Vom Herbst bis zum Frühjahr ist mir eigentlich immer zu kalt. Vor allem in Tōkyō, wo die Wohnung mit der Klimaanlage geheizt wird und nachts so sehr auskühlt, dass ich mit Jogginghose, Pullover, Socken und Schal schlafen muss, ist das nicht immer optimal. Da ist eine dicke flauschige Winterjacke doch sicher wärmender als so ein dünner Kimono, oder?
Nicht unbedingt! Ich persönlich würde sogar so weit gehen und sagen, dass ich mich oft wärmer in traditioneller japanischer Kleidung fühle, obwohl die Lagen weitaus dünner sind. Zum einen liegt das an der dicht gewebten Seide, die kaum Wind durchlässt. Im Winter trägt man den gefütterten Kimono awase 袷 über den normalen zwei Lagen Unterkleidung. Der fest geschnürte obi (Gürtel) wärmt und umschließt den Bauch fest mit weiteren Lagen und die Kimono-Jacke haori setzt noch einen drauf.
Die Schwachpunkte des Kimono liegen vor allem im recht offenen Hals- und Nackenbereich, was sich aber mit einem Schal oder einer Fellstola beheben lässt. Auch die Füße werden oft sehr kalt im Winter, da man traditionell nur tabi-Socken und zōri-Sandalen trägt. Hier gibt es spezielle Kappen für die zōri um die Fußspitzen warm zu halten, ich jedoch finde diese weniger gut aussehend und trage statt dessen einfach zwei Lagen Socken.
Wenn es richtig kalt wird, sind jedoch ein langärmeliges Shirt und Leggings unter Kimono und einem dickeren Kimono-Mantel oder -Cape eine gute Alternative. Statt zōri-Sandalen sind Stiefel einer meiner Favoriten, da sie auch noch richtig cool mit Kimono aussehen. Handschuhe und Hut können auch super kombiniert werden – alles ist erlaubt beim informellen Kimono-Outfit.
Selbst Wintersport ist möglich, so verrückt es sich auch anhört! Ich habe das mal ausgetestet und zwar einmal beim Schlittschuh laufen und letztes Wochenende auf dem Snowboard in den Bergen. Da man sich normalerweise mit kleineren Schritten im Kimono bewegt und das Innere sowie nackte Haut nicht gesehen werden sollte, trage ich in solchen Situationen gern hakama, einen langen Kimono-Binderock. Heutzutage von Frauen leider meist nur noch zur Abschlusszeremonie in der Schule getragen, ist der hakama doch so vielseitig und macht vor allem Spaß wenn man etwas mehr Beinfreiheit benötigt. Sport im Kimono ist auf jeden Fall ein Hingucker und ich hoffe, er lässt sich in einen Trend umsetzen.
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