Otaku (オタク) ist ein japanischer Begriff für alle, die sich obsessiv mit einem Thema beschäftigen. Ursprünglich hatte das Wort einen negativen Beigeschmack, aber in letzter Zeit wird es verwendet, um Fans eines bestimmten Hobbies oder einer Unterhaltungsform zu beschreiben. Daher gibt es auch immer mehr verschiedene Otaku-Typen. Wir stellen Ihnen zehn davon vor.
Wie bereits gesagt, wurde das japanische Wort otaku benutzt, um Personen mit fast besessenen Interessen zu definieren. Anfangs wurde der Begrif in einem negativen Kontext benutzt. Sein Ursprung ist nicht ganz eindeutig, aber allgemeiner Konsens herrscht über die Tatsache, dass er 1983 in einem Essay von Nakamori Akio [jap. Fernsehkolumnist] benutzt wurde, um unangenehme Fans zu beschreiben. Was den negativen Ruf jedoch zementierte, war der Fall Miyazaki Tsutomu 1989, den die Presse mit „Otaku-Mörder“ betitelte. Miyazaki, der vier junge Mädchen tötete, hatte eine umfangreiche Kollektion von 5.736 Videokassetten, unter anderem zahlreicher Animes. Deshalb wurde er in den Medien mit den Otakus in einen Kontext gesetzt.
In den letzten Jahren jedoch scheint der Begriff näher und näher an das Englische geek oder nerd (Streber, „Computerfreak“) zu rücken und es wird oft benutzt, um die Fans eines bestimmten Hobbies oder einer bestimmten Unterhaltungsform zu bezeichnen. Theoretisch kann man für alles, für das man eine wilde Leidenschaft hegt, als Otaku durchgehen. Doch gibt es ein paar Otaku-Typen, die allgemein anerkannt und weitgefächert sind. Werfen wir einen Blick auf sie.
Manga- & Anime-Otakus
Das Wort Otaku weckt sofort ein Bild von Animes und Mangas vor dem inneren Auge. Manga- und Anime-Otakus sind keineswegs einfach nur Gelegenheitsleser. Sie sind besessen von Mangas und/oder Animes. Sie sind auf dem neuesten Stand bezüglich Neuigkeiten und Neuerscheinungen der Branche und haben viel Wissen über die künstlerischen Werke. Manga-Otakus benötigen viel Platz für ihre Sammlungen, die nicht selten mehr als 1.000 Bände umfassen.
Dieser Otaku-Typ kann sowohl ein neutrales, als auch ein negatives Image haben, abhängig von der Art Manga/Anime, die der Otaku verehrt. Menschen, die viele verschiedene Genres lesen, werden in der Regel als Fans dieser Art von Unterhaltung betrachtet. Jemand der allerdings Mangas/Animes mit sexualisierten weiblichen Charakteren oder solche der Kategorie eroguro (ein Kofferwort aus erotisch und grotesk) mag, aber auch Mädchen/Frauen, die explizite Boys‘ Love (BL) Mangas/Animes (siehe fujoshi weiter unten) mögen, werden unter Umständen als „pervers“ und damit in einem schlechten Licht stehend eingestuft.
Auch andere Otaku-Typen können in der Anime-/Manga-Kategorie angesiedelt werden. So ist es etwa leicht, Mangas über die eigene Leidenschaft zu finden, wenn man ein gunji ota oder eine rekijo (siehe weiter unten) ist. Und wenn man Animes liebt, kann es passieren, dass man beginnt Anime-Figuren zu sammeln, und schon ist man ein Figuren-Otaku.
