Der Protagonist des Horror-Fantasy-Mangas „Jujutsu Kaisen“ ist der Oberschüler Itadori Yūji, der unvergleichliche körperliche Fähigkeiten hat. Eines Tages wird das Siegel eines „Fluches“, welches sich in seiner Schule befindet, gebrochen und Yūji wird in den Kampf gegen diese Flüche hineingezogen…
Der Manga erlangte in Japan so große Popularität, dass er zeitweise vergriffen war. Sogar eine Anime-Adaption ist in Planung. Woher stammen die Ideen dieses fantasievollen Werkes, welches seit 2019 auch in Deutschland erscheint?
Seit wann wollten Sie Manga-Zeichner werden und woher kommt Ihr Künstlername?
Ich denke, seit etwa der fünften Klasse. Ich wollte einen „bescheidenen“ Künstlernamen, daher wählte ich „Akutami“, da dies so ähnlich wie das Wort für „Müll“ klingt (akuta bedeutet „Müll“). Ich mag gleichklingende Laute, also fügte ich noch „Gege“ hinzu.
Haben Sie sich schon immer für Horrormangas und –filme interessiert?
Ich liebe alles, was mir Angst macht. Die jüngsten Horrorfilme „Get Out“ (USA, 2017) und „Hereditary“ (USA, 2018) haben einen starken Eindruck bei mir hinterlassen. Es gab eine Zeit, in der ich wie besessen von „Found Footage“-Horrorfilmen war.
Welcher Manga-Künstler fasziniert Sie besonders und wieso?
Es fällt mir schwer, mich da auf eine Person zu beschränken, doch wenn wir von Künstlern sprechen, die in derselben Zeitschrift wie ich veröffentlicht haben, dann ist es Togashi Yoshihiro. Seine Inszenierung der Panels, die Dramaturgie der Gimmicks und die Art, wie er vergangene Szenen in den Rückblenden immer wieder anders präsentiert, hat etwas sehr Erfrischendes.
Woher kommen Ihre künstlerischen und erzählerischen Talente?
In Bezug auf Geschichten habe ich viele Male mit meinem Lehrer tiefgreifend über Mangas und Filme gesprochen. Mein Zeichentalent fundiert auf alle Fälle auf der Vielzahl an Skizzen aus meiner Schulzeit. Was die Charaktere angeht, werfe ich von der Schlüsselszene aus nochmal einen Blick zurück auf die bisherige Handlung und wenn mir das nicht gefällt, improvisiere ich.
In „Jujutsu Kaisen“ geht es um japanische Flüche. Woher stammt diese Idee?
Es begann damit, dass ich den Schauplatz eines anderen Horrormangas zu einer Schule geändert habe. Ich meine mich zu erinnern, dass vom ersten Entwurf, über Korrekturen bis zur Rohskizze der Fortsetzungsserie zwei bis drei Monate vergangen sind.
Viele Szenen in „Jujutsu Kaisen“ sind ziemlich furchterregend. Worauf legen Sie bei den Zeichnungen besonders wert?
Auch wenn diese nicht perfekt sein müssen, gilt meine volle Aufmerksamkeit der Panelaufteilung, der Inszenierung und den Kampfszenen. Wenn ich etwas Schreckliches zeichne, dann soll es auch schrecklich aussehen.
Im Manga werden die Figuren in magische Kämpfe verwickelt. Dass jede von ihnen individuelle Fähigkeiten besitzt, erinnert an HUNTER x HUNTER, nicht wahr?
Die besonderen Fähigkeiten, die Togashi Yoshihiro in „HUNTER x HUNTER“* vorgestellt hat, sind so ziemlich perfekt, daher blieb mir fast nichts anderes übrig als Kämpfe, die emotionale Argumente ablehnen, zu thematisieren. Doch in Ashihara Daisukes „WORLD TRIGGER“** besitzen die Charaktere Waffen des gleichen Typs, und so entwickelte er einen eigenen Stil, der sich von Togashis unterschied. Meine Magie basiert zwar im Wesentlichen auf den von Togashi geschaffenen Regeln, aber genau wie Ashihara bin ich gerade dabei, meinen eigenen Stil zu finden und zu etablieren.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft und was möchten Sie Ihrer deutschen Leserschaft mitteilen?
Ich möchte 2-3 Werke veröffentlichen und meinen Markenwert als Mangaka erhöhen. Doch das zu schaffen, ist wohl die schwierigste Aufgabe.
Weiterhin hätte ich nie gedacht, dass ein deutsches Publikum mein Werk je lesen würde. Deshalb habe ich viele kleine Infos und Materialien eingefügt, die eigentlich nur von Japanern – und dann auch nur von einer bestimmten Generation – verstanden werden können. Auch wenn es für die Übersetzer dadurch schwieriger zu übersetzen ist, ich hoffe, sie können mehr über die japanische Kultur lernen. Es ist mir eine Ehre, dass ich durch das Medium Manga eine Verbindung zu Menschen im Ausland bekommen habe.
„Jujutsu Kaisen“ von Akutami Gege
Oberschüler Yūji ist eher unauffällig, aber hinter seiner unscheinbaren Fassade verbirgt sich eine ungeheure Kraft. Die Sportklubs der Schule träumen davon, dass Yūji bei ihnen Mitglied wird, doch der hängt lieber mit den Spinnern vom Klub für Paranormales ab, damit er mehr Zeit hat, sich um seinen bettlägerigen Opa zu kümmern. Eines Tages bekommen die Mitglieder des Klubs ein versiegeltes, verfluchtes Objekt in die Finger. Als sie das Siegel öffnen, ahnen sie nicht, welchen Horror sie damit heraufbeschwören …
*„HUNTER x HUNTER“
Ein Manga von Togashi Yoshihiro. Um seinen ihm noch unbekannten Vater Jin zu treffen, beschließt der junge Gon, wie auch sein Vater, ein „Hunter“ zu werden, welche verschiedenste Spezialfähigkeiten besitzen.
**„WORLD TRIGGER“
Ein Science-Fiction-Manga von Ashihara Daisuke, der sich um den Kampf zwischen außerirdischen Invasoren, den sog. „Neighbors“ und der mysteriösen Organisation namens Border dreht.
Dieser Artikel erschien in der April-Ausgabe des JAPANDIGEST 2020 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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