Die Planungen und Bauarbeiten für die 2020 Olympischen Spiele in Tōkyō laufen auf Hochtouren, die zweiten die in der Stadt stattfinden. Japan war bereits 1964 Gastgeber der Olympischen Spiele – der ersten Spiele überhaupt in Asien. Tange Kenzō (1913–2005) war damals der Architekt der Sporthallen im Yoyogi Park in Tōkyō. Die Gebäude sind einzigartig und ikonisch und werden glücklicherweise auch bei den Wettbewerben in zwei Jahren wieder zum Einsatz kommen. Das ist nicht ganz selbstverständlich in Japan, wo die Lebensdauer der meisten Gebäude bei nur 30 Jahren liegt.
Wer war Tange und was inspirierte ihn?
Tange Kenzō gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Architekten der japanischen Nachkriegszeit. Tange studierte in den 1930er und 40er Jahren Architektur und Stadtplanung in Tōkyō. Inspiriert wurde er durch Le Corbusier sowie durch die avantgardistischen Strömungen der westlichen modernen Architektur dieser Zeit.
So entwickelte sich zum herausragenden Merkmal seines Stils eine Kombination der Elemente moderner Architektur mit traditionellen japanischen Baustilen. Beides vereint ihre Betonung von Einfachheit, Offenheit und Helligkeit, sowie die Verwendung standardisierter Formen. Mit seinem Hintergrund als Stadtplaner erwog Tange auch immer die Beziehung der Gebäude zueinander sowie deren Wirkung auf die weitere Umgebung. Er sah dies generell als eine der wichtigsten Aufgabe von Architekten an.
Revolutionäres Design in Yoyogi
Diese Kombination ist besonders augenfällig bei seinen beiden Sporthallen in Yoyogi. Hier interpretierte Tange traditionelle Materialien und Formen neu. So ist die kleinere Sporthalle innen mit Holz verkleidet, während die äußere Fassade aus Beton besteht. Die herausragenden Merkmale der Gebäude sind wohl jedoch die zeltartigen Dachkonstruktionen. Zur Zeit ihrer Errichtung verfügte die Schwimmhalle über das größte Stahlhängedach, das nur von zwei Stahlbetonsäulen getragen wurde. Die Form des Daches erinnert stark an traditionelle japanische Bauernhäuser oder Buddhistische Tempelgebäude. Tanges Konstruktion aus Stahlnetz und -platten inspirierte übrigens Frei Otto beim Design des Münchner Olympiaparks.
International gefeierter Architekturstar
1987 erhielt Tange den Pritzker Architekturpreis für sein Lebenswerk , wobei die Jury insbesondere seine Anlage in Yoyogi als zwei der schönsten Gebäude des 20. Jahrhunderts lobte. Aber nicht nur Tanges Einzelprojekte erregten internationale Aufmerksamkeit. Er entwarf auch stadtplanerische Projekte wie den “Plan for Tokyo 1960“, den er 1960 vorstellte. Er schlug darin vor, die unaufhaltsam wachsende Metropole Tōkyō mit massiven Megastrukturen in der Bucht von Tōkyō zu erweitern und war damit seiner Zeit um Jahrzehnte voraus. Tange ist mithin Japans bekanntester Vertreter des Strukturalismus.
Tanges Aktivitäten beschränkten sich nicht nur auf Japan, und er realisierte weltweit Projekte, von den USA bis Italien und Singapur. Zudem war er ein international gefragter Professor für Architektur, unter anderem in Harvard und am MIT. Zu seinen Schülern gehören Persönlichkeiten wie Isozaki Arata, Kurokawa Kisho und Maki Fumihiko, der selbst im Jahr 1993 den Pritzker Preis erhielt.
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