Tipps würden Sie Gästen aller Nationen geben, damit sie das Beste aus der Expo-Erfahrung holen?
Sie müssen viel Zeit mitbringen. Es sind 160 Nationen und 25 internationale Organisationen vertreten, es gibt also sehr viel zu sehen, zu essen und zu erkunden. Man kann die ganze Welt an einem Ort erfahren: Es ist herrlich, wenn man über das Expo-Gelände läuft und Leute aller Nationen sieht, die in ihrer Landessprache sprechen. Jeder Gast ist dazu eingeladen, sich mit unseren Guides auszutauschen und natürlich die Pavillons zu erleben. Man sollte für Fotos genug Speicherplatz auf dem Handy haben, denn die Expo wird sehr, sehr viele Leute beeindrucken.
Dieser Artikel erschien in gekürzter Fassung in der JAPANDIGEST Oktober 2024-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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