Kōya-san ist eine Anlage des Shingon-Buddhismus mit mehreren schlichten Tempeln. Das Areal erstreckt sich über eine Hochebene und die umgebenden Berge in der Präfektur Wakayama.
Historische Ursprünge
Da die Reisefreiheit im Japan der Edo-Zeit (1603-1868) für normale Bürger eingeschränkt war, nutzten viele Reiselustige das Pilgern als legitimes Schlupfloch. Mit den Besucherzahlen stieg ab dem 17. Jahrhundert auch die Zahl der Pilgerklausen auf dem Kōya-san. Heute haben Besucher dort die Wahl zwischen 52 Unterkünften. Die Preise für eine Übernachtung liegen pro Person je nach Zimmer einschließlich eines Abendessens bei rund 10.000 Yen.
Touristen sind den Mönchen sehr willkommen
Wer spirituelle Erfüllung sucht, nimmt in den Tempeln an den angeleiteten Meditationsstunden oder an der Morgenzeremonie gongyō teil. Hierbei rezitieren die Mönche rhythmisch und gesangsähnlich das Lotus-Sutra. Die dicht bewaldeten Hänge um das Kōya-san-Gelände sind gut erschlossen und laden zu langen Spaziergängen ein. Besonders eindrucksvoll ist der Morgen, wenn der Nebel aus den Tälern aufsteigt. Eine vierstündige Wandertour des Kōya-san Interpreter Guide Club auf Englisch kostet für eine Gruppe mit bis zu zehn Personen 15.000 Yen.
Die auf dem Kōya-san zubereitete Shōjin Ryōri-Küche der buddhistischen Mönche soll nicht nur den Körper, sondern auch die Seele reinigen. Aus moralischen Gründen ist sie vegetarisch. Für die Eiweiß-Zufuhr gibt es Tōfu. Die Mönche des Kōya-san haben zwei Gerichte mit dieser Hauptzutat erfunden: Kōya-dōfu, bei dem Gefrieren den Geschmack des Tōfu intensiviert, und Goma-dōfu, dem gemahlener Sesam und Pfeilwurz hinzugegeben wird.
Der Bruder des Jakobswegs: Kumano Kodō
Auch der über tausend Jahre alte shintōistische Pilgerweg Kumano Kodō, der im Süden der Kii-Halbinsel zu den drei großen Schreinen Kumanos führt, bietet schöne Routen und viel Natur. Zusammen mit dem europäischen Jakobsweg gehört der Kumano Kodō zum UNESCO-Weltkulturerbe. Pilger, die beide Wege absolviert haben, erhalten am japanischen Wallfahrtsort, dem Kumano Hongū Taisha-Hauptschrein, neben ihren wohlverdienten Pilgerstempeln als besondere Anerkennung noch ein Partner-Abzeichen.
Die Etappe Daimonzaka, die zum Nachi Taisha-Schrein führt, versetzt Wanderer mit ihren seichten Steintreppen und den hohen Zedern in vergangene Jahrhunderte. Die Gebäude auf dem shintōistischen Schreingelände leuchten in kräftigem Rot gegen die dunklen Baumkronen.
In unmittelbarer Nähe steht der buddhistische Seigantōji-Tempel, hinter dessen Pagodensilhouette ein schlanker Wasserfall 133 Meter in die Tiefe stürzt. Hier vermischen sich Buddhismus und Shintōismus: Naturelemente wie der beeindruckende Wasserfall, das eigentliche Objekt der Anbetung vor Ort, gelten als von Göttern beseelt. Diese Kami sollen gleichermaßen Bodhisattwas, künftige Buddhas, sein.
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