Eine weitere Unterkategorie der Anime-/Manga-Otakus sind die fujoshi (腐女子). Diese sind Fans von BL-Mangas und der Begriff bedeutet wörtlich „verdorbene Frau“. Es handelt sich hierbei um einen Wortwitz, in dem das Kanji腐 (fu, verderben) das homophone 婦 (ebenfalls fu) des Wortes fujoshi 婦女子 (Frau) ersetzt. Zunächst wurde der Begriff eher von den Medien verwendet, ist inzwischen aber von den Fans zurückerobert worden. Er bezeichnet Fans des BL-Genres, die auch des Öfteren heterosexuell orientierte Werke mit homosexuellen Beziehungen auslegen. Fujoshi sind den regulären Manga-/Anime-Otakus ähnlich, nur mit einem Fokus auf BL-Werke.
Manche der Anime-/Manga-Otakus werden vielleicht auch in einer weiteren Subkultur aktiv: die itasha. Bei diesem Hobby werden Autos (und andere Fahrzeuge wir Motor- und Fahrräder) mit den Figuren fiktionaler Charaktere aus Animes, Mangas oder Videospielen dekoriert.
Videospiel-Otakus
Videospiele-Otakus sind das Gegenstück der Manga-/Anime-Otakus bezogen auf die Welt des Gaming. Dabei reden wir nicht von Gelegenheits-Spielern, sondern von Leuten, die Videospiele leben und atmen, mehrere Konsolen besitzen oder eine bestimmte Marke verehren, die Veröffentlichung neuer Spiele fast schon religiös verfolgen und einfach viel, sehr viel zocken. Videospiel-Otakus sind nicht auf eine Plattform begrenzt: Otakus für Smartphone-Games und portable Spielekonsolen sind ebenfalls gängig. Manche Videospiel-Otakus haben online mehr Freunde als im echten Leben. Dies führt zu der Annahme, dass Videospiel-Otakus tendenziell Einzelgänger sind.
Cosplay-Otakus
Cosplay-Otakus verfügen wahrscheinlich über Wissen zu allen drei der oben genannten Kategorien, aber ihr wahres Interesse liegt bei Cosplay und Cosplayern. Sie verpassen keine Cosplay Conventions und werden oft dabei angetroffen, Fotos der Cosplayer zu machen und diese zu bewundern, oder nehmen selbst als Cosplayer an solchen Conventions teil. Als Cosplayer kreieren sie meist selbst ihre Kostüme, Accessoires und Perücken.
Seiyu-Otakus
Seiyu sind Synchronsprecher und dementsprechend sind Otakus dieser Kategorie große Fans der Sprecher. Unter den Seiyu-Otakus gibt es Männer und Frauen, aber in der Regel liegt der Fokus auf Synchronsprechern des jeweils anderen Geschlechts. Anime-Otakus werden manchmal auch zu Seiyu-Otakus, wenn es ihnen die Stimme eines ganz bestimmten Sprechers angetan hat, oder auch anders herum. In Japan nehmen viele Synchronsprecher Musikalben oder Hörspiele auf, die mit dem jeweiligen Anime zu tun haben, und die Otakus sammeln diese natürlich fleißig. Sie besuchen außerdem gerne Veranstaltungen, bei welchen sie die Synchronsprecher live treffen können, wie Anime Conventions oder Events zu CD-Veröffentlichungen.
Wota
Wota sind Otakus (Männer und Frauen), die besessen von Pop Idols sind (in der Regel vom anderen Geschlecht). Wota haben sogar ihren ganz eigenen Wortschatz! Man trifft sie auf Konzerten und anderen Events, etwa Meet-and-Greets, und sie sammeln CDs, Magazine und alles andere, das ihre Lieblings-Idole betrifft. Wota weiblicher Idole sind insbesondere für ihre koordinierten Tanzeinlagen während der Konzerte bekannt. Diese heißen wotagei ヲタ芸 (das Kanji gei steht hier für Kunst oder Aufführung).
