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Japan: Allgemeines zu Geografie und Geologie

Matthias Reich
Matthias Reich

Japan – das ist eine Inselgruppe östlich des asiatischen Festlandes, umgeben vom Pazifik und dem Japanmeer. Wir geben Ihnen allgemeine und interessante Infos zur Geografie und Geologie des Landes.

Berge Japan

Honshū in der Mitte ist die größte (etwas größer als Großbritannien), gefolgt von Hokkaidō im Norden und den südwestlichen Inseln Kyūshū und Shikoku. Dazu kommen über 1000 kleinere Inseln.

Das ganze Archipel ist fast 3000 km lang, die Gesamtfläche ist mit 377.000 km² in etwa so groß wie Deutschland. Über 80% des Landes sind bergig bis hügelig. Da die Inseln recht schmal sind, ist kein Ort mehr als 200 km vom Meer entfernt, und auch die Flüsse sind entsprechend kurz. Der längste Fluss Japans, der Tone-gawa, hat gerade einmal 320 km Länge. Der höchste Berg ist der Fuji-san. Er ist 3776 m hoch. Auch in den Japanischen Alpen befinden sich einige Dreitausender, so etwa der Hotaka-dake. Ebenen sind selten und nicht sehr groß. Die größte ist die Kantō-Ebene (Kantō-Heiya), in der sich die Hauptstadtregion um Tōkyō ausdehnt.

Satellitenfoto von Japan.
Satellitenfoto von Japan.

Administratives

Japan hat Seegrenzen mit Taiwan, Südkorea und Russland. Es gibt Grenzstreitigkeiten mit Russland um die vier südlichsten Inseln der Kurilen und mit Südkorea um Tsushima. Die Volksrepublik China meldet außerdem Ansprüche auf die Senkaku-Inseln an.

Japan wird in neun Regionen unterteilt. Diese sind von Norden nach Süden: Hokkaidō, Tōhoku, Kantō (enthält den Großraum Tōkyō), Chūbu (mit Nagoya), Kinki (mit Ōsaka, Kōbe und Kyōto), Chūgoku (mit Hiroshima), Shikoku, Kyūshū und Okinawa.

Die nächstkleineren administrativen Einheiten sind die 47 To-dō-fu-ken (都道府県). Die Hauptstadt Tōkyō ist eine eigene Einheit: Tōkyō-to (東京都). Ebenso Kyōto und Ōsaka: Kyōto-fu (京都府) und Ōsaka-fu (大阪府). Dazu kommt Hokkai-dō (北海道). Die anderen Bezirke sind -ken (県), auf Deutsch Präfekturen. Großstädte werden zudem in Bezirk unterteilt (ku, 区), ländliche Gebiete in Städte (shi, 市) und/oder Landkreise (gun, 郡). Eine typische japanische Adresse sieht also so aus:

東京都千代田区一ツ橋2-13-231
Tōkyō-to, Chiyoda-ku, Hitotsubashi 2-13-231

Stadt Tōkyō, Bezirk Chiyoda, Hitotsubashi-Stadtteil, Bezirk 2, Block 13, Hausnummer 231 (in chronologischer Bau-Reihenfolge, nicht nach Standort wie in Deutschland!)

47 Provinzen
Die 47 japanischen Provinzen.

Geologie

Japan war nicht immer vom Festland getrennt – noch während der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren bestand eine Verbindung zum asiatischen Festland im Norden und Süden (über die auch zahlreiche Tiere und Pflanzen, womöglich auch Menschen einwanderten). Mit der postglazialen Meerestransgression jedoch begann die Isolation Japans.

Bodenschätze gibt es so gut wie keine: Früher wurden in geringem Maße Kupfer, Eisenerz, Kohle und Edelmetalle abgebaut, heute jedoch muss alles importiert werden. Bekannt ist Japan vor allem für die enorm hohe seismische Aktivität mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen in Form von Erdbeben. Die einzig angenehme Folge sind die heißen Quellen (onsen), die es nahezu überall im Land gibt. Sie sind fester Bestandteil der japanischen Kultur – man benutzt sie oft zum Baden und entspannen.

Unangenehm sind Vulkanismus sowie Erdbeben. Es gibt zahlreiche aktive Vulkane. Auch der Fuji-san gilt nicht als erloschen – sein letzter Ausbruch war 1707. Dank großer Fortschritte in der Seismologie sind die Vulkanausbrüche jedoch oft vorhersagbar, wodurch es zwar zu materiellen, kaum aber zu Personenschäden kommt. Einige Vulkane sind permanent aktiv, was man anhand ihrer Rauchsäulen erkennen kann. Dazu gehört unter anderem der Sakura-jima bei Kagoshima auf Kyūshū, der mehrmals im Jahr ausbricht. Allerdings ist die ausgestoßene Lava sehr nährstoffreich, sodass die japanische Landwirtschaft auch vom Vulkanismus profitiert.

