Es gibt einige Theorien darüber, woher der zum Bezirk Taitō gehörende Stadtteil Asakusa seinen Namen hat (浅草, zu Deutsch „flaches/kurzes Gras“). Eine verbreitete Erklärung stammt aus einer Edo-zeitlichen Beschreibung des Ortes, wonach Asakusa „von Shitaya bis zum Rande der Musashino-Ebene reicht, wo das Gras kurz wächst“.
In der Edo-Zeit, als Asakusa selbst noch ein eigenständiger Stadtbezirk war, war es das größte und populärste Vergnügungsviertel in Edo, das neben einem florierenden Rotlichtmilieu auch über zahlreiche Theater und Kinos verfügte. Doch während des 2. Weltkrieges wurde es durch Bombenangriffe über Tōkyō weitestgehend zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Asakusa Teil des neuen Taitō-Bezirkes, doch als Hot Spot der Freizeitunterhaltung wurde es letztlich von anderen Stadtteilen wie Shinjuku und Roppongi abgelöst.
Heutzutage ist Asakusa vor allem ein Pilgerort für Buddhisten und Touristen gleichermaßen. Nicht nur eine Bootsfahrt über den Sumida-Fluss oder eine Tour in einer Rikscha kann man von hier aus starten, auch das Angebot an unzähligen Restaurants sowie traditionell japanischen Kneipen, den Izakaya, steht anderen Stadtteilen Tōkyōs in nichts nach. Wir zeigen Ihnen, wohin es Sie mit all der Auswahl unbedingt verschlagen muss.
Sehenswürdigkeiten
Kaminarimon
Das Donnertor, oder auch „Kaminarimon“, ist das Wahrzeichen Asakusas und der Haupteingang zum buddhistischen Tempel Sensō-ji. Das über 11 m hohe Eingangstor wird links und rechts von den mächtigen Gottheiten des Windes (fūjin) und des Donners (raijin) bewacht. Früher betete man zu ihnen, um vor Stürmen und Überflutungen beschützt zu werden. In der Mitte befindet sich die über 700 kg schwere, knallrote Laterne (chōchin), auf der das japanische Schriftzeichen für Donner prangt und die nicht wenigen Besuchern ein mulmiges Gefühl bereitet, wenn man direkt unter ihr hindurchgeht.
Dabei lohnt sich ein Blick auf die Unterseite der Laterne, denn dort versteckt sich eine detaillierte Holzschnitzerei eines Drachen. Das Donnertor wurde vermutlich im 10. Jahrhundert während der Kamakura-Zeit (1185-1333) erbaut, ist jedoch im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Bränden und anderen Katastrophen, zuletzt Bombenangriffen während des 2. Weltkrieges, zum Opfer gefallen.
Nakamise-dōri
Nachdem man das Donnertor passiert hat, erreicht man direkt eine 250 m lange Straße, wo links und rechts, dicht an dicht etwa 90 Geschäfte um potenzielle Kunden werben. Eine sogenannte nakamise-dōri (仲見世通り) verbindet das Donnertor mit dem Sensō-ji-Tempel – dies sind traditionell Einkaufsstraßen, die sich auf Tempel- oder Schreingeländen befinden, doch die in Asakusa gehört zu den ältesten und bekanntesten in Japan.
Hier findet man im Überfluss alle Arten von Souvenirs – von T-Shirts und Postkarten über Spielzeug, Accessoires zu traditionellen japanischen Figuren und Süßigkeiten. Sie sollten am besten morgens kommen, wenn die Geschäfte öffnen oder etwas Zeit mitbringen, denn hier wird es aufgrund der großen Popularität des Ortes zu Stoßzeiten so voll werden, dass stockender Verkehr fast schon die Regel ist. Wenn Sie unterwegs hungrig werden, so locken zahlreiche Stände mit traditionellen Snacks wie Reiscracker (senbei) oder Mochi-Knödel (kibi dango).
Am Ende passieren Besucher noch ein riesiges Tor, das Hōzōmon, im Inneren der Tempelanlage. Dort werden vor allem die kostbaren Schätze des Tempels gelagert und auch hier können zwei Statuen bewundert werden, die die Beschützer des Buddha (Niō) darstellen sollen.
Sensō-ji
Wenn man das Hauptgelände des riesigen Sensō-ji-Tempels betritt, fällt zunächst die 5-stöckige Pagode zur Linken auf, deren Ursprünge sich auf Mitte des 10. Jahrhunderts zurückdatieren lassen. Ihre heutige Form bekam sie jedoch erst im Jahre 1973, und gehört mit 53 m zu den höchsten Pagoden Japans.