Figuren-Otakus
Figuren-Otakus finden sich oft in den Kategorien der Videospiel- und Manga-/Anime-Otakus, denn viele Figuren stellen die Charaktere dieser Werke dar. Figuren-Otakus legen jedoch viel mehr Wert darauf, die Figuren zu sammeln, zur Schau zu stellen und sie zu hegen und zu pflegen. Unter den Figuren-Otakus gibt es auch jene, die ihre eigenen Figuren herstellen oder bemalen, da es jede Menge „Bastelkästen“ dazu gibt.
Zug-Otakus
Japan ist ein Land der Züge. Das stark ausgebaute Schienennetz erreicht selbst die ländlichsten Regionen. Wenn man bedenkt, wie viele Leute sich tagtäglich auf den öffentlichen Verkehr in Städten wie Tōkyō und Ōsaka verlassen, werden diese auch oft als Fläche für Werbung oder um Charaktere vorzustellen genutzt. Da ist es keine Überraschung, dass manche Leute eine Leidenschaft für diese Art des Transports entwickeln. Zug-Otakus, manchmal tetsudō-Otakus (Eisenbahn-Otakus) genannt, sind eine ideale Informationsquelle, ob irgendwelche Züge mit ganz besonderen Dekorationen fahren und wann sie dies tun.
Rekijo
Rekijo sind Frauen, die Geschichtsliebhaber sind. Das Wort setzt sich zusammen aus rekishi (Geschichte) und joshi (Frau). Inzwischen wird der Begriff auch allgemein für Frauen, die ein Interesse für Geschichte haben, verwendet. Die Konnotation eines Otakus bleibt jedoch weiter bestehen. Viele Rekijo legen ihren Fokus auf die vorindustrielle Geschichte Japans, da diese Zeit als besonders abenteuerlich gilt. Professor Owada Tetsuo sagt dazu: Viele Rekijo bewundern den Lebensstil der altertümlichen Kriegsfürsten.
Rekijo benutzen bei Treffen oft das Vokabular und die gängige Etikette der jeweiligen bevorzugten Ära und oft nehmen sie an Veranstaltungen teil, zu welchen sie sich in historischen Kostüme kleiden können. Sie besuchen außerdem historische Stätten und Vorlesungen zu wichtigen Ereignissen, lesen Geschichtsbücher und sind oftmals große Fans von Mangas, Animes und Videospielen mit historischem Kontext. Eine andere beliebte Unterhaltungsform unter Rekijo sind die sogenannten Taiga-TV-Serien: historische Dramen, die über die Dauer eines Jahres von NHK ausgestrahlt werden.
Eine der bekanntesten Rekijo ist Anne, die Tochter des japanischen Schauspielers Ken Watanabe. Sie schreibt und spricht oft über Geschichte.
Gunji-Otakus
Gunji-Otakus stehen den Rekijo recht nah, denn gunji bedeutet Militär. Dieser Typ Otaku ist besessen von allem, was mit dem Militär zu tun hat, seien es Uniformen oder Memorabilien. Viele genießen auch Animes/Mangas und Videospiele mit einer militärischen Thematik.
Maid-Otakus
Maid-Otakus sieht man oft in Akihabara, da ihre größte Leidenschaft allem gilt, das mit den Maids zu tun hat. Dies umschließt Maid Cafés sowie Mangas, Animes, Spiele und Bands, die Maid-artige Charaktere aufweisen.
Andere Typen: Pasocon-Otaku, Rock-Otaku, Film-Otaku, Roboter-Otaku …
Wie oben bereits erwähnt, kann eigentlich jeder, der eine Leidenschaft für eine bestimmte Thematik hegt, als Otaku in diesem Feld bezeichnet werden. Andere Typen, die online immer wieder auftauchen, sind Pasocon-Otakus (Personen, die Computer lieben und ihre eigenen PCs bauen), Rock-Otakus (Besucher von Rock-Konzerten und -Festivals), Film-Otakus, Roboter-Otakus und viele mehr!
Fotoquellen:
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Dieser Artikel wurde am 28. Dezember 2017 auf All About Japan veröffentlicht und von JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet.
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