Decora und Fairy kei: Kindlich, bunt, überladen
Accessoires spielen bei Decora die entscheidende Rolle. Zu einem relativ schlichten Outfit aus Top und Tütü werden soviele Lagen aus Ketten, Bändern und Haarschmuck wie möglich kombiniert.
Ab 2008 wandelte sich dieser Stil zu Fairy kei. Diese Richtung bevorzugt Pastelltöne und Designs aus Zeichentrick-Serien der 1980er und 1990er wie „Mein kleines Pony“.
Die überbordende Plastik-Ästhetik verweist auf die popkulturelle Medienbiografie ihrer Trägerinnen sowie auf deren Freude am Konsum. Decora gilt vor allem außerhalb Japans als Synonym der bunten Mode Harajukus.
Lolita: Von pechschwarz bis bonbonrosa
Ein barock bis viktorianisch inspirierter Stil mit ausladenden Röcken, Korsetts und vielen Rüschen. Berühmt wurde Lolita Ende der 1990er durch japanische Rockbands der Stilrichtung Visual Kei.
Die Bühnenoutfits des Gitarristen Mana der Gruppe Malice Mizer stellten beispielsweise antike Puppen dar. Mit seinem Label Moi-même-Moitié löste der Musiker einen Trend eleganter Gothic-Mode aus.
Andere Labels wie Baby, the stars shine bright bieten niedliche, pastellfarbene Outfits, die an Sahnetorten erinnern. Außerdem streben die Trägerinnen nach einem damenhaften Auftreten – also ein recht konservativer, die Vergangenheit romantisierender Stil.
Das Kaufhaus Laforet in Harajuku bietet eine eigene Abteilung für den Lolita-Stil, der nachwievor viele Käuferinnen anzieht.
Kigurumi: Panda für einen Tag
Dieser Stil bezeichnet das Tragen von Plüsch-Overalls. Kigurumi gibt es in zwei Varianten: Die eine stilisiert Tiere – man kann sich also als Panda, Katze oder Giraffe verkleiden. Die zweite stellt bekannte japanische Maskottchen dar.
Beliebt sind Pikachu aus dem Videogame Pokemon (ein eichhörnchenähnliches Tier, das Strom-Attacken beherrscht – neongelber Overall mit gezacktem Schweif) oder Rirakkuma (ein fauler Bär, dessen Name sich aus relaxen und Bär (kuma) zusammensetzt – karamellfarbener Overall mit gelbem Bauch). In Deutschland wird kigurumi vor allem in der Cosplay-Szene getragen.
Ganguro und Yamamba: Gegen Schönheitsstandards
Ganguro tragen blondierte Haare, sind stark gebräunt und schminken ihre Augen großflächig hell. Dieser Look richtet sich gegen das traditionelle japanische Schönheitsideal eines hellen Teints und dunkler Haare.
Auch verhalten Ganguro sich nicht damenhaft: In Vierteln wie Harajuku und Shibuya sitzen sie in Gruppen auf dem Boden und führen laute Unterhaltungen. Neben knappen Schuluniformen mit extralangen weißen Kniestrümpfen sind auch kigurumi-Overalls zu Luxus-Mokassins beliebt.
Ganguro ist seit etwa 2008 auf dem Rückzug. Die aktuelle Variante heißt Yamamba, Berghexe. Diese jungen Frauen sind noch stärker gebräunt und geschminkt und tragen pastellfarbene Haare.
Wafuku: Comeback des Kimonos
In den 1990er Jahren galten traditionelle Kimono und die Sommervariante Yukata als verstaubt und nicht zeitgemäß. Allerdings verwendeten verschiedene Modelabel weiterhin traditionelle japanische Stoffe und Muster, mixten diese aber mit westlichen Kleidungsstücken wie Shirts und Hosen.
Seit einigen Jahren ist es aber unter jungen Japanerinnen wieder in, Wafuku, japanische Kleidung, zu tragen. Die althergebrachten Regeln werden dabei aufgebrochen. So kombinieren junge Frauen beispielsweise auch Schnürstiefel zum schicken Furisode.
Auch moderne Designs tragen zum Comeback des Kimono bei: Junge Labels verzieren Kimono-Stoffe und Obi-Gürtel mit ungewöhnlichen Motiven aus Märchen oder Popkultur.
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