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Inari: Der Fuchsgott des Shintōismus

Natascha Mattern
Natascha Mattern

Überall in Japan trifft man sie – Fuchsstatuen vor einem großen Schreintor, kleine Altare am Straßenrand mit kleinen Statuetten oder Glücksbringer in Form eines Fuchses, die man in einem Schrein erwerben kann. Gehuldigt wird bei allen der shintōistischen Gottheit Inari.

Fuchsstatue vor dem Fushimi-Inari-Schrein
Eine Fuchsstatue vor dem Fushimi-Inari-Schrein in Kyōto. © Photo AC / ゆりかもめねこ

Auch wenn Japan ein säkularisiertes Land ist, so spielt neben dem aus China gekommenen Konfuzianismus und Buddhismus vor allem die japanische Religion des Shintoismus eine wichtige Rolle im Leben der Einheimischen – beispielsweise an Feiertagen wie Neujahr oder wichtigen Lebensereignissen wie Hochzeiten oder Beerdigungen.

Der Shintōismus ist durch Naturverehrung und Diesseitsbezogenheit geprägt. Übersetzt bedeutet Shintō, wie der japanische Volksglaube ebenfalls genannt wird, “Weg der Götter“. Dieser auch als Naturreligion bezeichneter Glaube hält alles in der Natur für beseelt – so beispielsweise Tiere, Pflanzen oder auch Steine. Es wird eine Vielzahl verschiedener Götter, sogenannte kami, verehrt. Einer der bekanntesten unter ihnen ist Inari, der Fuchsgott. Er wird daher auch Inari Ōkami („Großer Gott Inari“) genannt.

Bedeutung des Inari

Die Gottheit ist den Füchsen, dem Reis, der Fruchtbarkeit, dem Tee, dem Sake, der Landwirtschaft, der Industrie und dem allgemeinen Wohlstand gewidmet. Gut ein Drittel aller Schreine, die heiligen Stätten des Shintoismus, verehren diese Gottheit (über 30.000 im ganzen Land!) . Inari wird in Form eines meist weißen Fuchses dargestellt, wobei die Gottheit männlich als auch weiblich sein kann. Allerdings galt der Fuchs (im Japanischen kitsune) ursprünglich als dessen heiliger Botschafter und Begleiter und nicht als seine eigentliche Gestalt.

Die Legende 

Inari soll als Göttin während einer großen Hungersnot nach Japan gekommen sein. Sie ritt auf einem weißen Fuchs durch das Land und streute Reiskörner aus, um den Menschen zu helfen. Eines der beiden Schriftzeichen des Wortes Inari ist daher das Zeichen für Reis. Als der Buddhismus Japan erreichte, wurden viele vormals weibliche Gottheiten zu männlichen. Durch diesen Wandel kam es zu Verwirrungen und so wurde Inari mal weiblich, mal männlich dargestellt.

Man geht davon aus, dass bereits im 5. Jahrhundert seine Verehrung begann. Der erste diesem kami gewidmeten Schrein wurde auf dem Inari-Berg im Bezirk Fushimi der Stadt Kyōto im Jahre 711 gegründet. Heutzutage gilt diese als Fushimi Inari Taisha bekannte religiöse Stätte als einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Japans – nicht zuletzt wegen seiner abertausenden torii-Tore, die sich über den gesamten Berg schlängeln.

Fushimi Inari Schrein in Kyoto
Im Fushimi-Inari-Schrein in Kyōto läuft man auf den Berggipfel durch zinnoberrote torii-Tunnel. © Natascha Mattern

Die Inari-Verehrung erreichte ihren Höhepunkt in der Edo-Zeit (1603-1868). Bereits seit dem 16. Jahrhundert dient Inari einerseits als der Beschützer der Schmiedemeister und anderseits auch als der der Kämpfenden. Damit war die Gottheit ein wichtiger Bestandteil für die Feudalherren, den sogenannten daimyō. Während sie neue Gebiete innerhalb des Landes erschlossen, brachten sie den Glauben an inari mit. In vielen Burgen standen daher kleinere Schreine, in denen man die Gottheit anbetete. Auf diese Weise verbreitete sich die Verehrung dieses kami im ganzen Land aus.

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Orte der Verehrung

Ein Shintō-Schrein ist unverkennbar an den großen Torbögen vor der heiligen Stätte zu erkennen. Die sogenannten torii sind meist rot angestrichene Holztore. Tritt man durch sie durch, befindet man sich dem Shintō-Glauben nach auf heiligem Boden. Inari gewidmete Schreine wiederum zeichnen sich durch Fuchsstatuen direkt neben den torii aus. Da in Japan Elemente verschiedener Religionen oft miteinander vermischt wurden, gibt es auch einige buddhistische Tempel, in denen Inari verehrt wird. Oft wurde er nämlich mit der buddhistischen Göttin Dakini (eine Abwandlung des gleichnamigen hinduistischen Geistwesen) in Verbindung gebracht, welche manchmal auf einem weißen Fuchs reitend dargestellt wird.

In den meisten Schreinanlagen werden shintōistische Glücksbringer wie ōmamori oder kleine Fuchsstatuen verkauft. Auf diese kann man einen Wunsch schreiben und sie vor Ort aufstellen.

Kleine Fuchs-Glücksbringer
Inari-Glücksbringer, die mit Wünschen versehen werden, hier im Kumano-Schrein in Tōkyō. © Natascha Mattern

Japans berühmte Inari-Schreine

Der bereits erwähnte Fushimi Inari-Schrein in Kyōto fungiert als Hauptschrein aller Inari-Schreine. Aber nicht nur dieser Schrein ist einen Besuch wert, denn im ganzen Land finden Sie wunderbare Beispiele fantastischer Inari-Schreine.

Yūtoku Inari-Schrein (Kashima, Präfektur Saga)

Dieser Schrein gehört ebenfalls zu den wichtigsten Inari-Schreinen und ist der drittgrößte seiner Art. Wie der Fushimi Inari-Schrein in Kyōto handelt es sich hierbei auch um eine wunderschöne in der Natur eingebettete Anlage. Kleinere Schreine und torii-Tunnel führen hinauf auf einen Hügel, von dem man einen tollen Blick auf die Stadt Kashima und den nahegelegenen Ariake-See hat.

Yutoku Inari Schrein
Die prächtige Schreinanlage des Yūtoku-Inari-Schreins in Kashima. © Photo AC / 恵藤

Toyokawa Inari-Schrein (Toyokawa, Präfektur Aichi)

Dieser Tempel, der eigentlich dem Zen-Buddhismus geweiht ist, ist eher als Ort für die Verehrung des Inari bekannt und gehört ebenfalls zu den drei großen Inari-Schreinen Japans. Obwohl er weniger farbenfroh als andere ist, ist er eine wahre Oase der Stille und bekannt für seine unzähligen Inari-Steinfiguren.

Toyokawa-Inari-Schrein
Am Toyokawa-Inari-Schrein: Fuchs-Statuen soweit das Auge reicht! © Photo Ac / HiC

Trivia: Kennen Sie Inari Sushi?

Wer gerne Sushi isst, kennt sicherlich den Begriff Inari-Sushi. Diese bekannte Sushi-Variante besteht aus süßem Reis, welcher in eine frittierte Tōfu-Tasche (genannt Aburaage) gefüllt wird. Es heißt, dass Füchse diesen Tōfu lieben, weshalb die Speise ihren Namen bekam.

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