Die Pioniere der Industrie stammen zwar aus den USA und Europa, aber schon früh setzten Japaner Meilensteine: Die Firma Taitō veröffentlichte 1978 das von Nishikado Tomohiro entwickelte Space Invaders. Kein Automat auf dem Globus wurde bis dahin so oft verkauft und in öffentlichen Spielhallen aufgestellt wie dieser. Zwei Jahre später kam Pac-Man vom japanischen Unternehmen Namco und löste einen weltweiten Hype aus. Darin futtert sich der gelbe, kreisförmige Pac-Man durch ein Labyrinth. Sein Name entstammt der japanischen Lautmalerei paku paku und bezeichnet öffnende und schließende Mundbewegungen.
Pac-Man war nicht nur im Spiel gefräßig. In der realen Welt bescherte er Japan eine Knappheit an 100-Yen-Münzen. Immer wieder musste die Notenbank die Münzen neu prägen, damit der Geldstrom an den Spielautomaten nicht versiegte.
Die goldene Ära der Videospiele
Der Zenit japanischer Unternehmen sollte erst noch kommen. Ein riesiger Crash zwischen 1983 und 1985 beendete das Zeitalter der Amerikaner wie Atari, die zu jener Zeit vor allem Videospielkonsolen herstellten. Der amerikanische Markt war überschwemmt von schlechten Spielen, die niemand kaufen wollte. Den Game-Automaten technisch überlegene Computer hielten Einzug in die privaten Haushalte. Aber diese neuen Heimcomputer bekamen schnell wieder Konkurrenz aus Japan.
Ein 1889 gegründeter Spielzeughersteller aus Kyōto, mit Wurzeln in der Hanafuda– Spielkartenproduktion, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einige Erfolge mit Videospielen. Heute bekannt unter dem Namen Nintendō, veröffentlichte die Firma 1985 ein Konsolensystem für Zuhause, das den Heimcomputern den Kampf ansagte: Das Famicon (kurz für Family Computer), im Westen als Nintendo Entertainment System (NES) bekannt. Entscheidend für seinen Erfolg war das Spiel Super Mario Bros. Der Umfang der darin bespielbaren Welten übertraf alles bisher Dagewesene. Erschaffen von Branchenlegende Miyamoto Shigeru, erhüpfte sich Overall-Träger Mario die Herzen der ganzen Welt.
Nintendō dominierte dank des Game Boys ab 1989 auch den Bereich des mobilen Spielens. Es war der Auftakt für das japanische Zeitalter der Videospiele: Zahlreiche Hersteller wie SEGA, Capcom, Konami und Square lassen noch heute Fans auf der ganzen Welt aufhorchen. In den 1990ern stieg dann der Multimedia-Gigant Sony in das Geschäft ein und schuf mit der Marke PlayStation eine neue Marktdominanz bei den Heimkonsolen. Sony holte Videospiele aus den Kinderzimmern und verkaufte sie als Lifestyle-Produkt. Rollenspiele (RPGs) wie Final Fantasy oder die Beat-‘em-up-Spielereihe Tekken befeuerten die Nachfrage nach den Konsolen und prägten mit ihrer Manga-ähnlichen Ästhetik das Image japanischer Videospiele nachhaltig. Nintendō konnte sich vor allem durch das weltweit beliebte Franchise Pokémon halten. Auch das Super Mario-Universum wird jährlich mit neuen Spielen erweitert.
Konkurrenz aus dem App Store – Digitale Spiele in Japan heute
2001 gelang es Microsoft mit der Xbox, als erstes amerikanisches Unternehmen seit dem Crash, wieder erfolgreich eine Konsole zu verkaufen. Obwohl in puncto Hardware Nintendō und Sony weiter stark vertreten sind, geraten traditionelle Software-Entwickler aus Japan zunehmend in Bedrängnis. Die Spieler in Europa und den USA schätzen immer öfter Software aus der westlichen Hemisphäre – oder spielen nur noch auf dem Handy. Auch in Japan ist der Trend zum Smartphone- und Handyspiel unaufhaltsam. 2013 übertrafen die App Store-Einnahmen durch Spiele in Japan erstmals die der USA. Selbst Nintendō veröffentlichte mit Miitomo inzwischen eine App für das Smartphone. Die Entwickler müssen umdenken, denn die Branche wandelt sich erneut.
Kommentare