Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Bentō: Eine Box voller Köstlichkeiten

Constanze Thede
Constanze Thede

Der Begriff „Bentō“ (oder höflicher: „O-Bentō“) ist inzwischen wohl auch hierzulande fast jedem bekannt. Die Picknick-Saison ist die ideale Zeit, sich einmal selbst an die Zubereitung eines solchen Imbisses nach japanischer Art heranzuwagen. Zunächst geben wir Ihnen eine kleine geschichtliche Einführung – und dann können Sie sofort starten!

Bento-Box mit Rührei in Herzform, Salat, Tomaten und Reis mit Kastanien
Die klassische Bentō-Box enthält neben Reis als Basis verschiedene, bunte Zutaten, die hübsch angerichtet werden. © iStock.com / yajimannbo

Bentōs als Wegzehrung gab es in Japan bereits im 5. Jahrhundert. Ursprünglich wurde die Mahlzeit für unterwegs allerdings in einfachen Tüchern oder Körbchen transportiert. Der Begriff bentō kam nach heutiger Überlieferung erst in der Azuchi-Momoyama-Zeit (ca. 1573 – 1603) auf, als der legendäre Feldherr Oda Nobunaga auf diese Weise zahlreiche Menschen mit Proviant versorgte und man Bentōs erstmalig in eleganten Boxen aus lackiertem Holz anrichtete.

Eine regelrechte „Picknick-Kultur“ entwickelte sich dann in der Edo-Zeit (1603 – 1868) und es entstanden die ersten Kochbücher zum Thema, obgleich die damaligen Bentō-Boxen hauptsächlich onigiri (Reisbällchen) und verschiedene Beilagen enthielten. Während sich im 19. und 20. Jh. mehrstöckige Bentō-Boxen großer Beliebtheit erfreuten, gibt es sie heute in allen Formen und Farben. Am gängigsten ist wohl die einstöckige Box aus Aluminium oder Plastik, es gibt aber auch Boxen aus Bambus oder anderen Materialien.

Bentō-Grundlagen: Nichts dem Zufall überlassen

Die Basis eines klassischen Bentōs bildet normalerweise Reis, der gern mit verschiedenen Toppings bestückt wird. Dazu kann man Gemüse als Beilage vorbereiten sowie etwas Nahrhaftes wie Ei, Fleisch, Fisch oder Tōfu. Wer mag, fügt noch ein Dessert hinzu.

Runde Bento-Box mit Reis, Ei, Fleisch und Gemüse
Das klassische Bentō enthält Reis sowie nahrhafte und frische Beilagen. Foto: photo-ac.com / Hazuki8

Wichtig ist bei der Zusammenstellung eines Bentōs (ebenso wie in der japanischen Küche generell) die optische und geschmackliche Ausgewogenheit der Zutaten. Idealerweise sollten in der Bentō-Box alle fünf Geschmacksrichtungen (scharf, süß, salzig, sauer und bitter) kombiniert werden. Ist die Hauptzutat des Gerichts beispielsweise Fleisch in einer scharfen Sauce, kann man die Menge an Reis etwas erhöhen, um die Geschmackssinne nicht zu überfordern. Um es interessanter zu machen, wählt man als Topping leicht bittere Kräuter. Beim Gemüse greift man in diesem Fall nach eher süßlich-mild schmeckenden Sorten. Mit etwas Eingelegtem kommt noch eine säuerliche Note hinzu.

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Im Sommer besonders essenziell ist, dass die einzelnen Zutaten gut durcherhitzt werden, damit sie nicht so schnell verderben. Am besten wählt man sie so aus, dass auch die farbliche Harmonie stimmt: Die Nuancen Rot, Gelb, Grün, Weiß und Schwarz sollten möglichst vertreten sein. Dies dient nicht allein der Ästhetik, sondern sorgt auch dafür, dass ausreichend Nährstoffe vorhanden sind. Selbstverständlich sind dies keine in Stein gemeißelten Regeln und Sie können die Bentō-Zutaten so auswählen, wie sie für Sie am bekömmlichsten und schmackhaftesten sind.

Richtig authentisch wird es, wenn Sie Ihre fertige Bentō-Box zum Transport in ein quadratisches Tuch (furoshiki) einschlagen, das Sie oben zu einer Trageschlaufe binden. Noch schnell Stäbchen bzw. Besteck für unterwegs, eine Picknickdecke und ein Getränk eingepackt – und schon steht Ihrer sommerlichen Zwischenmahlzeit nichts mehr im Wege!

Das klassische Bentō modern interpretiert

Neben dem klassischen Bentō nach typisch japanischer Art gibt es zahlreiche moderne Varianten. Sie können bei der Gestaltung Ihrer Fantasie ruhig freien Lauf lassen und sich kreativ austoben.

Nicht nur bei Kindern äußerst beliebt ist beispielsweise das kyara-ben, eine Form des Bentōs, bei der die enthaltenen Leckerbissen mit Gesichtern verziert und wie Cartoon-Figuren oder Tiere geformt werden. Entweder können Sie sich dabei an bereits existierenden, beliebten Figuren wie Hello Kitty oder Pokémon orientieren oder auch eigene Figuren erfinden.

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Statt Reis können Sie übrigens auch Nudeln oder Kartoffeln als Grundlage nehmen oder sogar ganz auf gekochtes Essen verzichten und die Bentō-Box im Pausenbrot-Stil mit frischem Obst, Gemüse und Sandwiches füllen. 

Bento-Box mit Sandwiches, Obst und Fleisch
Es muss nicht immer das klassische Bentō sein. © photo-ac.com / rabbit705

Eki-ben – Das „Bahnhofs-Bentō“

Bentō gibt es auch fertig zu kaufen. Eine der elegantesten Formen ist das sog. Eki-ben („Bahnhofs-Bentō“), das an Bahnstationen oder im Zug verkauft und während der Fahrt mit dem Shinkansen verzehrt wird. Erstmals wurde es 1885 am Bahnhof Utsunomiya (Präfektur Tochigi) angeboten. Ein Eki-ben enthält oft lokale Spezialitäten und ist nicht ganz billig. Das Erlebnis lohnt sich aber!

Bahnhofs-Bento (Illustration)
© ac-illust.com / imacvery

Dieser Artikel erschien in gekürzter Form in der Juli-Ausgabe des JAPANDIGEST 2021. Er wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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