Sumō ist eine der wichtigsten Sportarten in Japan und wenn Sie sich einmal einen echten Sumō-Kampf anschauen wollen, sind Sie in Tōkyō genau richtig, denn hier finden rund die Hälfte aller jährlichen Turniere statt. Das Turnierjahr beginnt stets mit dem Hatsu basho – dem ersten Sumō-Turnier des Jahres, das im Januar in Tōkyō stattfindet. Doch was genau ist eigentlich Sumō?
Sumō: Eine kleine Einführung
Beim Sumō handelt es sich um eine Form des Ringkampfes. Der Kampfring ist mit einem Strohseil abgesteckt und Ziel des Kampfes ist es, den Gegner aus dem Ring zu befördern oder ihn dazu zu bringen, den Boden innerhalb des Ringes mit einem anderen Körperteil als dem Fuß zu berühren. Daher dauern die meisten Kämpfe nur wenige Sekunden bis höchstens ein paar Minuten.
In der Heian-Zeit (794-1185) wurden Sumō-Kämpfe als Ritual vor shintōistischen Schreinen ausgetragen. Dieser religiöse Hintergrund spielt heutzutage immer noch bei der Präsentation der Kämpfe eine Rolle: Über dem Sumō-Ring befindet sich ein Schrein-Dach und vor dem Kampf wird Salz gestreut und auf den Boden gestampft, um böse Geister fernzuhalten. Außerdem tragen die Schiedsrichter (jap. gyōji) traditionelle shintōistische Kleidung und die ranghöchsten Sumō-Kämpfer (yokozuna) an ihrem Gürtel den klassischen shintōistischen Papierschmuck (shide).
In der Edo-Zeit (1603-1868) wurde die erste offizielle Sumō-Organisation gegründet, der Vorläufer des heutigen Sumō-Verbandes Nihon Sumō Kyōkai. Dieser stand in den letzten Jahren aufgrund seiner konservativen Strukturen und seinem Widerstand gegen Reformen jedoch immer wieder in der Kritik (mehr dazu lesen Sie in diesem Artikel der DW). Dessen ungeachtet übt der Sumō-Sport eine gewisse Faszination auf seine Zuschauer aus und wenn Sie schon einmal in Japan sind, sollten Sie sich dies nicht entgehen lassen.
Ein Sumō-Turnier erleben
Die erste Wahl, um in Tōkyō einen Sumō-Kampf live zu erleben, ist eines der großen drei Sumō-Turniere in der Sumō-Halle Ryōgoku Kokugikan zu besuchen:
Turnier-Termine in Tōkyō 2023
Januar-Turnier: 8.-22.01. (Tickets ab 10.12.2022)
Mai-Turnier: 14.-28.05. (Tickets ab 08.04.2023)
September-Turnier: 10.-24.09. (Tickets ab 05.08.2023)
Generell stehen Ihnen zwei Ticketoptionen zur Auswahl*: Die preiswerteren Arena Seats sowie die teureren Box Seats (jap. masu seki). Bei den Arena Seats handelt es sich um klassische Stühle wie man Sie auch in hiesigen Fußballstadien findet. Diese befinden sich auf der ersten Etage der Sumō-Halle und kosten aktuell zwischen 3.500 und 9.500 Yen (ca. 24-65 Euro). Die Box Seats sind ideal für Gruppen, da sie vier Zuschauern Platz bieten, die sich ein enges Viereck auf Tatamiboden teilen. Sie kosten zwischen 8.500 und 15.000 Yen pro Person (ca. 58-104 Euro). Falls Sie etwas mehr Beinfreiheit benötigen, sind die Box Seats der Kategorie C eine Option, da sich hier zwei Zuschauer den sonst für vier Personen gedachten Raum teilen. Wenn Sie sich nicht zutrauen, so lange auf dem Boden auszuharren, empfehlen wir, einen Arena Seat zu buchen.
Neben den Box Seats und den Arena Seats gibt es außerdem noch die Ringside Seats (jap. tamari) direkt am Ring für 10.000 Yen (ca. 69 Euro). Von hier aus hat man zwar einen guten Blick, allerdings sind die Plätze so nah am Ring, dass es tatsächlich passieren kann, dass einem ein Sumō-Ringer auf den Schoß fällt. Wer dagegen billige Eintrittskarten für ca. 2.200 Yen (15 Euro) haben möchte, wählt solche ohne Sitzplatzreservierung (jiyū seki). Diese sind allerdings nur direkt am Ticketschalter der Sumō-Halle erhältlich und so schnell ausverkauft, dass man sich schon vor Tagesanbruch dafür anstellen muss.
Sumō-Museum und Touren
Wer im Besitz eines Turniertickets ist, hat auch freien Zugang zum kleinen Sumō-Museum, das sich im Erdgeschoss der Sumō-Halle befindet und eine Sammlung für die Sumō-Geschichte bedeutender Gegenstände und Kunstwerke präsentiert, von Farbholzschnitten bis hin zu historischen Gewändern. Es ist während der Turnierzeiten täglich für Ticketinhaber geöffnet und außerhalb dieser an Wochentagen für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, können Sie auch an einer Tour einer Sumō-Trainingshalle teilnehmen und den Ringern beim Trainieren zuschauen. So lernen Sie einiges über deren üblichen Tagesverlauf und bekommen einen Eindruck davon, wie hart das Training ist. Danach empfiehlt es sich, einmal das Leibgericht der Sumō-Ringer Chanko nabe, einen deftigen Eintopf, in einem der zahlreichen darauf spezialisierten Restaurants in Tōkyō zu probieren.
Weiterführende Links:
Tickets: https://sumo.pia.jp/en/sumo01.jsp
Turnier-Plan: https://www.sumo.or.jp/EnTicket/year_schedule
Touren: https://www.sumo.or.jp/EnJungyo/schedule/
Sumō-Museum: https://www.sumo.or.jp/EnSumoMuseum/
Chanko-nabe-Restaurants: https://www.timeout.com/tokyo/restaurants/four-top-nabe-restaurants-in-tokyo
*Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation sind Tickets evtl. nicht über Drittanbieter verfügbar, Sie können sich aber auf der Website des japanischen Sumō-Verbandes über die Buchungsmöglichkeiten informieren. Wenn Sie sich bereits in Japan befinden, können sie die Tickets auch im Convenience Store erwerben.
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