Der große Anime- & Manga-Boom in Deutschland: Entwicklung und Hintergründe

Doitsu News Digest
Doitsu News Digest

In den letzten Jahren sind Anime und Manga hierzulande deutlich zugänglicher und populärer geworden. Vor allem die Manga-Verkäufe sind rasant angestiegen. Wir beleuchten die Geschichte des Anime- und Manga-Booms in Deutschland und stellen ausgewählte Conventions vor, die ein tiefes Eintauchen in die japanische Popkultur ermöglichen.

Cosplayerin auf der Manga-Comic-Convention während der Leipziger Buchmesse
Cosplayerin auf der Manga-Comic-Convention während der Leipziger Buchmesse. © Leipziger Messe GmbH / Jens Schlüter

Das europäische Land, in dem Anime und Manga am beliebtesten sind, ist nicht Deutschland, sondern Frankreich. Unsere Nachbarn gelten als die Heimat der sogenannten „bande dessinée“-Comic-Kultur sowie als frühe Abnehmer japanischer Manga. Nach Japan ist Frankreich der zweitgrößte Manga-Markt der Welt. Die Stadt Paris ist zudem Gastgeberin des größten Japan-Kulturfestivals Europas – der Japan Expo – und ist auf dem ganzen Kontinent führend, was die Vermarktung, Verbreitung und Popularität von Anime und Manga angeht. Man geht davon aus, dass der Anime- und Manga-Boom in Deutschland mehr oder weniger aus Frankreich übergeschwappt ist – allerdings gab es einige „deutsche“ Faktoren, die diese Entwicklung positiv (und negativ) beeinflussten.

Japanischer Zeichentrick in den 1970ern – (k)ein Erfolg

Die erste Zeichentrickserie aus Japan wurde in Westdeutschland 1971 im ARD ausgestrahlt. „Mach GoGoGo“ – oder „Speed Racer“, wie man es hierzulande kennt – war ein Meilenstein der Animation und genießt heute absoluten Kultstatus. In den Vereinigten Staaten, wo sie zuerst gesendet wurde, war die Serie ein voller Erfolg, doch in Deutschland ganz und gar nicht. Viele Zuschauende kritisierten die Gewaltdarstellungen (etwa von Menschen, die bei Autounfällen ums Leben kamen) scharf, ebenso große deutsche Medien wie der SPIEGEL oder die WELT. So wurde „Mach GoGoGo“ nach nur drei Folgen wieder abgesetzt. Dieser Backlash war wahrscheinlich der Grund dafür, warum sich die ARD von da an mit der Ausstrahlung von japanischen Zeichentrickserien im Original zurückhielt. Bis in die 1990er-Jahre haben es, bis auf wenige Ausnahmen, nur wenige solcher Produktionen ins deutsche Fernsehen geschafft.

Gleichzeitig erprobte das ZDF mit einem begrenzten Budget eine neue Ausrichtung seines Kinderprogramms. Um Kosten zu sparen, wurde erstmals die Idee einer länderübergreifenden Zusammenarbeit für die Produktion einer Zeichentrickserie ins Spiel gebracht. Schnell richtete sich die Aufmerksamkeit nach Japan, da das Land bereits einen guten Ruf in der Animation hatte. Aufgrund des „Mach GoGoGo“-Debakels sah man jedoch davon ab, die Produktion vollständig in japanische Hände zu legen. Das Ergebnis war eine Kooperation zwischen dem ZDF, dem österreichischem ORF sowie dem japanischen Animationsstudio Zuiyo Enterprise: Die Handlung wurde von deutsch-österreichischer Hand konzipiert, während Japan für die Umsetzung zuständig war. 1974 folgte die Erstausstrahlung der Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“, zwei Jahre später folgte „Die Biene Maja“. Beide Serien basierten auf europäischen Kinderbüchern, wurden aber mit den damals überlegenen japanischen Animationstechniken auf die Bildschirme gebracht. Beide galten als fulminanter Erfolg, die ohne besondere Kritik bis zum Ende ausgestrahlt werden konnten. Es folgten zahlreiche weitere deutsch-japanische Kooperationen.

