Wenn statt T-Shirt und Jeans der Kimono die Alltagskleidung wäre, was würden Sie zum Picknick im Park tragen? Welches Outfit würden Sie zum Konzert ihrer Lieblingsband oder für den Büroalltag auswählen?
Diese Fragen wurden im Oktober 2017 mit einer kleinen Ausstellung namens “Fudangi Fun” (Fudangi, 普段着 = Alltagskleidung) in New York City beantwortet. Stephen Globus, ein Japanenthusiast und Besitzer des Globus Washitsu (Washitsu = Tatami Zimmer) in Manhattan, lud Designer und Kimonofreunde aus aller Welt (inklusive meiner Wenigkeit) ein, Kimonokombinationen zu solchen Themen zusammen zu stellen.
Um das Resultat mit eigenen Augen zu sehen und internationale Kimonofreunde zu treffen, bin ich nach New York geflogen. Über zwei Etagen verteilt waren die Kreationen teils auf modernen Puppen oder an der Wand drapiert und bereit, bewundert zu werden. Besonders interessant war es, zu sehen, dass die japanischen Designer es eher traditionell und schlicht hielten, die Kombinationen aus Übersee dafür sehr viel gewagter waren.
Fakt ist, dass Kimono, bevor das Gewand einen eher formellen Status erlangte, in Japan normale Alltagskleidung war und nicht wie heute mit so vielen Regeln und kritischen Blicken behaftet war. Vor allem für die normalen Landsleute musste der Kimono bequem sein um den ganzen Tag darin arbeiten, kochen, schlafen und reisen zu können. Eher lose zusammen gebunden entsprach er allem anderen als der perfekt schicken Kimonosilhouette, die wir heute kennen.
Die Kinder tobten von klein auf an in Kimono herum. Daher waren die meisten Kimono aus einfacher Baumwolle oder Wolle. Der Kragen und die Kanten der Obis (Gürtel) der Seidenkimono wurden vor allem in der Edō-Periode mit schwarzem, waschbarem Satin Stoff bedeckt, da dies die Stellen waren, welche oft als erstes schmutzig wurden. Heutzutage gibt es immer mehr Kimono aus Polyester Stoffen, da diese einfach in der Waschmaschine zu waschen sind.
Der informelle Kimono wird wieder beliebter, vor allem bei den jüngeren Generationen. Man kann sehr viel Spaß haben und mit Kimono experimentieren, ihn sogar mit westlicher Kleidung kombinieren. In Harajuku sieht man immer mehr Kimono als Jacke umfunktioniert oder einfach über eine Bluse getragen. Wenn man ihn höher bindet kann man alles auch mit bunten Leggings und Stiefeln kombinieren. Dazu kommt, dass entgegen der allgemeinen Außenwahrnehmung gebrauchte Kimono oft wirklich nicht teuer sind!
Ob in New York, Tōkyō oder Berlin – ich hoffe mehr Leute für Kimono zu begeistern.
Zur Ausstellung
Die Ausstellung “Fudangi Fun” fand vom 11. bis 15. Oktober 2017 im Globus Washitsu in New York City statt. Für die Ausstellung kreierten zwölf internationale Kimonodesigner und-stylisten über 20 Outfits, die den Kimono alltagstauglich in Szene setzten.
Co-kuratiert wurde “Fudangi Fun” von Yuki Hamada, Leiterin der Fudangi Kimono-Marke Kimono Modern aus Fukuoka sowie Spree Kingyo, die mit Kingyo Kitsuke Berlin Kimonokultur auch in Deutschland verbreitet.
Details zu den Mitwirkenden entnehmen Sie nachfolgend dem Plakat der Ausstellung “Fudangi Fun”.
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