Der Nanzōin-Tempel (auch als Narihira-san Tōsen-ji bekannt) ist ein buddhistischer Tempel in Katsushika, einem Bezirk von Tōkyō. Ursprünglich soll er 1348 erbaut worden sein, bei dem heutigen Tempel handelt es sich aber um eine Rekonstruktion aus der Nachkriegszeit. Bei seinem Besuch 2016 war unser Fotograf nicht allein, denn zum Neuen Jahr kommen viele Japaner und Japanerinnen zum traditionellen ersten Schreinbesuch Hatsumōde.
Im Tempel fand an diesem Tag eine Aufführung des Daidai-Kagura (eine Form des shintōistischen Tempeltanzes Kagura) statt und Trommler traten auf.
Außerdem ist der Tempel berühmt für seine „gefesselte Jizō*-Statue“, hinter der folgende Legende steckt:
In der Edo-Zeit wurden auf dem Tempelgelände wertvolle Kimono-Stoffe gestohlen. Der zur Aufklärung des Falls herangezogene Kommissar Ōoka Echizen (auch als Ōoka Tadasuke bekannt) befand, dass die Jizō-Statue, die stumme Augenzeugin des Diebstahls, mitschuldig an dem Verbrechen sei, ließ diese fesseln und brachte sie vor Gericht. Um die gefesselte Jizō-Statue versammelte sich bald eine Schar von Schaulustigen, die bei deren Anblick in lautes Gelächter ausbrachen. Ōoka forderte alle, die gelacht hatten, auf, ein Stück Stoff als Wiedergutmachung herzugeben. Darunter befand sich auch das Diebesgut und der Schuldige wurde gefasst. Ōoka löste die Fesseln der Statue als Opfer für dieses himmlische Wunder.
Die gefesselte Jizō-Statue ist bis heute Gegenstand tiefer religiöser Verehrung und ein bedeutendes Symbol des Tempels. Besucherinnen und Besucher können ein Seil um die Statue wickeln und dabei ein Gebet sprechen. Wird dieses erhört, besuchen sie den Tempel erneut, um das Seil zu lösen.
Die Seile finden sich auch im Neujahrsschmuck des Tempels wider.
Der Jizō ziert auch die hölzernen Votivtafeln (ema), die an sog. hamaya gebunden sind. Diese verzierten Pfeile werden zu Neujahr als Glücksbringer verkauft.
Neben dem Daidai-Kagura-Tanz gibt es an Neujahr noch den Brauch des Shishimai („Löwentanz“). Dafür schlüpfen zwei Erwachsene in ein riesiges Kostüm mit goldenem Löwenkopf.
Die Besucherinnen und Besucher des Schreins lassen sich von diesem Löwenkopf „beißen“, denn dies soll Gesundheit, Glück für die Familie und eine reiche Ernte bringen. Besonders für die Kinder ist das eine aufregende Sache!
*Mehr über Jizō erfahren Sie hier:
Kommentare