"Die Biene Maja".
"Die Biene Maja". © kpa Publicity Stills / Alamy Stock Photo

Im Jahre 1977 erwarb das ZDF die Lizenz für „Heidi“, welches bereits 1974 unter der Regie von Takahata Isao – Mitbegründer des Studio Ghibli – in Japan gesendet wurde, und strahlte die 52-teilige Serie im deutschen Fernsehen aus. Zusammen mit „Wickie und die starken Männer“ und „Die Biene Maja“, gilt „Heidi“ als absoluter Klassiker, die alle seither mehrmals im Original ausgestrahlt oder neu aufgelegt wurden. Es geht sogar soweit, dass ganze Generationen, die mit diesen Serien aufgewachsen sind, fest davon ausgehen, dass es sich um deutsche Produktionen handelt. Tatsächlich wurden damals jegliche Hinweise, die die japanische Mitwirkung offenbaren, aus den Abspännen entfernt – wohl um zu verhindern, dass sich das „negative“ Image japanischer Zeichentrickserien nach dem Misserfolg von „Mach GoGoGo“ auf ihre Produktionen abfärbt. Erst in den 1980ern wurde erstmals das „wahre“ Produktionsland kenntlich gemacht, doch „japanische Animationen“ erlangten in Deutschland erst deutlich später größere Aufmerksamkeit.

Auszug aus der Zeichentrickserie "Heidi".
Auszug aus der Zeichentrickserie "Heidi". © kpa Publicity Stills / Alamy Stock Photo

"Hitler" von Mizuki Shigeru.12 japanische Manga, die in Deutschland spielenVon legendären Werken bis hin zu heiteren Geschichten im Essay-Stil – Deutschland ist Schauplatz oder Thema in zahlreichen japanischen Manga...20.10.2023

Anfänge des Manga in Deutschland

Japanische Animationen fanden ihren Weg also recht früh in den deutschen Markt – doch der japanische Comic, oder Manga, brauchte ein wenig mehr Zeit. Der erste ins Deutsche übersetzte Manga war „Barfuß durch Hiroshima“ von Nakazawa Kenji, veröffentlicht im Jahre 1982 vom Rowohlt Verlag. Er erzählt die autobiografische Geschichte des sechsjährigen Gen nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima 1945. Doch die Rezeption des Werks war nicht so positiv wie erwartet und so blieb es vorerst bei nur einem Band (mittlerweile ist die vollständige Reihe beim Carlsen Verlag erschienen). Ein Grund war die Tatsache, dass in Deutschland der Glaube vorherrschte, Comics wie Zeichentrickserien seien nur etwas für Kinder. Viele japanische Mangas, sowohl damals als auch heute, sind genreübergreifend und können sich an Leserinnen und Leser jeden Alters richten – sehr wohl eines der Vorzüge des Mediums. Doch der „Kinder“-Stempel hat die Verkaufszahlen von Mangas in Deutschland für lange Zeit negativ beeinflusst.

1991 kam die große Wende: Carlsen, heute einer der führenden Manga-Verlage in Deutschland, veröffentlichte den SciFi-Manga „AKIRA“ von Ōtomo Katsuhiro, als ersten seines Portfolios. Viele werden vielleicht den gleichnamigen Film von 1988 kennen, welcher heute als einer der erfolgreichsten Animes aller Zeiten gilt. Die Manga-Version wurde für den deutschen Markt jedoch grundlegend überarbeitet: In Japan werden Mangas (und die allermeisten Bücher) von hinten nach vorne und von rechts nach links gelesen. Carlsen entschied sich für einen linksbündigen Einband und entsprechend die Spiegelung sämtlicher Panele, um sie der europäischen Lesegewohnheit anzupassen. Darüber hinaus erschienen alle Seiten in Farbe, da man davon ausging, dass sich die originale Schwarzweiß-Version hierzulande nicht gut verkaufen ließe und die fremdartige japanische Leserichtung gar den „todsicheren Misserfolg“ bedeute.

„Dragon Ball“ war der erste Manga, der jene Barriere der Leserichtung durchbrach. Und der Grund dafür war denkbar simpel: Die Bedingung für den Lizenzerwerb war nämlich, dass der Band (wie das Original) rechts gebunden sein müsse. Egmont, neben Carlsen heute ein weiterer großer Spieler im deutschen Manga-Markt, lehnte dies damals ab. Carlsen ließ sich darauf ein, und so erschien 1997 der erste rechtsgebundene Manga – und vielleicht sogar das allererste Buch dieser Art – in Deutschland. Selbst die japanischen Verlage, die der festen Überzeugung waren, kein ausländischer Verlag würde diese Bedingungen akzeptieren, waren äußerst überrascht. Damals schickten einige deutsche Buchhandlungen die Ausgaben sogar wieder zurück, weil sich dachten, es handele sich um einen Produktionsfehler.

