Die Bezeichnung Fuji-yama ist ein Irrtum aus der Zeit der frühesten Kontakte des Westens mit Japan nach dessen Öffnung 1854. Das Schriftzeichen san (山) wird ebenfalls yama gelesen, doch in Zusammensetzung mit dem Bergnamen liest man es san.
Der Fuji-san (富士山) ist ein Schichtvulkan, dessen Geschichte vor über 100.000 Jahren begann. Der letzte Ausbruch fand 1707 statt und bedeckte ganz Edo (alter Name für Tōkyō bis 1868) mit einer gut 15 cm dicken Ascheschicht. Diese Vulkanasche ist äußerst fruchtbar und spielte deshalb eine enorm wichtige Rolle bei der Erschließung der Kantō-Ebene, in der heute die Metropolregion um Tōkyō liegt.
Der Fuji wird aufgrund seiner nahezu perfekten Form nicht nur von Naturliebhabern, sondern auch von religiösen Gruppen verehrt – er ist in vielerlei Hinsicht ein heiliger Berg. Einzig ein parasitärer Nebenkrater an der Südostflanke – der Hōei-san – unterbricht seit 1707 die konische Form. Auf den weltweit bekannten Holzschnitten der Künstlers Hokusai, die zwischen 1830 und 1836 entstanden, ist der Berg allerdings ohne diesen zweiten Krater porträtiert. Aufgrund seiner immensen kulturellen Bedeutung für Japan gehört der Fuji-san seit 2013 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Berg befindet sich inmitten des Fuji-Hakone-Izu-Nationalparks. Besonders gut zu sehen ist er von den fünf Seen am Nordhang (Fuji Goko 富士五湖), der Industriestadt Fuji im Süden oder auch von Hakone. Die Chance, ihn im Frühjahr oder Sommer zu Gesicht zu bekommen, ist ziemlich gering – meist versteckt er sich hinter einem Wolkenvorhang.
Selbst vom gut 100 km entfernten Tōkyō ist er an klaren Wintertagen zu sehen. Beispiele: Vom Skytree in Asakusa, aus dem Tokyo Metropolitan Government Building in Shinjuku oder vom Ufer des Tamagawa-Flusses an der gleichnamigen Station Tamagawa. Auch vom Strand der Küstenstadt Kamakura aus sieht man den Fuji-san bei klarem Wetter am Horizont thronen.
Den Fuji selbst darf man nur in der schneefreien Zeit vom 1. Juli bis 31. August besteigen – Leider rücken zu dieser Zeit schon die ersten Taifune an. Trotzdem ist der Fuji stark besucht: Rund 3.000 Menschen pro Nacht, also fast 200.000 Menschen pro Saison! Es gibt vier Routen mit jeweils 10 Stationen – in einigen von ihnen kann man auch übernachten und essen. Die meisten Besucher fahren zu einer der vier Fünften Stationen (gogōme 五合目), die auf 1.400 bis 2.400 m Höhe liegen. Dann erklimmen sie den Fuji-san über Nacht, da früh am Morgen die Chancen am höchsten sind, überhaupt etwas zu sehen. Von Fujinomiya Gogōme geht der Aufstieg am schnellsten – man braucht viereinhalb Stunden hinauf (und zweieinhalb Stunden hinunter).
Man sollte viel, viel warme Kleidung mitbringen, denn auch im Sommer sind die Hänge des Fuji-san oft frostig und sehr windig. Und viel Wasser sowie etwas zu essen. Auch eine Taschenlampe ist angebracht. Zwar ist der Aufstieg wohl für jedermann zu schaffen, doch bei den ersten Anzeichen der Höhenkrankheit (Schwindelgefühl, Schwächeanfall etc.) sollte man lieber wieder hinabsteigen.
Der Artikel von Matthias Reich erschien auf dem Blog Tabibito und wurde für die Online-Ausgabe des JAPANDIGEST nachbearbeitet.
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