Die Weinproduktion ist in Japan durchaus nicht unbekannt. Japan verfügt über autochthone Rebsorten, also solche, die in Japan beheimatet sind. Meistverbreitet war und ist die Rostrote Rebe (Yamabudō ヤマブドウ), eine Kletterpfanze, die ursprünglich wild an Bäumen rankte. Deren Kultivierung begann vor etwa 900 Jahren, wobei die medizinische Verwendung im Vordergrund stand. Zum Genuss wurden in Japan zu dieser Zeit lediglich Rosinen aus diesen Trauben verzehrt.
Erste Erfolge des Weinbaus in Japan
Die Jesuitenmissionen des 16. Jahrhunderts sorgten in Japan für ein erstes Bewusstsein von Wein als Genussmittel. Die Delegationen brachten Weine aus Portugal und schufen so eine lokale Nachfrage. Der portugiesische Wein wurde in Japan als chintashu (珍陀酒) bezeichnet, eine Kombination aus dem portugiesischen Wort tinto für die Farbe Rot, auf Japanisch ausgesprochen chinta, und dem japanischen Wort shu (酒) für Alkohol.
In der Meiji-Zeit (1868-1912) verfolgte Japan schließlich auch den Anbau von Wein, nachdem die nach Europa entsandte Iwakura-Expertenmission bei ihrer Rückkehr von der dortigen Weinproduktion berichtet hatte. Ab Mitte der 1870er Jahre wurden Rebsorten aus Europa nach Japan importiert und angebaut. Japanische Winzer verfeinerten in Europa ihre Kenntnisse zu Anbau und Kultivierung der Reben sowie zur Kunst der Weinherstellung, und übertrugen diese später auf die japanischen Gegebenheiten.
Ein Vorreiter des damaligen Weinbaus war Kawakami Zenbē, der sich der Rebzucht verschrieben hatte. Durch jahrzehntelange Kreuzungsversuche brachte er den ersten japanischen Qualitätswein hervor, die Muskateller Rebsorte Muscat Bailey A.
Blütezeit des japanischen Weins
Auch in Japan blieb man von der Reblaus nicht verschont. 1884 zerstörte diese vor allem in der Präfektur Yamanashi große Teile der zuvor aus Europa importierten Rebstöcke. Die nicht ganz so ergiebigen autochthonen japanischen Rebsorten wie die mittlerweile kultivierte Rostrote Rebe erwiesen sich als nahezu resistent gegen den Schädling. Dies kam nicht nur der für Japan bestimmten Ernte zugute, sondern sorgte auch dafür, dass japanischer Wein im Ausland nachgefragt wurde.
Erst durch das wirtschaftliche Hochwachstum in den 1960ern konnte sich Wein in Japan als Genussmittel auch in der breiten Öffentlichkeit etablieren. Seitdem wächst die Nachfrage nach Wein in Japan stetig – zuletzt von 2011 auf 2012 um ganze 12%.
Wein in Japan heute
In Japan werden heute sowohl viele Weine aus dem Ausland angeboten als auch japanische, asiatische, europäische und nordamerikanische Rebsorten angebaut. Diese Vielfalt der Weinkultur und die große Auswahl zeichnen Japans Weinmarkt aus. Besonders Weine aus deutschen Lagen haben nachwievor einen hohen Stellenwert in Japan.
In den letzten Jahren ist auch das Interesse der Japaner an den heimischen Weinen gewachsen. Ab 2010 beanspruchten japanische Weine etwa ein Drittel des Weinkonsums in Japan. Im Durchschnitt trank ein Erwachsener in Japan 24 Liter Wein im Jahr 2010 – genausoviel wie ein Deutscher im Jahresdurchschnitt.
Heute wird auf Hokkaidō und Kyūshū, also im Norden und Westen Japans, Wein angebaut. Die Präfektur Yamanashi, die direkt an die Hauptstadtpräfektur Tōkyō anschließt, beherbergt aber die meisten Winzer. 40% des in Japan produzierten Weines kommen von hier. Die Winzer in Yamanashi bebauen unter anderem die Osthänge des japanischen Nationalbergs Fuji.
Andere Länder, andere Geschmäcker
Liebhaber europäischer Weine sollten in Japan allerdings aufpassen: Die in Japan verkauften Weine aus Europa sind für den dortigen Markt und damit den dortigen Geschmack ausgesucht. So sind Dessert- und Eisweine in Japan sehr beliebt und gelten als gehobene Geschenke. Aber auch trockene Wein- und Sektsorten weisen in Japan oftmals einen sauren Geschmackseindruck auf, der im Vergleich zu Weinen, die in Europa bevorzugt werden, durchaus als zu stark wahrgenommen werden kann.
Kommentare