Cover des ersten "Dragon Ball"-Bandes.
Cover des ersten "Dragon Ball"-Bandes, erschienen im September 1997 beim Carlsen Verlag. © Carlsen Verlag

Carlsen ging mit dieser Entscheidung selbstverständlich ein großes Risiko ein – doch die deutschen Leserinnen und Leser zeigten sich flexibler als gedacht. Der einstige Fluch, dass falschherum immer scheitert, wurde mit Bravour gebrochen: „Dragon Ball“ gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten Mangas aller Zeiten, sondern führte auch eine ganze Generation junger Menschen in die Welt japanischer Comics ein. Die japanische Leserichtung gilt heute als ein Alleinstellungsmerkmal von Mangas und es wird sich kein Werk mehr finden, das wie „AKIRA“ einst gespiegelt wird.

Der massive Erfolg öffnete die Tore für neue Publikationen, die durch Carlsen ihren Weg in den deutschen Markt fanden. 1997 veröffentlichte Egmont den populären Magical Girl-Manga „Sailor Moon“, welcher wie „Dragon Ball“ den Stein des deutschen Manga-Booms erst richtig ins Rollen brachte. 2001 startete Carlsen die monatliche Zeitschrift „BANZAI!“, angelehnt an das japanische Manga-Magazin SHONEN JUMP (Shueisha Verlag). Dort erschienen bis 2005 bekannte Titel wie „Naruto“ und „Hunter x Hunter“. 2003 folgte die Zeitschrift „DAISUKI“, die sich vornehmlich Mangas widmete, die an Mädchen und junge Frauen gerichtet sind (sogenannte Shōjo-Manga), welche bis 2012 erschien.

Das über 250 Seiten starke Manga-Magazin "BANZAI!
Das über 250 Seiten starke Manga-Magazin "BANZAI!" erschien monatlich. © Carlsen Verlag, Hamburg 2004

RTL2s Anime-Boom & eine neue Cosplay-Kultur

Nach dem Erfolg seiner internationalen Co-Produktionen strahlte das ZDF weiter japanische Zeichentrickserien – wenn auch in überschaubarer Zahl – aus, doch die Zielgruppe blieben stets Kinder, und auch der Sendeplatz ließ sich eher unter „Internationales“ verbuchen, welcher traditionell eher wenig Zuschauende anzieht. Mit der Gründung des privaten Senders RTL2 im Jahre 1993 sollte sich dies schlagartig ändern: RTL2 ist als der Sender bekannt, der die meisten japanischen Zeichentrickserien – gemeinhin Anime (die japanische Kurzform des englischen „animation“) genannt – im frei empfangbaren deutschen Fernsehen ausgestrahlt hat; darunter erfolgreiche Klassiker wie „Sailor Moon“ im Jahre 1997. Zwei Jahre später folgten Publikumshits wie „Dragon Ball“ und „Pokémon“, sowie in den folgenden Jahren „One Piece“ und „Naruto“. Zahlreiche Kinder der 1990er und frühen 2000er Jahre wuchsen mit diesen Serien auf.

Besonders mit dem Erfolg von „Sailor Moon“ entwickelte sich in Deutschland eine blühende Cosplay-Kultur. Der Begriff „Cosplay“ ist das Kofferwort des englischen „costume“ und „play“ und bezeichnet eine aus Japan stammende Fanpraxis (die ihren Ursprung in den 1980ern hat), bei der man sich möglichst originalgetreu wie Figuren aus Animes, Mangas, Comics oder Videospielen verkleidet. 1998 wurde das „Neo Moon Project“ gegründet, wo Sailor Moon-Fans in passenden Kostümen zusammenkamen. Nur ein Jahr später fand in Koblenz Deutschlands allererste Anime- und Manga-Convention, die AnimagiC, statt. Organisiert wurde diese von AnimaniA, einem 1994 gegründeten Fachmagazin rund um das Thema Anime, das bis heute monatlich erscheint und sich einer großen Fangemeinde erfreut. Die AnimagiC zog damals nicht nur Cosplayer an, sondern war auch ein großer Verkaufsmarkt für Bücher, Figuren, Videos, CDs und mehr. In einer Zeit, in der es für deutsche Fans extrem schwierig oder zu kostspielig war, an Produkte aus Japan zu kommen, war dies wie ein wahrgewordener Traum.