Erdbeben

Japan befindet sich am Schnittpunkt dreier großer tektonischer Platten, was eine enorm hohe seismische Aktivität zur Folge hat. Zwar liegt die gefährdetste Stelle in der Nähe der Izu-Halbinsel nahe Tōkyō, doch Erdbeben kommen fast im ganzen Land vor – man spricht von über 1000 pro Jahr, wobei jedoch nicht alle spürbar sind. In der Gegend um Tōkyō kam es in den letzten Jahrhunderten etwa alle 70 Jahre zu starken Erdbeben. Das letzte Große Kantō-Beben legte 1923 Tōkyō und Umgebung in Schutt und Asche und forderte über 140.000 Menschenleben. Es hatte eine Stärke von 8,2 auf der offenen Richterskala. An den großen Schäden waren vor allem ausgebrochene Feuer schuld. Statistisch gesehen erwartet Tōkyō also schon länger das nächste große Beben.

In Tōkyō kann man damit rechnen, einmal pro Monat ein Erdbeben zu spüren. Was ist das für ein Gefühl? Es mag den oder anderen faszinieren, ein Erdbeben zu erleben, aber man kann sich – gerade in Japan – nie sicher sein, ob es bei einem bisschen Wackeln bleibt.

Kōbe-Beben

Es geschah frühmorgens am 17. Januar 1995 und forderte über 4500 Menschenleben. Man erwartete zwar ein großes Beben in der Region um Kōbe, aber nicht genau dort, denn Awaji liegt abseits der Hauptstörungszonen. Das Ausmaß der Schäden wurde durch verschiedene Faktoren verstärkt: Die Feuerwehr hatte zum einen nicht genug Löschwasser zur Verfügung, zum anderen waren die Rettungsfahrzeuge nicht auf die schmalen Gassen der Stadt ausgelegt. Darüberhinaus kam die staatliche Hilfe erst sehr spät in Kōbe an. Wegen dieser vehementen Versäumnisse wurde die Katastrophenhilfe in Japan grundlegend reformiert.

Kōbe Erdbeben
Zerstörung in Folge des Erdbebens in Kōbe . ©松岡明芳

Tōhoku-Beben

Am 11. März 2011 richtete ein verheerendes Beben der Stärke 9.0 vor der Ostküste von Tōhoku schwere Schäden in Nordjapan an. Selbst im Raum Tōkyō war das Beben stark zu spüren. Das Higashi-Nihon daishinsai forderte über 18.500 Menschenleben – die meisten davon durch den unerwartet hohen Tsunami, den das Erdbeben durch Verwerfungen im Meeresboden ausgelöst hatte. Manche Küstenorte wurden von bis zu 38 Meter hohen Wassermassen überrollt.

Die Opferzahl hätte wesentlich geringer sein können, wenn man in Japan die richtigen Schlüsse aus der Paläogeographie gezogen hätte und in offensichtlich tsunamigefährdeten Gebieten nicht so viel gebaut hätte. Die Opferzahl hätte andererseits auch wesentlich höher ausfallen könnnen, wenn es in Japan kein so hochentwickeltes Warnsystem gegeben hätte: Unzählige Menschen konnten sich dank des Warnsystems rechtzeitig in höher gelegene Gegenden retten.

Ebenfalls von massiven Tsunami-Schäden betroffen war das Kernkraftwerk Fukushima Dai-ichi. Dort kam es in mehreren Reaktorblöcken in der Folge zu Kernschmelzen und Explosionen. In der Folge mussten alle Gemeinden im Umkreis von mindestens 20km um das AKW evakuiert werden.

Tsunami

Tsunami entstehen nach großen Massenbewegungen unter Wasser und stellen in Japan vor allem nach Erdbeben eine beachtliche Gefahr dar. Wie erkennt man einen Tsunami? Das erklärt der japanische Name: Welle im Hafen. Das Meer zieht sich nach einem Erdbeben zurück, im Normalfall von Wasser bedeckte Küstenstreifen – also auch die Hafengebiete – liegen dann frei. Kurz darauf bricht die Flutwelle über die Küste herein. Bei den Erdbebenmeldungen im japanischen Fernsehen ist jedes Mal eine Tsunami-Warnung enthalten: „Tsunamis sind nicht zu befürchten“ oder „Vorsicht an der Küste bei soundso“.


Der Artikel von Matthias Reich erschien auf dem Blog Tabibito und wurde für die Online-Ausgabe des JAPANDIGEST nachbearbeitet.

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