Eine Legende besagt, dass zwei Brüder im Japan des 7. Jahrhunderts auf dem Fluss Sumida Fische fangen wollten. Doch statt Fischen zogen sie eine kleine Statue heraus. Sie warfen sie zurück ins Wasser, doch immer wieder ging ihnen die Statue ins Netz. Der Vorsteher des nahegelegenen Dorfes hörte davon und erkannte die Statue als Abbild der buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit, Kannon. Von diesem Ereignis inspiriert errichteten die drei Männer einen Tempel zu Ehren Kannons und nannten ihn Sensō-ji (浅草寺).
Im Verlauf seiner 1.400-jährigen Geschichte wurde der Sensō-ji-Tempel zu einem wichtigen Pilgerort für Buddhisten, doch auch er wurde immer wieder Opfer von Zerstörung und Naturkatastrophen. Ab den 50er-Jahren erfolgte der Wiederaufbau, nachdem die Bombenangriffe Asakusa größtenteils dem Boden gleichmachten.
Die Tempelanlage im Herzen Asakusas ist nun die populärste Attraktion und Wahrzeichen des Stadtteils, was an den täglich tausenden Besuchern deutlich zu erkennen ist. Vor dem Hauptgebäude befinden sich kleinere Häuschen, in denen man das sogenannte omikuji findet. Das sind kleine Horoskope in Papierform, die man für kleines Geld an vielen Tempeln und Schreinen in ganz Japan erhalten kann. Diese sagen voraus, ob die Hoffnungen und Wünsche einer Person in Sachen Geld, Liebe oder Gesundheit in Erfüllung gehen werden oder ob man von Pech geplagt wird.
Ein – in der Regel in japanischer Sprache – zufällig gezogener Zettel bescheinigt dann „sehr großes Glück“ bis hin zu „sehr großem Pech“. Wenn einem letzteres widerfährt, so soll man den Zettel an einem auf dem Gelände befindlichen Baum oder Zaun anbinden statt ihn mitzunehmen, damit das Unglück nicht an der eigenen Person hängen bleibt. Selbstverständlich kann man auch am Tempel selbst für sein Glück beten.
Asakusa-Schrein
Nur einen kurzen Spaziergang vom Sensō-ji entfernt, liegt der shintoistische Asakusa-Schrein, welcher im 17. Jahrhundert vom damaligen Shōgun Tokugawa Iemitsu errichtet wurde. Hier werden die drei Männer verehrt, die den Sensō-ji-Tempel erbaut haben und anders als der Rest des Viertels blieb der Schrein während des 2. Weltkrieges weitestgehend unversehrt. Wer ein wenig Abstand von den Menschenmassen sucht, der wird hier fündig.
Trotz seiner direkten Nähe zum Sensō-ji ist das Gelände des Schreines meist ruhig und besitzt dank dessen eine entspannte, fast schon spirituelle Atmosphäre. Denn obwohl der Sensō-ji und der Asakusa-Schrein gänzlich anderen Religionen zugehörig sind, stehen diese Stätten Seite an Seite nebeneinander, ohne sich zu widersprechen. Mit dieser Ruhe ist es jedoch vorbei, wenn der Asakusa-Schrein das jährlich stattfindende Sanja Matsuri ausrichtet (nähere Informationen dazu weiter unten).
Hanayashiki
Ursprünglich 1853 als Blumenpark eröffnet, ist Hanayashiki (wörtlich „Residenz der Blumen“) der älteste Vergnügungspark Japans. Heutzutage finden sich auf dem vergleichsweise kleinen Gelände 20 Attraktionen und Stände. In früheren Zeiten konnte man hier sogar exotische Vögel und andere Tiere wie Tiger und Löwen bewundern. Auch wenn Hanayashiki nicht mit enormen Parks wie Disneyland oder den Universal Studios in Ōsaka mithalten kann, fasziniert er mit einem rustikalen Charme und diversen Retro-Attraktionen.
Tokyo Sky Tree
Fans von Superlativen werden vom Tokyo Sky Tree begeistert sein: Der 2012 fertig gestellte Fernsehturm ist der höchste der Welt und nach dem Burj Khalifa in Dubai auch das zweithöchste Gebäude der Welt. Mit zwei Aussichtsplattformen und insgesamt 634 m Höhe können Besucher auf ganz Tōkyō hinunter schauen – und mit etwas Glück auch den Fuji erblicken. In der Nacht wird der Turm in den verschiedensten Farben beleuchtet.
Wie ein Fremdkörper schiebt sich der Sky Tree in die Urlaubsfotos, insbesondere wenn man auf dem Gelände des Sensō-ji steht. Und doch ist ein Foto des buddhistischen Tempels mit dem hochmodernen Bauwerk im Hintergrund eine treffende Metapher für die Megacity Tōkyō.