"Sailor Moon"-Cosplayer während des Internationalen Comic-Salons in Erlangen 2022.
"Sailor Moon"-Cosplayer während des Internationalen Comic-Salons in Erlangen 2022. © dpa / Alamy Stock Photo

In den folgenden Jahren wurden weitere Anime- und Cosplay-Conventions ins Leben gerufen, darunter die Connichi 2002 sowie die DoKomi 2009, welche heute die größte Convention Deutschlands ist. Ein Merkmal der deutschen Cosplay-Kultur ist der sogenannte „Showact“: Dabei werden z. B. ganze Theaterstücke oder Musicals auf Conventions aufgeführt, wobei Kostüme, Drehbücher und mehr von den Cosplayern selbst angefertigt werden.

Kein Erfolgsende in Sicht

Durch Streaming-Plattformen wie Netflix, Amazon Prime und Crunchyroll (das sich ausschließlich auf Anime spezialisiert) ist der Zugang zu Anime in den letzten Jahren deutlich einfacher geworden. Heute können unzählige Anime-Produktionen legal und zu jeder Zeit gestreamt werden, während in den 1990er und 2000er Jahren (das gerne als das „goldene Zeitalter von RTL2“ bezeichnet wird) vergleichsweise wenig Serien pro Jahr im deutschen Fernsehen zu sehen waren. Dazu kommt, dass die Streaming-Plattformen heutzutage sowohl deutsche Synchron-Fassungen als auch das japanische Original mit Untertiteln anbieten – etwas, wozu RTL2 nie in der Lage war. Da Untertitelungen deutlich schneller und kostengünstiger produziert werden können als Synchronisierungen, schaffen es viel mehr Serien und Filme ins Programm und das auch oft simultan zur japanischen Veröffentlichung.

Die Corona-Pandemie hatte zudem den Nebeneffekt, dass die Nachfrage nach Anime stark angekurbelt wurde, da die Menschen gezwungenermaßen mehr Zeit zu Hause verbrachten. Sie hat sich auch auf den Manga-Markt positiv ausgewirkt: 2023 handelte es sich in Deutschland bei zwei von drei verkauften Comics um Manga. Laut buchreport legte der Manga-Umsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr um rekordverdächtige 75 % zu. Im Jahr 2017 wurden 945 Manga-Bände veröffentlicht – 2022 waren es schon 1.390. Auch Carlsen konnte in den letzten drei Jahren eine Verdopplung seiner Manga-Verkäufe verbuchen, ähnliche Trends werden auch bei anderen Verlagen berichtet. Dazu sollte man anmerken, dass es sich bei Carlsens Leserschaft vor allem um 13- bis 40-Jährige handelt und damit auch die Generation umfasst, die mit Klassikern wie „Sailor Moon“ und „Dragon Ball“ aufgewachsen ist. Aber ebenso gehört zur ihr eine sehr junge Gruppe, die erst vor kurzem mit dem Markt in Kontakt getreten ist.

Zeitgleich mit der wachsenden Beliebtheit von Anime und Manga – und damit einhergehend der japanischen Kultur im Allgemeinen – nahm auch die Zahl der Conventions in Deutschland stetig zu. Aufgrund der extremen Popularität machte die DoKomi in Düsseldorf ein dreitägiges Großevent daraus, statt ehemals zwei Tagen. 2024 stellte sie mit insgesamt 180.000 Besucher:innen zudem einen neuen Rekord auf.

