Im Fokus dieses Artikels steht Sakamoto Ryōma 坂本龍馬 (1836-67), der zwar offiziell nicht zu den ishin no genkun 維新の元勲 (große Figuren, die am meisten zur Meiji-Restauration beigetragen haben) gezählt wird, der aber im Hinblick auf das politische, militärische, wirtschaftliche und rechtliche System eine führende Rolle bei den revolutionären Kräften der Meiji-Restauration gespielt hat. Er entstammte einer niederen Samuraifamilie des ländlichen Tosa-Clans auf Shikoku – zu Zeiten, als noch eine strenge feudalistische Ständegesellschaft bestand. Schließlich gab er sogar diese Stellung auf, um ausschließlich mit seinen eigenen Fähigkeiten einen Beitrag zur Modernisierung Japans zu leisten – ein Superman am Ende der Edo-Zeit.
1. Wesentliche Herkunftsklassen der Führer der Meiji-Restauration
Das Feudalsystem der Edo-Zeit bestand aus einem Shōgunat mit halbunabhängigen feudalen Clans, die über ganz Japan verteilt waren und dem Tokugawa-Shōgun die Treue geschworen hatten. Unter diesen gab es strenge Hierarchien: Unter der Shōgun-Familie standen drei weitere Tokugawa-Familien (Owari (heute: Aichi), Kii (Wakayama), Mito (Ibaraki)), darunter folgten die Clans, die sich in der Schlacht von Sekigahara (1600), die Japan kurz vor der „Pax Tokugawana“ durch Errichtung des Edo-Bakufu in zwei Teile spaltete, der Tokugawa-Familie angeschlossenen hatten (fudai-Clans). Die niedrigste Stellung hatten Clans, die bei der Schlacht von Sekigahara auf Seiten des Feindes gekämpft und sich dann den Tokugawa-Truppen ergeben hatten (tozama-Clans).
1867 endete das seit 1603 bestehende Tokugawa-Shōgunat. Diese politische Wende war verfassungsrechtlich eine Revolution, die zur Abschaffung des Shōgunatsystems, das seit 1192 fast sieben Jahrhunderte lang bestanden hatte, führte, und Japan als erstes asiatisches Land in einen westlichen Staat verwandelte (Meiji-Restauration). Treibende Kräfte der Revolution waren tozama-Clans, u.a. die Clans von Satsuma (heutige Präfektur Kagoshima) und Chōshū (Yamaguchi).
In den jeweiligen Clans waren es selten die Samurai mit hohem Rang, sondern vielmehr niedere Samurai, die zur zentralen Kraft der Revolutionäre wurden. Eine Ausnahme war Chōshū, wo auch viele hochrangige Samurai zu Führern der Revolution wurden.
Der Tosa-Clan (heute: Kōchi), dem Ryōma angehörte, war ein besonderer Clan mit einer doppelten Struktur innerhalb der Samurai-Klasse. Beherrscht wurde das Lehen von der Familie Chōsokabe, die in der Schlacht von Sekigahara gegen die Tokugawa gekämpft, sich danach jedoch fast unversehrt ergeben hatte. Die Tokugawa setzten daraufhin Yamanouchi Kazutoyo, eines ihrer fudai-Generäle, als Tosas neuen Clanfürsten ein. Die ehemaligen Chōsokabe-Vasallen widersetzten sich jedoch hartnäckig Yamanouchis Befehl, weshalb die Chōsokabe-Samurais in die Landwirtschaft zurückgehen sollten (kinō 帰農: Samurai waren ursprünglich bewaffnete Bauern (s. Teil 6 der Serie), durch die Aberkennung ihres Samuraistatus würden sie damit wieder zu Bauern). Um die Aufstände zu beenden, einigte man sich schließlich darauf, einen Zwischenstatus, den Landsamurai (gōshi 郷士: halb Bauer, halb Samurai), für ehemalige Chōsokabe-Samurais zu schaffen, der Waffen tragen durfte und von Steuern befreit war. Diese Landsamurais wurden jedoch von den Yamanouchi-Samurais stark diskriminiert. Als die Macht des Shōgunats in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abnahm, kam es zu einer Spaltung innerhalb des Lehens zwischen den Yamanouchi-Samurais, die in der Mehrzahl das Shōgunat unterstützten, und den Landsamurais, die meist die Bewegung zum Sturz des Shōgunats unterstützten.
