Japan - mit dem zug von Nord nach Süd 19-Tage-Studienreise

Buddhismus in Japan: allgegenwärtiger Glaube mit Tradition

Christiane Süßel
Christiane Süßel

Der Buddhismus blickt in Japan auf eine turbulente Geschichte zurück, mit mal mehr und mal weniger Bedeutung. Wie entwickelte er sich eigentlich seit seiner Einführung im 6. Jahrhundert und in welchem Bereichen spielt er noch heute eine wichtige Rolle?

daibutsu
Der große Buddha (daibutsu 大仏) von Kamakura am Kōtoku-in-Tempel 高徳院.

Seine Wurzeln hat der japanische Buddhismus (bukkyō) im 6. Jahrhundert, als koreanische Mönche die Religion verbreiteten. Er prägt heute noch den japanischen Alltag und spielt mit der Partei Kōmeitō auch eine politische Rolle. Im Gegensatz zum bis zum 6. Jahrhundert vorherrschenden Shintōismus bildete der neue Glaube eine Religion mit heiligen Schriften und Jenseitsvorstellungen.

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Schnell entdeckten die japanische Kaiserin Suiko und Kronprinz Shōtoku den Wert des Buddhismus für ihre Regentschaft und beauftragten Gesandtschaften, in China Kopien der Sutren zu beschaffen. Mit dem Buddhismus gelangten viele kulturelle Neuerungen etwa auf den Gebieten der Medizin und Kunst ins Land. Es bildeten sich Mönchshierarchien und der Buddhismus untermauerte das politische Herrschaftssystem. Als Ausdruck der Macht baute der Shōmu Tennō im Jahr 745 mit dem Tōdai-ii  in Nara einen eindrucksvollen Tempel, der die größte Buddha-Statue in Japan enthält und zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. In der Nara-Zeit (710-784) etablierten sich sechs buddhistische Sekten. In der Heian-Zeit (794-1192) setzen sich die beiden esotherischen Schulen Tendai und Shingon durch.

Traditional water-drawing festival at Todaiji temple
Jährliches Feuer-Rituale am Tōdai-ji. © APPress Association Images

Buddhismus prägt die japanische Kultur

Über die Jahre kam es zur Verschmelzung von Buddhismus und Shintōismus. Shintōistische Kami wurden als buddhistische Gottheiten beschrieben und Schreine in Tempelanlagen errichtet. Erst in der Meiji-Zeit (1868-1912) sollten beide Religionen wieder klar voneinander getrennt werden.

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Die Vorstellung der Wiedergeburt machte ab der Kamakura-Zeit (1185-1333) den Buddhismus beim einfachen Volk populär. Bei den oberen Schichten und vor allem der Kriegerklasse (bushi) war der philosophisch untermauerte Zen-Buddhismus beliebt. Er übte ab dem 13. Jahrhundert großen Einfluss auf die japanische Kultur, u.a. die Teezeremonie und die Gartenkunst, aus. Zentraler Glaubenssatz des Zen-Buddhismus ist, dass allen Wesen eine Buddha-Natur innewohnt. Mit dem meditativen Sitzen (zazen) wird die Erleuchtung (satori) angestrebt.

Zazen - die Sitzmeditation.
Zazen - die Sitzmeditation.

Religion im Kreuzfeuer

Im 13. Jahrhundert deutet die von dem Mönch der Tendai-Schule Nichiren gegründete gleichnamige Sekte Japan als das Land der Götter und den japanischen Buddhismus als den einzig echten Glaubensweg. Im Verlauf der Jahre häuften die Klöster im Land immer mehr Macht an. 1571 ließ der Feudalherr Oda Nobunaga schließlich in großem Stil Tempel verbrennen. Doch die Religion überlebte und blühte während der Tokugawa-Zeit (1603-1868) zu neuer Größe auf. So mussten sich alle Japaner in einem Tempel registrieren.

 

47 Rōnin
Die 47 Rōnin, die für ihren Herrn starben, werden im Sengaku-ji-Tempel in Tōkyō mit Stelen verehrt.

Buddhismus im heutigen Japan

Auch heute noch spielt der Buddhismus im Alltagsleben eine Rolle. Beerdigungen werden nach buddhistischem Ritual begangen und Familiengräber befinden sich auf Friedhöfen, die Tempeln angegliedert sind. Fast jede Familie hat zu Hause einen Altar, an dem sie für die toten Ahnen betet.

Im politischen Leben hat sich in den 1930er Jahren die religiöse Gemeinschaft Sōka Gakkai gegründet. Sie gilt als neue Religion (shinshūkyō) und beruft sich die Nichiren-Sekte. Aus der größten religiösen Organisation Japans heraus entstand die politische Partei Kōmeitō, die für humanitären Sozialismus einsteht. Das Engagement der Sōka Gakkai für Frieden wurde 1983 mit dem Friedenspreis der Vereinten Nationen honoriert. Allerdings steht die Gesellschaft auch wegen ihrer aggressiven Anwerbung neuer Mitglieder in der Kritik.

Buddhistisches “Mekka” Kōya-san

Neben dem Tōdai-Ji in Nara ist bei Touristen der Kōya-san in der Präfektur Wakayama beliebt. Die Wurzeln der Anlage mit heute 117 Untertempeln reichen in das 9. Jahrhundert zurück. Wer einen Einblick ins Mönchsleben gewinnen möchte, kann in einem Tempel übernachten und an den morgendlichen Andachten teilnehmen.

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