Die Olympischen Spiele wurden sowohl in Tōkyō als auch in acht weiteren Präfekturen abgehalten. In Tōkyō waren die Austragungsorte in zwei Zonen unterteilt: die Heritage Zone und die Tokyo Bay Zone. Die Gestaltung der Heritage Zone zeichnet sich durch die historischen Einflüsse der Olympischen Spiele von 1964 in Japan aus. Die Tokyo Bay Zone hingegen zeichnet ein Bild der Moderne und der Zukunft. Um Tōkyō auch für künftige Generationen zu einem Symbol für Sport und Unterhaltung zu machen, wurden viele bereits bestehende Einrichtungen genutzt und von der Stadtverwaltung renoviert.
Die Grenzen der Zonen erinnern an das Unendlichkeitssymbol – es steht für die Leidenschaft der Spitzensportlerinnen und -sportler, das Potenzial kommender Generationen und das Erbe der Olympischen Spiele von Tōkyō 2020, das für immer fortbestehen wird. Dort, wo sich die Grenzen der beiden Zonen beinahe berühren, inmitten des Unendlichkeitssymbols, befand sich das Olympische Dorf.
① Heritage Zone: Nationalstadion
Das ursprüngliche Nationalstadion war schon seit Jahrzehnten Schauplatz zahlreicher Sportveranstaltungen. Zunächst 1924 als große Arena für Leichtathletikwettkämpfe errichtet, war es 1964 Hauptaustragungsort der Olympischen Spiele – die ersten, die in Asien abgehalten wurden. Trotz seiner historischen Vergangenheit war es jedoch nicht ideal für die Olympischen Sommerspiele 2020, da es weniger als 60.000 Zuschauern Platz bot, unzureichend überdacht und nicht mehr in bestem Zustand war. In Vorbereitung auf Tōkyō 2020 wurde daher das alte Gebäude abgerissen und im Jahr 2016 mit dem Bau eines komplett neuen Stadions begonnen. Für dessen imposantes Vordach wurde vor allem heimisches Zedernholz verwendet, auf dem Gelände befinden sich zudem 47.000 Bäume unterschiedlicher Größen.
Der renommierte Architekt Kuma Kengo hat sich bei der Gestaltung von der Pagode des berühmten Hōryū-ji-Tempels in Nara inspirieren lassen. Begrünte Decks, Ventilatoren und Nebelmaschinen sorgen für zusätzliche Abkühlung in der heißen japanischen Sommerzeit. Der wichtigste Aspekt des neuen Nationalstadions ist die Barrierefreiheit: Bereits in der Entwurfsphase wurden in enger Zusammenarbeit mit Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie Seniorinnen und Senioren deren Bedürfnisse berücksichtigt. So wurde beispielsweise die Zahl der verfügbaren Rollstuhlplätze von 40 auf 500 erhöht, außerdem wurden zahlreiche barrierefreie sowie, für mehr Diversität, Unisex-Toiletten eingerichtet. Mittlerweile wird das Nationalstadion für verschiedene Sport- und Kulturveranstaltungen genutzt. Der Garten „Sora no Mori” auf der 5. Etage ist außerdem durchgängig öffentlich zugänglich und ermöglicht Besuchern einen wunderschönen Blick auf Tōkyō.
② Tokyo Bay Zone: Ariake Arena
Die Tokyo Bay Zone erstreckt sich über das Gebiet Odaiba. Dieses moderne Hafengebiet an der Bucht von Tōkyō entstand im Zuge der Landgewinnung der 80er und 90er Jahre und ist heute ein sehr beliebtes Unterhaltungs- und Shoppingviertel. Das stadtplanerische Konzept dahinter sollte eine Balance zwischen „Arbeit, Wohnen, Lernen und Erholung“ schaffen, und so ist es zu einem attraktiven Viertel und Symbol der Olympischen Spiele geworden.
Was an der dort erbauten Ariake Arena besonders auffällt, ist das nach oben geschwungene Dach, das für einen geringeren Energieverbrauch bei der Beleuchtung und Klimatisierung sorgt. Außerdem setzt man hier mit Solarenergie und Erdwärme auf umweltfreundliche Energie- und Wärmequellen. Rund 800 Kubikmeter heimisches Holz wurden in Decken und Wänden verbaut, so viel wie in keiner anderen Austragungsstätte, um ein besonders „japanisches“ Ambiente zu schaffen. Auch beim Bau der Ariake Arena hat man auf Barrierefreiheit großen Wert gelegt: Ein- und Ausgänge sind barrierefrei, es gibt spezielle Sitzplätze für Rollstuhlfahrer, die einen unverbauten Blick in die Arena ermöglichen, sowie entsprechend zugängliche Toiletten.
Während der Olympischen und Paralympischen Spiele fanden in der Ariake Arena die Wettkämpfe im Volleyball und im Rollstuhlbasketball statt. Hier war es auch, wo das Rollstuhlbasketball-Team der Männer die allererste Silbermedaille in dieser Disziplin für Japan gewann – ein unvergessliches Sportereignis. Seit Ende der Wettkämpfe dient die Arena als neues Unterhaltungs-, Sport- und Kulturzentrum.
Eine Investition in die Zukunft
Obwohl die Olympischen Spiele in Tōkyō um ein Jahr verschoben werden mussten, waren sie doch der Anlass dafür, das Stadtbild umfassend zu modernisieren und diverser zu gestalten, wovon künftige Generationen sicherlich profitieren können. Das neue Nationalstadion und die Ariake Arena sind nur zwei Beispiele für hochmoderne Sportanlagen, die auf Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit setzen und auch nach dem Abschluss der Olympiade ihr Potenzial als vielfältig genutzte Begegnungsstätten ausschöpfen.
Dieser Artikel erschien in gekürzter Fassung in der JAPANDIGEST September 2022-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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