Eine vielversprechende Zukunft

Um die Manga-Kultur im deutschsprachigen Raum bekannter zu machen, findet regelmäßig das Projekt „MANGA DAY“ statt. Dieses wurde von den großen Manga-Verlagen ins Leben gerufen und beinhaltet spezielle „Schnupper-Mangas“, die in Buchhandlungen und Bibliotheken in Deutschland, Österreich, Schweiz und Lichtenstein kostenlos ausgelegt werden. Im September 2024 fand der MANGA DAY bereits zum dritten Mal statt, wo 30 unterschiedliche Leseproben an rund 1.300 Locations verteilt wurden. Auf diese Weise sollen Menschen, die noch nicht mit Mangas in Kontakt getreten sind, die Gelegenheit bekommen, diese kennenzulernen. Genauso wird der MANGA DAY dafür genutzt, potenzielle neue Publikationen zu testen: 2023 wurde der (damals noch unvollendete) Manga „Children of Grimm“ (altraverse Verlag) in die Leseprobe aufgenommen, angefertigt von zwei aufstrebenden deutschen Künstlern. Das Feedback muss positiv gewesen sein, denn im Dezember 2024 erschien der erste richtige Band.

Plakat des MANGA DAY 2023
Plakat des MANGA DAY 2023. © Manga Day Plakat 2023

Dass es nicht nur die Werke japanischer Manga-Künstler:innen in deutsche Buchhandlungen schaffen, ist keine neue Entwicklung. Viele junge Menschen strebten danach, beeinflusst durch den großen Anime- und Manga-Boom der letzten 30 Jahre, selbst ein sogenannter „Mangaka“ zu werden. Bereits 2001 veröffentlichte Carlsen die Werke deutscher Zeichner:innen. Als Vorreiterin gilt die Künstlerin Christina Plaka, die ihr Manga-Debüt 2002 im Magazin DAISUKI feierte. Bis heute ist sie aktiv und leitet u. a. Online-Seminare für angehende Mangaka, die sich einer großen Beliebtheit erfreuen. Auch viele Conventions bieten Workshops und Kongresse für Künstler:innen wie Interessierte an.

Kai-Stefan Schwarz, Chefredakteur der Manga-Abteilung beim Carlsen Verlag, sieht jetzt die große Chance des Manga auf dem deutschen Markt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch deutsche Mangas ins Japanische übersetzt werden. Man kann sogar zuversichtlich behaupten, dass Anime und Manga längt kein „Boom“ mehr sind oder gar eine Nische, für die sich nur Jugendliche interessieren. Ganz im Gegenteil: Beide Kunstformen sind voll im Mainstream angekommen. 2024 erreichten Anime in Deutschland voraussichtlich einen Gesamtumsatz von knapp 100 Millionen Euro – was immer noch weit unter dem Umsatz in Frankreich liegt, wo 2022 beeindruckende 381 Millionen Euro erzielt wurden. Es ist also noch viel Luft nach oben und wir können uns nur auf die weitere Entwicklung von Anime und Manga in Deutschland freuen.

Anime- und Manga-Conventions in Deutschland 2025

Es gibt in ganz Deutschland zahlreiche große und kleine Conventions, wo Anime-, Manga- und Japan-Fans sich austauschen können. Wir haben ein kleine Auswahl zusammengestellt, die sich Fans – oder die, die es werden wollen – nicht entgehen lassen sollten!

Manga-Comic-Convention

Die Manga-Comic-Convention (MCC) findet seit 2014 im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt. Die Messe geht über zwei Tage mit rund 280.000 Besucher:innen; davon besuchen rund 40 % die MCC. 2 von 5 der Besucher:innen sind zudem Cosplayer. Neben hochkarätigen Cosplay-Wettbewerben, nationalen und internationalen Ehrengästen sowie einer neuen Artist Alley wird es 2025 zusätzlich einen speziellen Stand für „Indie-Manga“ geben. Das offizielle Maskottchen Macoco gibt es auch als Merchandise zu kaufen.

DoKomi

Deutschlands größte Anime- und Japan-Convention wurde 2009 von Fans ins Leben gerufen. Die allererste Ausgabe besuchten rund 1.800 Menschen – heute hat sich die Zahl  verhundertfacht. DoKomi steht für „Doitsu Komikku Maketto“ (wörtlich übersetzt „Deutscher Comic-Markt“) und ist eine Hommage an die Comiket, die größte Manga-Convention Japans. Das Motto der DoKomi ist es, stets neue Dinge auszuprobieren, wie etwa Deutschlands erstes Maid Café oder den ersten Cosplay-Ball. Mit einer Gesamtfläche von 200.000 m² ist die Messe Düsseldorf als Veranstaltungsort mit zahlreichen Ausstellern und Events gefüllt, sodass es kaum möglich ist, alles an nur einem Tag zu erleben. Die Tickets sind jedes Jahr dank großer Nachfrage fast immer ausverkauft, also sollten Interessierte schnell buchen.

