Gegründet wurde Nintendo 1889 in Kyōto, wo es auch heute noch den Firmensitz innehat. Mit Hanafuda (dt. „Blumenkarten“) -Spielkarten, die damals (und auch heute noch) sehr beliebt in Japan waren, eröffnete Yamauchi Fusajirō die Firma. Er schaffte es, mit den besagten Spielkarten zum Marktführer zu avancieren. Im Jahre 1929 gab Fusajirō die Geschäftsführung auf und gab das Zepter an seinen Schwiegersohn Sekiryō weiter.
Aller Anfang ist schwer
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges sollte der Erfolg anhalten, doch dann forderte der Krieg erhebliche Einbußen und die Auswirkungen eines schweren Schlaganfalls von Sekiryō zwangen diesen, die Führung an dessen Enkel zu übergeben. Dieser war mit der neuen Aufgabe überfordert, da ihm die notwendige Erfahrung fehlte. Es kam zu einer massiven Umstrukturierung der Firma, weil die Umsätze weiterhin stagnierten und auch die beliebten Hanafuda-Karten an Attraktivität in der Bevölkerung verloren.
Nintendo handelte einen lukrativen Deal mit Disney aus, woraufhin Spielkarten mit Disney-Motiven verkauft wurden. Weniger erfolgreich stellten sich die weiteren Experimente heraus: Weder Instant-Reis, Staubsauger noch ein eigenes Taxiunternehmen oder anrüchige „Love-Hotels“ konnte die Massen begeistern.
Die Geburt der Unterhaltungselektronik
Erst als man sich an die kreativen Anfänge zurückerinnerte, kam auch der Erfolg zurück. Den Beginn machte die „Ultra-Hand“ im Jahr 1966, dabei handelte es sich um einen ausfahrbaren Greifarm aus Plastik. Weitere Ideen dieser Art sollten folgen, unter anderem auch ein kurioser Liebestester, der zwei Menschen ermöglichte, herauszufinden, ob man wirklich füreinander geschaffen ist.
[Video] Nintendos “Liebestester” (Japanische TV-Werbung aus dem Jahre 1968)
Mit solchen Spielen eröffnete sich Nintendo die Türen für Unterhaltungselektronik und machte erste Gehversuche mit der „Magnavox Odyssey“, eine Heimkonsole, welche im Prinzip nur leuchtende Punkte auf dem TV-Bildschirm darstellen konnte und spezielle Klebefolien benötigte. Außerdem gab es nicht nur Kopien des erfolgreichen Spieles „Pong“ (bei dem man sich wie beim Tennis einen Ball hin und her zuspielt), sondern auch die ersten „Game & Watch“-Systeme mit LCD-Bildschirm von Nintendo.
Dabei handelt es sich um sog. Handheld-Konsolen, also Konsolen, die auch für unterwegs geeignet sind, da sich diese in der Hand halten lassen und durch einen integrierten Akku das Spielen ohne Kabelbindung ermöglichen. Die Game & Watch-Systeme hatten nur ein Spiel vorinstalliert und waren auch nicht erweiterbar. Wollte man also ein anderes Spiel spielen, so musste man auch ein neues Game & Watch kaufen. Praktischerweise konnte man, wie der Name bereits erahnen lässt, diese auch als Uhr bzw. Wecker nutzen. Bis heute erscheinen immer mal wieder neue Handheld-Konsolen dieser erfolgreichen Serie, mittlerweile jedoch eher aus nostalgischen Beweggründen.
Mit großen Schritten näherte sich Nintendo dem Heimkonsolenmarkt. Miyamoto Shigeru, einer der kreativsten Köpfe von Nintendo, sollte mit einer seiner ersten (aber nicht letzten) Schöpfungen den Weg in diesen begehrten Markt ebnen: „Donkey Kong“.
Das Spiel wurde ein gigantischer Erfolg in den Spielhallen, welcher nicht nur die Geburtsstunde eines der bekanntesten Videospielcharaktere der Welt markierte (der Held „Jumpman“ wurde später nämlich besser bekannt als Mario), sondern auch der ersten Nintendo-Konsole: der „Famicom“. Die Abkürzung steht für „Family Computer“ und stellte die Weichen für die Ausrichtung der Videospielfirma, welche bis zum heutigen Tage familienfreundliche Spiele veröffentlicht. Mit der Famicom konzentrierte sich Nintendo hauptsächlich auf Portierungen, also die Umsetzung und Entwicklung bekannter Spielhallenklassiker auf diese Konsole. Damit hatte Nintendo Erfolg – zumindest in Japan.
Während man sich im Heimatland gegen den großen Konkurrenten Sega durchsetzte, war die Lage auf dem westlichen Markt erschwert. Auch der Einzug des Heimcomputers machte die Etablierung von Videospielkonsolen nicht einfacher, denn Anfang der 80er wurde es für Privatpersonen erschwinglicher, sich einen eigenen Computer zu kaufen. Durch die Multifunktionalität dieser Computer war der Nutzen ein erheblicher Faktor bei der Entscheidungswahl: Kauft man nur eine Spielekonsole zur Unterhaltung oder erwirbt man einen vergleichsweise günstigeren Computer, mit dem man spielen und auch noch arbeiten kann?
