Japan ist ein Land reich an Mythen, Göttersagen und Märchen. Diese haben ihren Ursprung meistens in der Naturreligion Shintoismus und dem aus China eingewanderten Buddhismus. Wie friedlich diese Religionen heutzutage koexistieren, zeigt sich an der Vielfalt der Gottheiten, die Einzug in den Alltag der Bevölkerung gefunden haben. Bestes Beispiel dafür sind die sogenannten „Sieben Glücksgötter“ (shichifukujin).
Dies ist eine Gruppe aus sieben Gottheiten der japanischen Mythologie, die, wie der Name schon sagt, den Menschen zu Glück, Reichtum und Wohlstand verhelfen sollen. Dabei geht es nicht nur um materiellen Reichtum, sondern auch um Tugenden wie Fleiß, Klugheit, Mut, Ehrlichkeit sowie ein langes Leben. Sie sind besonders präsent in den japanischen Künsten wie die Farbholzschnitte Ukiyo-e oder die Schnitzkunst Netsuke und erfreuen sich auch als kleine Glücksbringer und Figuren großer Beliebtheit.
Verschmelzung verschiedener Glaubensrichtungen
In Japan sieht man Darstellungen und Statuen der Glücksgötter in zahlreichen Schreinen und Tempeln, doch spielen sie vor allem an Neujahr eine wichtige Rolle. Der Legende nach sollen die Gottheiten an diesem Tag in ein Schiff, voll beladen mit wertvollen Schätzen, steigen und die Schätze an würdige Menschen verteilen. Das macht sie auch zu einem beliebten Motiv auf Neujahrskarten. Es ist zudem kein Zufall, dass es genau sieben Gottheiten sind, gilt sie schließlich als Glückszahl.
Doch die Sieben Glücksgötter waren nicht immer als Gruppe unterwegs: Zu Beginn entwickelten sie sich unabhängig voneinander zu Schutzpatronen einzelner Berufsgruppen. Ab dem 15. Jahrhundert wurden sie, insbesondere von Geschäftsleuten, gemeinsam verehrt, allerdings änderten sich die „Mitglieder“ der Sieben immer wieder – erst im 17. Jahrhundert haben sie sich in ihrer heute bekannten Zusammensetzung etabliert.
Die Glücksgötter sind eine interessante Verschmelzung von Glaubensrichtungen verschiedener Länder, die die japanische Mythologie sich im Laufe der Jahrhunderte zu eigen gemacht hat. So sind sechs der sieben Gottheiten nicht japanischen, sondern chinesischen oder indischen Ursprungs.
Die Sieben Glücksgötter vorgestellt
Ebisu
Auch Yebisu genannt, ist diese Gottheit die einzige mit „rein japanischer“ Herkunft. Im Shintoismus ist Ebisu auch bekannt als Hiruko, dem ersten, aber missgebildeten Kind der Urgötter Izanagi und Izanami, die der Legende nach das Land Japan erschaffen haben sollen. Eine andere Legende sagt Ebisu nach, er sei der Sohn des Gottes Ōkuninushi, dem „Großen Landsherr“ und Nachfolger des Sturmgotts Susanoo.
Ebisu ist der Gott des Wohlstandes, des Reichtums, der Geschäfte und des Essens – daher gilt er auch als Schutzheiliger der Seemänner, Fischer und Händler. Er trägt Fischerkleidung mit einer Angel und einem Fisch in der Hand (meist ein Schnapper, welcher ebenfalls Glück symbolisiert) und ist heutzutage besonders in der Gastronomie-Branche beliebt. Außerdem ist der rundliche Kerl mit freudigem Gesicht Namensvetter der großen japanischen Biermarke Yebisu.
Benzaiten
Benzaiten, auch Benten genannt, ist die einzige Frau unter den Sieben Glücksgöttern. Ursprünglich die hinduistische Göttin des Wassers, Sarasvati, ist sie in Japan die Göttin der Künste, der Musik und der Weisheit sowie Schutzheilige der Tänzer und Musiker (aus diesem Grunde wird sie gerne von Geishas verehrt), doch ihre Verbindung zum Wasser blieb stets präsent. So würde sie Regen bringen, was wiederum eine gute Ernte verspräche. Ihre Schreine finden sich daher häufig auf Inseln.
