Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Die Kunst des “sumi-e”: Japanische Tuschemalerei

Luise Kahlow
Luise Kahlow

Es ist eine der ältesten Formen der Malerei, die noch heute praktiziert wird – die Tuschmalerei. Allein mit schwarzer Tusche kann der Künstler blühende Landschaften, Tiere mit flauschigem Fell und charakterstarke Menschen hervorbringen.

"Herbst- und Winterlandschaft" von Sesshū (1420-1506).
"Herbst- und Winterlandschaft" von Sesshū (1420-1506).

Die Tuschemalerei (sumi-e oder suibokuga) wurde in der Kamakura-Zeit (1185-1333) aus China übernommen und war zunächst vor allem Ausdruck der Weltsicht der Zen-Buddhisten, die Wert auf die blitzartige Erkenntnis und das Erfassen des Wesentlichen legten. Die Motive reichen daher von buddhistischen Ikonen über Blumen und Vögel bis hin zu Landschaften.

"Herbst- und Winterlandschaft" von Sesshū (1420-1506).
"Herbst- und Winterlandschaft" von Sesshū (1420-1506).

Eines der berühmtesten Werke ist die Landschaftsrolle (sansuiga) “Herbst- und Winterlandschaft”, die dem Pinsel des bedeutenen Künstlers Sesshū (1420-1506) entspringt. Unter seinem Einfluss entwickelte sich die Tuschmalerei in der Muromachi-Zeit (1336-1573) zu einer eigenständigen japanischen Kunstform und löste sich schließlich von der säkularen Welt.

Neben den Landschaftsrollen gibt es weitere Formen, wie beispielsweise die Hängerollen, auf denen eine Darstellung zusammen mit einem chinesischem Gedicht (shigajiku) abgebildet sind. Diese Form hat ihren Ursprung in der chinesischen Vorstellung, dass Literatur und Malerei eins sind. In Japan fertige man diese besonders in den großen Klöstern Kyotos in der Kamakura- und Muromachi-Zeit an.

Die Maltechnik

Zur Tuschmalerei benötigt man wie bei der Kalligraphie Pinsel, Tusche, Reibstein und Papier oder Seide. Zwar gibt es auch farbige Tusche, doch oft wird nur schwarze Tusche verwendet, denn wie kaum ein anderes Medium bietet die monochrome Tuschmalerei dem Künstler die Möglichkeit, seine „Vision“ spontan zu Papier zu bringen.

Während man sich im inneren Auge bereits das Motiv vorstellt, reibt man den Tuschstein mit Wasser zu Tusche an. Anstatt ein genaues Abbild der realen Welt zu schaffen, geht es vor allem um die Wahrnehmung des Künstlers und die Essenz des dargestellten Motivs.

Möglichst zügig und „aus dem Bauch heraus“ sollte die Tusche aufgetragen werden, denn sie trocknet schnell und lässt keine Möglichkeit zur Korrektur. Durch den Gegensatz der schwarzen Tusche zur weißen Freifäche entsteht nicht nur der farbige Eindruck, sondern auch räumliche Tiefe.

Der Künstler erzeugt diese Farbnuancen beispielsweise durch starke und zarte Striche, eine senkrechte oder schräge Pinselhaltung sowie die Geschwindigkeit, mit der die Tusche aufgetragen wird. Außerdem ist die Menge der Tusche im Pinsel entscheidend, denn viel Wasser formt die Pinselspitze nadelfein zu (Umrisslinien z. B. für. Bambusblätter) und wenig Wasser spreizt die Pinselhaare auseinander (mehrere parallele Striche z. B.  für Äste).

Der Glücksgott "Bishamonten" von Sesshū (1420-1506).
Handwerkszeug zur Tuschemalerei.
Handwerkszeug zur Tuschemalerei.

Durch die geistige Erfüllung und die vielfältige Wirkung der Tuschmalerei erfreut sie sich überall auf der Welt regen Interesses und wird von Laien wie von Profis betrieben.

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