Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Ein Streifzug durch die japanische Filmgeschichte

Constanze Thede
Constanze Thede

Die japanische Filmgeschichte reicht über 100 Jahre zurück. Wir geben Ihnen eine kleine Einführung und stellen die wichtigsten Werke vor.

Filmrolle

Die erste öffentliche Filmvorführung in Japan fand 1897 in Ōsaka statt. Damals wurde die erste Kamera nach Japan importiert und die ersten vor Ort gedrehten Filmaufnahmen zeigen Geishas in Shinbashi (Tōkyō). Der 1899 gedrehte Kurzfilm Momijigari („Ausflug, um das Herbstlaub zu betrachten“) von Shibata Tsunekichi gilt heute als der erste japanische Film überhaupt und somit als wertvolles Kulturgut. Dabei handelt es sich um eine ca. vierminütige Aufnahme einer Szene des gleichnamigen Kabuki-Stückes, aufgeführt von Onoe Kikugorō und Ichikawa Danjūrō.

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Kabuki-Schauspieler Kikugorō Onoe
Kabuki-Schauspieler Onoe Kikugorō, der im Film „Momijigari“ mitspielte (Foto: unbekannt, vor 1903)

Ebenso wie im Westen handelte es sich bei den ersten japanischen Filmen um Stummfilme. Eine Besonderheit des japanischen Stummfilms war jedoch der sogenannte benshi. Filmaufführungen waren in ihrer Anfangszeit ähnlich wie eine Kabuki-Aufführung gestaltet, mit dem benshi als Erzähler, Kommentator und Schauspieler, der die Dialoge sprach. Solche benshi waren bis in die 1930er Jahre untrennbar mit dem japanischen Film verbunden und verschwanden erst mit der Einführung des Tonfilms nach und nach.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Filmproduktion stark reglementiert und es wurden in erster Linie Propagandafilme gedreht. Angeblich zu linke Filmemacher wie Kamei Fumio, dessen Film Tatakau heitai („Kämpfende Soldaten“) von 1938 als Anti-Kriegsfilm interpretiert wurde, weil er die Erschöpfung der Soldaten darstellte, verloren ihre Lizenz. Kamei griff danach immer wieder Tabuthemen in seinen Dokumentarfilmen auf, wie z.B. die Nachwirkungen der Atombombenabwürfe in Sekai wa kyōfu suru: shi no hai no shōtai (engl. „The World Is Terrified“) von 1957. Auch der erste Godzilla-Film des Regisseurs Honda Ishirō von 1954 befasst sich indirekt mit der Atombombenproblematik.

Szene aus dem Godzilla-Film von 1954
Szene aus dem ersten Godzilla-Film © 1954 Toho Co., Ltd

Dem heutigen Publikum ist sicher auch der Regisseur Kurosawa Akira (1910-1998) ein Begriff, der so bekannte Filme wie „Rashomon – Das Lustwäldchen“ (1950) und „Die sieben Samurai“ (1954) drehte. Kurosawa bleibt mit seiner ungewöhnlichen Filmtechnik und seinen herausragenden Drehbüchern, auf die er großen Wert legte, ein Vorbild für nachkommende Generationen von Filmschaffenden.

 Nachdem die japanische Filmindustrie in den 1970er Jahren in eine Krise geschlittert war, wurde 1985 das Studio Ghibli gegründet, dessen Anime-Filme wie „Mein Nachbar Totoro“ (1988) und „Prinzessin Mononoke“ (1997) weltweite Berühmtheit erreichten. Eine wichtige Persönlichkeit im Filmgeschäft ist auch Kitano Takeshi, dessen Film „Hana-Bi“ (1997) den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig gewann. Kitano ist sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur tätig und hierzulande durch seine Comedy-Show „Takeshi’s Castle“ bekannt. Ende der 1990er Jahre begann auch der Hype um das J-Horror-Genre, das international bekannte Filme wie „Ring – Das Original“ (1998) und „Dark Water“ (2002) hervorbrachte.

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Der 2008 erschienene, Oscar-prämierte Film „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ von Takita Yōjirō setzt sich mit ernsteren Themen wie der würdevollen Bestattung und Berührungsängsten mit dem Tod auseinander. Um das Thema Tod dreht sich auch „Still the Water“ von Kawase Naomi aus dem Jahr 2014, der bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde. „Shoplifters – Familienbande“ (2018), ebenfalls in Cannes vorgeführt, erhielt sogar die Goldene Palme und wurde für einen Oscar nominiert. Umwerfende Erfolge feierte der Anime-Film „Your Name – Gestern, heute und für immer“ (2016), der 2018 in die deutschen Kinos kam. Man kann wohl mit Recht sagen, dass der japanische Film bis heute international großen Einfluss hat und sich durch seine Einzigartigkeit von Hollywood-Produktionen abhebt. 

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Filmszene aus "Nokan – Die Kunst des Ausklangs"
Filmszene aus "Nokan – Die Kunst des Ausklangs" © Koolfilm

Dieser Artikel erschien in der April-Ausgabe des JAPANDIGEST 2020 und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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