Japan ist ein Schlaraffenland für Naschkatzen: Nicht nur traditionell japanische Süßigkeiten, wie sie etwa zur Teezeremonie serviert werden, sondern auch durch Einflüsse anderer Länder entstandene süße Spezialitäten können heute durchaus als „typisch japanisch“ bezeichnet werden. Daher ist es nicht ungewöhnlich, in japanischen Konditoreien „portugiesischem“ kasutera (von Pão de Castela), „deutschem“ baumukūhen (von Baumkuchen) und „englischem“ shōto kēki (von Shortcake) zu begegnen. Letzterer hat sich sogar derart in die Herzen der Japaner geschlichen, dass er als Erdbeer-Sahne-Torte zur Weihnachtszeit fast schon Tradition hat.
Die Yōgashi haben ihre Wurzeln zwar überall auf der Welt, doch in ihrer jahrhundertelangen Geschichte, beginnend mit den ersten Begegnungen Japans mit dem Westen, haben sie sich zu einem integralen Teil der japanischen Süßwarenkultur entwickelt. Geschmacklich besonders interessant ist die Kombination des Besten beider Welten, etwa wenn eine cremig-süße Sahnetorte auf das herbe Aroma von japanischem Matcha trifft.
Welche Yōgashi sind besonders beliebt?
Bei einem solch umfangreichen Yōgashi-Angebot, wie man es heute in Japan findet, fällt die Wahl nicht leicht. Folgende Süßspeisen westlichen Ursprungs sind jedoch besonders populär und werden Ihnen daher immer wieder begegnen:
Shōto kēki
Der beliebte Shōto kēki basiert auf dem englischen Shortcake und wird gerne zu feierlichen Anlässen genossen, vor allem aber während der Weihnachtszeit. Er besteht aus mehreren Schichten fluffigem Biskuitteig, die mit einer süßen Schlagsahne-Erdbeer-Füllung voneinander getrennt sind. Dekoriert ist er mit einem Frosting aus Sahne und frischen Erdbeeren.
Rōru kēki
Rōru kēki beziehungsweise Roll Cake (Biskuitrolle) ist ein gerollter Kuchen aus fluffigem Biskuitteig mit Füllung. Sein Ursprung ist nicht ganz klar, jedoch ist er unter Namen wie Swiss Roll oder Jelly Roll in vielen Ländern bekannt. Je nachdem wo man ihn bestellt, erhält man eine etwas andere Version. In Japan wird Schlagsahne als Füllung verwendet, teilweise mit Obststücken. Eine besondere japanische Note hat Matcha rōru kēki.
Hotto kēki
Hotto kēki (Hot Cake) basieren auf den amerikanischen Pancakes, sind jedoch noch ein wenig fluffiger und süßer. Matcha im Teig verleiht ihnen eine grüne Farbe und einen japanischen Touch. Ob Butter, Honig, Sahne oder Anko – bei den Toppings sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Baumukūhen
Baumukūhen (Baumkuchen) erreichte Japan über den deutschen Konditor Karl Joseph Wilhelm Juchheim und ist dort äußerst beliebt. Seine Herstellung ist sehr aufwendig, da das runde Gebäck mit Loch aus vielen dünnen Teigschichten besteht. Baumkuchen wird an einem Spieß über offener Flamme gebacken und ist in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Typisch japanisch sind zum Beispiel Matcha- oder Kirschblütengeschmack.
Kasutera
Kasutera (Castella) gilt als Spezialität der Stadt Nagasaki, in die portugisische Missionare im 16. Jahrhundert das Gebäck pão de ló brachten – den Ursprung des Castella-Kuchens. Kasutera kommt komplett ohne Fett aus und ist in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich.
Chizu kēki
Käsekuchen erfreut sich weltweiter Beliebtheit, so auch in Japan. Japanischer chizu kēki (Cheesecake) hat meist keinen Boden und ist bekannt dafür, deutlich fluffiger als seine Verwandten im Westen zu sein.
Dieser Artikel erschien in der Januar-Ausgabe des JAPANDIGEST 2019 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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