In Deutschland wird pro Person durchschnittlich 219 g grüner oder schwarzer Tee im Jahr konsumiert. In Japan liegt der Verbrauch allein von Grüntee mit 650 g um einiges höher – so machen dort Getränke auf Tee-Basis ca. 30 % aller Softdrinks in PET-Flaschen aus. Es gibt mehr als 100 Redewendungen rund um Tee, was deutlich macht, wie stark das Getränk mit dem japanischen Alltag und der Kultur verwurzelt ist.
Drei große Produktionsgebiete
Die große Mehrheit der in Japan produzierten Tees gehört zu den Grüntee-Sorten. Bis in die 1960er wurde auch Schwarztee in mehreren Regionen angebaut, doch da dieser in Ländern wie Indien oder Sri Lanka billiger und in besserer Qualität hergestellt werden konnte, lohnte sich dessen Anbau für japanische Teebauern nicht mehr.
Neben den Präfekturen Kagoshima und Mie ist Shizuoka mit 29.000 Tonnen im Jahr und ca. 40 % Marktanteil das größte Anbaugebiet für japanischen Tee. Auf Platz 2 liegt Kagoshima mit etwa 28.000 Tonnen, Mie produziert ca. 5.900 Tonnen jährlich. Zusammen machen Shizuoka und Kagoshima ca. 75 % der nationalen Tee-Produktion aus.
Sorten japanischer Grüntees
Das übliche Herstellungsverfahren von Grüntee ist die sogenannte „Dämpfung“, und schaut man auf die verschiedenen Teesorten, erkennt man, dass normaler Sencha-Grüntee mehr als die Hälfte der nationalen Produktion ausmacht. Schauen wir uns die verschiedenen Grünteesorten und ihre Merkmale einmal genauer an.
Sencha
Sencha-Teeblätter wachsen bis zur Ernte in der Sonne und werden anschließend gepflückt und gedämpft. Die Sorte „Fukamushi Sencha“ wird zwei- bis dreimal länger gedämpft als normaler Sencha. Je nach Produktionsstätte gibt es Unterschiede in der Dicke der Teeblätter sowie der Dämpfzeit.
Gyokuro
Die genaue Definition von Gyokuro unterscheidet sich je nach Herkunftsort, doch wird diese Teesorte bis zu einen Monat vor der Ernte komplett im Schatten kultiviert, wodurch die Photosynthese unterdrückt und Bitterstoffe wie Katechine stark reduziert werden. Das sorgt im Vergleich zu Sencha für einen aromatischeren und süßeren Geschmack.
Kabusecha
Kabusecha ist ein sogenannter Halbschatten-Tee, der anders als Gyokuro nur für etwa ein bis zwei Wochen vor der Ernte beschattet wird.
Tencha
Nachdem die Teeblätter gedämpft wurden, werden sie (anders als Sencha) ohne Reiben oder Rollen getrocknet und Stängel sowie Blattadern werden entfernt, sodass nur die Blätter übrigbleiben. Im Anschluss werden sie grob zerdrückt, um das anschließende Mahlen zu erleichtern.
Matcha
Matcha ist eigentlich Tencha, nachdem dieser zu einem feinen Pulver gemahlen wurde. Matcha dient als Rohstoff für Getränke, Süßigkeiten und viele anderen japanischen Speisen. Wie auch Gyokuro, werden die Teeblätter im Vollschatten aufgezogen, die ähnlich wie grüner Seetang einen einzigartigen Geschmack entwickeln und besonders im Rahmen der traditionellen Tee-Zeremonie verwendet werden. Matcha-Tee besitzt einen dezent herben Geschmack und eine tiefgrüne Farbe, der sich auch wunderbar für westliche Süßspeisen oder Eiscreme eignet.
Tamaryokucha
Der Herstellungsprozess von Tamaryokucha-Tee ist im Wesentlichen identisch mit dem von Sencha, allerdings wird er vor der Trocknung nicht nadelförmig gerollt. Stattdessen bleibt er in seiner ursprünglichen Form, daher auch der Name (tama = rund). Tamaryokucha ist nur dezent herb im Geschmack und hat ein mildes Aroma, gut geeignet für Einsteiger.
Bancha
Dieser Grüntee gilt wie Sencha als typischer Alltagstee, allerdings wird er aus den Blättern, die nach dem Pflücken der Sencha-Blätter wachsen, hergestellt. Bancha unterscheidet sich daher in Sachen Qualität und Geschmack von anderen Grüntee-Sorten.
Hōjicha
Hōjicha wird durch das Rösten von Sencha-, Bancha- oder anderen Teeblättern hergestellt. Dadurch werden Bitterstoffe wie Katechin beseitigt und es entsteht ein duftendes, schmackhaftes Aroma. Durch die geringe Menge an Gerb- und Bitterstoffen ist Hōjicha auch für Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen bekömmlich, sodass er oft in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen serviert wird.
Genmaicha
Genmaicha ist eine Mischung aus Sencha und braunen Reiskörnern, die während des Röstens wie Popcorn teilweise aufpoppen. Auch gerne vermischt mit Matcha verleihen sie dem Tee ein angenehmes Röstaroma.
Weitere Teesorten
Während Grüntee grundsätzlich aus der Teepflanze Camelia sinensis hergestellt wird, gibt es in Japan auch Tees, wo sie nicht zum Einsatz kommt und die somit auch kein Koffein enthalten.
- Mugicha: Mindestens genauso oft wie Sencha-Tee wird im Alltag Mugicha getrunken. Diese Teesorte wird aus gerösteten Gerstenkörnern hergestellt, die man heiß und kalt genießen kann. Sie enthält viele Mineralien und bietet besonders im Sommer eine erfrischende Abkühlung.
- Kombucha: Wie der Name schon sagt, bereitet man diesen Tee mit heißem Wasser und feingehackten oder zu Pulver gemahlenen Algen (Kombu) zu.
- Sobacha: Sobacha besticht mit dem einzigartigen Aroma gerösteter Buchweizensamen und ist reich an Mineralien und Vitaminen sowie von Natur aus frei von Gluten oder Koffein.
- Kuromamecha: Dieser Tee besteht aus gekochten schwarzen Sojabohnen. Diese sind besonders beliebt, da sie viel Anthozyanin enthalten, dem eine gerinnungshemmende Wirkung nachgesagt wird.
Die gesundheitlichen Vorteile von Grüntee
Grüntee enthält zahlreiche gesundheitsfördernde Stoffe wie Koffein und Katechin. Das National Cancer Center Japan gab 2015 an, dass der Konsum von Grüntee das Sterberisiko reduziere und sich positiv auf die Lebensdauer auswirke. Dafür gibt es hauptsächlich drei Gründe: Das in Grüntee enthaltene Katechin soll den Blutdruck sowie den Cholesterinspiegel regulieren und sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Zweitens fördert Koffein in gesundem Maße die Durchblutung. Man sagt diesem außerdem nach, eine gefäßerweiternde Wirkung auf die Bronchialgefäße und damit einen positiven Einfluss auf die Atmung zu haben. Diese Effekte scheinen zur Reduzierung von Risikofaktoren beizutragen, die zu Kreislaufproblemen oder Atemwegserkrankungen führen können.
Quellen: Statista, World Green Tea Association, Japan Soft Drink Association, National Cancer Center Japan
Dieser Artikel erschien in der Juli-Ausgabe des JAPANDIGEST 2021. Er wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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