Eine ihr gewidmete berühmte Stätte befindet sich in der Tempelstadt Kamakura: Es heißt, das eigene Geld würde sich vermehren, wenn man es im Zeniarai-Benten-Schrein wäscht. Benzaiten wird meistens in chinesischen Gewändern und eine Biwa-Laute spielend dargestellt.
Daikoku
Der „Große Schwarze“ Daikoku ist eine der am häufigsten dargestellten Gottheiten im religiösen Kontext Japans. Ursprünglich war er die furchterregende buddhistische Kriegergottheit Mahakala (was ebenfalls „Großer Schwarzer“ bedeutet), doch in Japan wandelte er sich zum Gott der Erde, der Ernte und der Landwirtschaft. Oftmals wird er auch mit der shintoistischen Gottheit Ōkuninushi gleichgesetzt, weshalb Daikoku häufig zusammen mit Ebisu zu sehen ist.
Bekannt für sein fröhliches Gesicht und die dicken Ohrläppchen hält er einen magischen Hammer in der Hand, während er auf Reissäcken steht und von Ratten begleitet wird, die im chinesischen Horoskop mit Reichtum assoziiert werden. Daikoku ist wohl der älteste unter den Sieben Glücksgöttern, da er als solcher am längsten verehrt wird – erste schriftliche Erwähnungen und Darstellungen seiner Figur finden sich bereits in der Nara-Zeit (710-794).
Bishamon
Bishamon stammt ursprünglich aus Indien und ist dort bekannt als Vaisravana. Er ist der Gott der Krieger und Kämpfer, der Abwehr des Bösen und gilt als die Inkarnation von Ehre und Anstand. Er gilt als der Schutzheiliger jener, die sich „gerecht und anständig“ verhalten.
Stets in Rüstung und mit strengem Blick, ragt Bishamon meist über Dämonen, was seine Überlegenheit gegenüber dem Bösen betont, um ihn herum brennt ein Ring aus Feuer. In einer Hand hält er einen Speer, in der anderen eine Pagode. Als einer der Sieben Glücksgötter wird er vor allem mit Sieg, Erfolg und Ehre in Verbindung gebracht.
Hotei
Hotei, auch Budai genannt, ist der Gott des Glücks und der Zufriedenheit sowie Beschützer der Kinder, wird aber erst seit der Edo-Zeit (1603-1868) verehrt. Er ist ein dicker, glatzköpfiger Mann mit einem so großen Bauch, dass seine Kleidung ihn nicht bedecken kann. Aufgrund seines Aussehens wird er auch der „lachende Buddha“ genannt und gilt weiterhin als Inkarnation des Miroku, von dem es heißt, er werde der Nachfolger des Gautama Buddha.
Hotei ist der einzige unter den Sieben Glücksgöttern, der auf einer realen Person basieren soll. Eigentlich ein chinesischer Zen-Mönch des 10. Jahrhunderts, soll er gegen die Sitten seines Klosters verstoßen haben und trägt daher heimatlos seine Habseligkeiten in einem Sack herum. Dieser niemals leer werdende Sack ist voller Reichtümer, die Hotei (wörtlich übersetzt „Jutesack“) an die Armen in Not verteilt.
Fukurokuju
Der Gott der Weisheit, der Langlebigkeit und des Reichtums hat seinen Ursprung im Taoismus und besitzt als einziger unter den Sieben die Fähigkeit, die Toten wiederzubeleben. Fukurokuju gilt als Patron der Wissenschaftler und Gelehrten. In seinem Namen stecken die Zeichen für Glück (fuku) und Langlebigkeit (ju).
Charakteristisch sind sein weißer Bart und der extrem lange Kopf, der fast genauso lang ist wie der Rest seiner Körpers, sowie die traditionelle chinesische Kleidung. In der einen Hand hält er einen Gehstock, in der anderen eine Schriftrolle – außerdem wird er oft begleitet von einer Schildkröte oder einem Hirsch, beides Tiere, die ein langes Leben symbolisieren.
Jurōjin
Jurōjin gilt im Buddhismus als der Gott der Alten und der Langlebigkeit sowie als die Inkarnation des südlichen Polarsterns. Er besitzt einen langen, weißen Bart und wird häufig mit Stock und Schriftrolle in den Händen unter einem Pfirsichbaum, begleitet von einem Hirsch, dargestellt – beides Symbole eines langen Lebens. Jurōjin ist ein fröhlicher Mann, der Wein und Frauen liebt, aber aufgrund seines Aussehens oft mit Fukurokuju verwechselt wird.
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