Asahi Super Dry Hall
Bei einem Spaziergang am Sumida-Fluss entlang wird Ihnen unweigerlich ein schwarzer Kasten unweit des Sky Tree auffallen. Auf diesem Gebäude steht ein sonderbares, goldenes Gebilde und es stellt sich die Frage: Was soll das denn sein?
Direkt daneben befindet sich das Hauptquartier des großen japanischen Brauereikonzerns und Getränkeherstellers Asahi. Das Hochhaus erinnert an die Form eines gefüllten Bierglases.
Das kleinere, schwarze Gebäude ist die Asahi Super Dry Hall, in dem Besucher u.a. eine kleine Ausstellung zur Geschichte Asahis besuchen können. Die goldene Struktur oben drauf soll – entgegen Ihres ersten Gedankens (wir wissen genau, was Sie dachten) – eine Flamme darstellen und wurde vom französischen Designer Philippe Starck entworfen. Im Volksmund wird das Gebäude jedoch häufig nur die „goldene Kacke“ genannt.
Kappabashi Dōgugai
Zwischen Asakusa und Ueno befindet sich seit 1912 die Einkaufsstraße Kappabashi Dōgugai. Profi- und Hobbyköche werden frohlocken, denn sie ist in Japan bekannt für die zahlreichen Läden für Küchenbedarf. Über 170 Geschäfte bedienen jeden erdenklichen Gastronomenwunsch, von hochwertigen Messern und Geschirr bis hin zu Küchenelektronik und anderen großen und kleinen Küchenhelfern. Die Besucher werden beschützt von einer riesigen Statue eines Kochs mit weißer Kochmütze. Das Maskottchen der Gegend ist jedoch der Kappa, ein Wasser-Fabelwesen aus der japanischen Mythologie.
Besonders berühmt sind die vielen Geschäfte, in denen es sogenannte „Food Samples“ zu kaufen gibt. Wer in Japan schon einmal nach einem passenden Restaurant gesucht hat, der wird wissen, dass viele von ihnen in den Schaufenstern ihr Menü in Form von Plastik-Nachbildungen präsentieren. Auf der Kappabashi Dōgugai finden sich diese in allen möglichen Formen und Größen und es gibt sogar Workshops, um selbst Food Samples zu kreieren.
Events
Sumidagawa-Feuerwerk
Wer im Juli in Tōkyō ist, der darf sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Am letzten Samstag des Monats findet am Sumida-Fluss nahe Asakusa jedes Jahr das große Sumidagawa-Feuerwerk statt. Dieses hat seine Ursprünge im 18. Jahrhundert, als es zur Ermunterung des Volkes nach schweren Hungersnöten diente.
Doch aufgepasst: Aufgrund der immensen Popularität des Events sollte man sich frühzeitig einen guten Platz direkt am Fluss sichern – am besten mehrere Stunden bevor es losgeht, wenn man das Feuerwerk nicht durch ein Meer aus tausenden von Köpfen beobachten will. Stellen Sie sich trotzdem auf volle Straßen, Bahnen und Toiletten ein.
Sanja Matsuri
Jedes Jahr im Mai findet in Asakusa eines der größten und wichtigsten Feste (oder matsuri) statt, das Sanja Matsuri. Dieses gigantische Event wird zu Ehren der drei Gründer des Sensō-ji gefeiert, auch hier lassen sich deren Ursprünge bis ins 7. Jahrhundert zurückdatieren. An drei Tagen kommen Millionen Besucher nach Asakusa, um zu sehen, wie lokale Einwohner 100 sog. mikoshi, portable Shintō-Schreine auf Holzstäben, auf ihren Schultern durch die Straßen zum Asakusa-Schrein tragen.
Hier werden Sie Zeuge ausgelassener, lautstarker Fröhlichkeit und Energie, mit der das Fest gefeiert und Menschen aus aller Welt willkommen geheißen werden. Selbstverständlich werden die Feierlichkeiten mit allerlei Essensständen und Musik begleitet.
Asakusa Samba Festival
Während das Sanja Matsuri ein enthusiastisches, aber im Kern religiöses Fest ist, so ist das Asakusa Samba Festival einfach der Inbegriff von Spaß und Lebenslust. Seit den 80er-Jahren kommen im heißen Sommer Samba-Tanzschulen aus ganz Japan in Asakusa zusammen und buhlen in einer schier endlosen Parade aus farbenprächtigen Kostümen, pompösen Festwägen, lauter Musik und aufregenden Tänzen um die Aufmerksamkeit hunderttausender Besucher. Solche Bilder ist man in Deutschland wahrlich nur vom Kölner Karneval gewohnt.
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