1983 kam dann der große „Video Game Crash“, der kolossale wirtschaftliche Zusammenbruch der Videoindustrie, bei dem zahlreiche Unternehmen finanzielle Einbußen hinnehmen oder Bankrott anmelden mussten. Doch auch davon ließ sich Nintendo nicht beirren. Sie hatten das, was sie immer wieder in ihrer Firmengeschichte haben sollten: den richtigen Riecher, auch wenn die Ausgangslage schlecht ist. Nintendo stellte 1985 das Nintendo Entertainment System, kurz NES, vor und beendete damit gleichzeitig die Krise.
Die Konsole verkaufte sich bis zum Ende ihrer Ära über 60 Millionen Mal, mehr als 700 Spiele wurden entwickelt und veröffentlicht. Unter dieser Vielzahl an Spielen gesellten sich unter anderem Nintendo-eigene Marken wie „Super Mario“, „The Legend of Zelda“ und „Metroid“, welche bis heute weltweit Millionen Fans haben. 1989 erschien der Game Boy, welcher ebenfalls zum Verkaufsschlager avancierte. Nintendo war damit beinahe konkurrenzlos. Spiele wie „Tetris“ wurden ein zeitloses Massenphänomen und mit dem technisch erstarkten „Super Nintendo Entertainment System“ (kurz: SNES) stampfte der Konzern weitere erfolgreiche Marken aus dem Boden.
Der steinige Weg in die Dreidimensionalität
Anfang der 90er-Jahre erstarkte die Konkurrenz allmählich, Sega konnte sich von der Flaute der vorangegangenen Jahre erholen und mit Sony stieg 1994 ein weiterer Kontrahent in den Ring. Eigentlich war Sony als Partner angedacht, aber aufgrund eines Zerwürfnisses trennten sich die Wege von Sony und Nintendo. Daraus resultierte die Sony PlayStation. Nintendo reagierte behäbig auf die neue Situation und konnte erst 1996 angemessen kontern. Dann erschien nämlich die „Nintendo 64“.
Mit starken Titeln konnte die Konsole die Spielerschaft begeistern, kam aber durch die Entscheidung, Module als Datenträger zu benutzen, an ihre Grenzen. Dritthersteller mussten ihre großen Titel auf der Sony PlayStation veröffentlichen, da die Disc als Speichermedium günstiger und praktikabler war. Damit verpasste Nintendo die Gelegenheit, die Marktführung zu verteidigen. Auch das Nachfolgermodell, der „Nintendo Gamecube“, konnte an die früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen, obwohl auch dort einige Ausnahmetitel erschienen.
Erst mit der neuen Konsole „Wii“ konnte Nintendo die Konkurrenz in die Schranken weisen. Die Technik hinter der Wii wirkte bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung leicht veraltet, doch die innovativen Controller setzten vollkommen auf neuartige Bewegungssteuerung. Sie verkaufte sich so gut wie keine der bisherigen Heimkonsolen von Nintendo und gehört auch heute noch zu den erfolgreichsten Konsolen der Welt.
An diesen Erfolg wollte man 2012 anknüpfen und veröffentlichte die Wii U. Durch verwirrende Aussagen und unglücklicher Präsentation der Wii U dachten viele, es sei nur ein Zusatzgerät zur bereits bekannten und weit etablierten Wii. Zum ersten Mal seit langer Zeit schrieb Nintendo rote Zahlen, die Geschäftsführung verzichtete sogar auf einen Teil ihres Gehaltes.
Rechtzeitig „umgeswitched“
Zwar konnte man sich durch den Handheld „Nintendo 3DS“ über Wasser halten, aber es war dennoch keine dauerhafte Lösung. Ein Richtungswechsel war also nötig. Völlig überraschend und vor allem unüblich für Nintendo, gab man bekannte Marken für die Umsetzung von Smartphone-Spielen frei. „Pokémon GO“ des Entwicklers Niantic war das erste, große Ergebnis dieser Neuausrichtung und sollte sich als immenser Erfolg herausstellen. Doch der größte Wurf gelang mit der „Nintendo Switch“.
Mit dieser neuartigen Konsole fusionierte man Handheld und Heimkonsole und konnte somit jederzeit zwischen diesen beiden Arten „switchen“. Durch die Stärkung etablierter Nintendo-Marken und der Erschaffung neuer Projekte wie diesem ist die japanische Firma heute ein fester Bestandteil der Videospielkultur. Zuletzt eröffnete man mit „Super Nintendo World“ in den Universal Studios Ōsaka sogar einen eigenen Themenpark, der sich vollkommen dem Universum des berühmten Klempners widmet. Dadurch hat Nintendo wieder einmal bewiesen, dass durch Kreativität und Beständigkeit schwierige Situationen gemeistert werden können.
Quellen
https://www.nintendo.de/Hardware/Unternehmensgeschichte/Nintendo-Geschichte-625945.html
Kartsios, Gregor (2021): Das ABC der Videospiele. Hamburg: Carlsen.
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