© DoKomi / Ulrike

Wie.MAI.KAI

Die Wie.MAI.KAI (zusammengesetzt aus Wiesbaden und Mainz sowie dem japanischen Begriff kai, was „Treffen“ bedeutet) wurde 2007 von Anime- und Manga-Fans im Rhein-Main-Gebiet gegründet und ist seit 2009 als gemeinnütziger Verein aktiv. Dieser organisiert Conventions und Cosplay-Events sowie weitere themenbezogene Veranstaltungen. Die Wie.MAI.KAI findet jährlich in Flörsheim am Main statt. Obwohl die Convention mit insgesamt ca. 3.000 Besucher:innen vergleichsweise klein ist, umfasst sie diverse Workshops, Karaoke, ein Maid-Café, Live-Acts und einen Cosplay-Ball.

© Wie.MAI.KAI

Anime Messe Babelsberg

Die Anime Messe nahm ihren Anfang 2016 in Berlin und findet seit 2022 im berühmten Filmpark Babelsberg statt. Für Cosplayer ist dieser Veranstaltungsort wahrlich ein Pluspunkt, bietet der Park doch zahlreiche Kulissen wie Mittelalter oder Stadtlandschaften. 2024 waren dort 22.000 Menschen an drei Eventtagen zu Gast. Das Angebot wird mit einem Feuerwerk am Samstagabend abgerundet. Das Schwesterevent „Anime Festival Kassel“ findet in diesem Jahr vom 5. bis 7. Dezember statt.

© Madita Bley

AnimagiC

1999 vom Anime-Magazin AnimaniA ins Leben gerufen, ist die AnimagiC Deutschlands älteste Anime- und Manga-Convention. Seit 25 Jahren dient sie Fans als beliebte Plattform zum Austauschen und Kennenlernen. 2024 besuchten sie 35.000 Menschen an drei Eventtagen. Ein großes Markenzeichen der AnimagiC ist das hochkarätige Line-Up an Ehrengästen und Show-Acts aus dem In- und Ausland. Letztes Jahr waren beispielsweise der berühmte Horror-Mangaka Itō Junji, der japanische Synchronsprecher Yamaguchi Kappei (u. a. One Piece, Detektiv Conan) sowie eine Reihe bekannter Anime-Regisseure zu Gast.

© 2024 AnimaniA-Magazin / C. Gerlach

Connichi

Die Connichi wurde 2002 von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Animexx e.V., Deutschlands größter Anime-Fanorganisation, gegründet. Unter dem Motto „Von Fans für Fans“ wurde den Veranstaltern 2014 für ihren Beitrag zur Vermittlung der japanischen Kultur in Deutschland sogar ein Ehrenpreis des japanischen Außenministeriums verliehen. Neben berühmten Ehrengästen und Show-Acts ist auch der von japanischen Festivals inspirierte „Matsuri-Bereich“ sehr beliebt. 2023 zog die Connichi von Kassel nach Wiesbaden um. 2024 besuchten sie an drei Tagen rund 38.000 Menschen.

© Connichi Dokuteam

Aktuelle Manga-Trends in Deutschland

Die folgenden Mangas gehörten 2024 (Zeitraum 1. Januar bis 10. Dezember) zu den 25 meistverkauften Bänden. Damit eingeschlossen sind fortlaufende Werke mit mehreren Bänden.

  1. Jujutsu Kaisen (Akutami Gege)
  2. Naruto (Kishimoto Masashi)
  3. Solo Leveling (DUBU, Chugong; eigentlich ein koreanischer Webtoon)
  4. Dragon Ball (Toriyama Akira)
  5. One Piece (Oda Eiichirō)
  6. Chainsaw Man (Fujimoto Tatsuki)
  7. Spy x Family (Endō Tatsuya)
  8. Die Tagebücher der Apothekerin (Hyūga Natsu, Itsuki Nanao, Nekokurage)
  9. Demon Slayer (Gotōge Koyoharu)
  10. Berserk (Miura Kentarō)

Dieser Artikel erschien zuerst auf Japanisch in unserem Schwestermagazin Doitsu News Digest (Printausgabe Nr. 1234) und wurde für die Veröffentlichung auf JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet.

Kommentare

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!