Auf der Shimokita-Halbinsel in Aomori befindet sich eine der drei heiligsten Stätten Japans - der Osorezan. Der Vulkan gilt als Eingang zur buddhistischen Unterwelt und wird als Pilgerstätte von Angehörigen Verstorbener aufgesucht.
Stinkende Schwefelquellen und trostloses Vulkangestein – der Osorezan (wörtlich: “Berg des Schreckens”) im Norden der Präfektur Aomori gilt nicht umsonst als Tor zum buddhistischen Jenseits und hat doch eine einzigartige Anziehungskraft. Insbesondere der Kontrast zwischen dem smaragdgrünen Kratersee mit seinem paradiesischen Sandstrand und der dahinter liegenden steinigen Einöde verleihen der Landschaft eine ganz besondere Atmosphäre, die an Himmel und Hölle zugleich erinnert.
Der Legende nach gründete der buddhistische Mönch Ennin dort im Jahre 862 den Tempel Bodai-ji, nachdem er in einem Traum den Auftrag erhalten hatte, eine heilige Stätte zu suchen, dort eine Jizō-Statue zu schnitzen und den Buddhismus weiter zu verbreiten.
Heutzutage ist das Tempelgelände von zahlreichen kleinen Jizō-Statuen bevölkert, die gemeinsam mit den überall in der Landschaft verstreuten bunten Windrädern und Steinhäufchen von traurigen Geschichten zeugen. Denn der Osorezan gilt als Ort, an dem sich die Seelen ungeborener und früh verstorbener Kinder sammeln und Steine anhäufen müssen, bis ihnen Jizō hilft, den Fluss ins Jenseits zu überqueren. Die Eltern helfen ihren Kindern hierbei und versuchen sie mit Windrädern und persönlichen Erinnerungsstücken zu trösten.
Zweimal im Jahr, während der Tempelfeste im Juli und Oktober, bieten Itako – zumeist blinde Schamaninnen – in eigens aufgestellten Zelten ihre Dienste an und stellen Angehörigen in Aussicht, Kontakt mit den Verstorbenen herzustellen. Aufgrund der hohen Nachfrage muss hier jedoch mit stundenlangen Wartezeiten gerechnet werden.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist sicherlich auch ein Bad in der heißen Quelle oder gar eine Übernachtung inklusive Mahlzeit in der Unterkunft des Tempels.
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