2. 1861-64: Vom Extremisten zum Politiker
Die Ideologie der revolutionären Kräfte wird als sonnō-jōi 尊王攘夷 bezeichnet. Sie beinhaltete (i) die Ehrung des Tennō, der Quelle der Legitimität des Shōgunats, der dem Bakufu eine Blankovollmacht für die Herrschaft über Japan erteilt hatte, (ii) die Vertreibung der „barbarischen“ Ausländer mit militärischer Gewalt aus Japan und (iii) die Ablehnung des Bakufu, das dem Druck der westlichen Mächte nachgegeben und damit das „Land der Götter beschmutzt“ hatte. Angesichts der hoffnungslos großen Unterschiede hinsichtlich der technologischen und wirtschaftlichen Stärke zwischen Japan und Europa zu jener Zeit war (ii) absurd unrealistisch, aber nach den Worten des berühmten Schriftstellers Shiba Ryōtaro ist „eine Revolution im nüchternen Zustand unmöglich, es bedarf dazu Alkoholika, an der sich alle berauschen. Die Ideologie des sonnō-jōi erfüllte hier die Rolle der Alkoholika“.
Sakamoto Ryōma war wie viele andere Landsamurais des Tosa-Clans zunächst von der Idee des sonnō-jōi begeistert und hatte sich 1861 der Bewegung zum gewaltsamen Sturz des Bakufu angeschlossen. Aus der Sicht des Bakufu war er ein bloßer Terrorist. 1862 hatte er sogar geplant, den „verwestlichten“ Minister der Shōgunatsmarine, Katsu Kaishū 勝海舟, zu töten. Ryōma jedoch ließ sich von Katsu überzeugen, dass es unbesonnen sei, gegen den Westen zu kämpfen, der bereits die industrielle Revolution durchlaufen habe und dass man riskieren würde, zu einer Kolonie der westlichen Staaten zu werden, wenn Japan nicht geeint daran gehe, sich zu modernisieren. Ryōma gab daraufhin nicht nur seine Attentatspläne auf, sondern wurde zu einem Schüler Katsus.
Bereits vor diesem Vorfall hatte Ryōma in Edo (heute: Tōkyō) Artilleriewesen, Fechtkunst, Hollandkunde, Chinesische Literatur, Holländisch usw. studiert und dabei bereits in Kontakt zu zahlreichen Studenten aus verschiedenen Clans gestanden, die später an der Revolution teilnahmen. Somit besaß er die Voraussetzungen, um den schnellen Wandel der Zeit zu verstehen.
1862 floh Ryōma ohne Genehmigung aus dem Tosa-Clan, trat 1863 dem Marineausbildungszentrum des Shōgunats (Schulleiter: Katsu) in Kōbe bei, um westliche Navigation zu studieren und wurde zum Top-Schüler. Katsu war zwar selbst ein hochrangiger Beamter des Shōgunats, sah für das Bakufu jedoch keine Zukunft mehr. Das Bakufu betrachtete Katsu, der sich mehr als um das Bakufu um die Zukunft ganz Japans sorgte, als Gefahr und entließ ihn als Marineminister. Das Marineausbildungszentrum wurde geschlossen. Katsu vertraute Ryōma und weitere junge Schüler des Marineausbildungszentrums dem Satsuma-Clan (damals bereits ein potenzieller Feind des Bakufus) an, der Interesse an der Stärkung der Marine gezeigt hatte.
3. 1865-66: Gründung einer eigenen Multi-Zweck-Gesellschaft und die Satsuma-Chōshū-Allianz
1865 gründete Ryōma die Kameyama Shachū 亀山社中 in Nagasaki, die als Verbindungsstelle zum Westen in der Edo-Zeit diente. Diese gilt als Japans erste Gesellschaftsorganisation, da gegen das Versprechen, Dividenden zu zahlen, das Kapital angeworben und für Geschäfte eingesetzt wurde. Zu den Investoren zählten der Satsuma-Clan und Händler aus Nagasaki. Die Kameyama Shachū erwirtschaftete Gewinne mit Schiffstransporten nach europäischem Modell, Handel, Übersetzungen, Publikationen etc. und war auch pädagogisch und politisch aktiv, in Form von Sprach- und Politikstudien. Die Organisation diente auch als eigene Plattform für Ryōma als Politiker, ein Solo-Kämpfer ohne Clan-Hintergrund.
Ausgehend von Nagasaki reiste Ryōma viel in Satsuma, Kōchi, Ōsaka, Kyōto und ganz Japan umher, um eine Koalition gegen das Bakufu aufzubauen. Zwei Jahre später erkannte der Tosa-Clan, dass die verbleibende Zeit des Bakufus nicht mehr lang war, und richtete das Augenmerk auf Ryōmas Wissen über die Marine und den Handel sowie sein breites Netzwerk mit vielen Clans. Der Tosa-Clan vergab Ryōma, dass er Tosa zuvor ohne Genehmigung verlassen hatte, erkannte die Kameyama Shachū als autonome externe Organisation des Tosa-Clans an, benannte sie in Kaientai 海援隊 um und begann, die Gesellschaft finanziell zu unterstützen.
Ryōma ging es zu dieser Zeit im Wesentlichen darum, eine Allianz zwischen Satsuma mit Chōshū aufzubauen. Diese waren die beiden größten Anti-Bakufu Clans, und ohne die Satsuma-Chōshū (zusammen: „SatChō“)-Allianz wäre es unmöglich gewesen (sei es mit oder ohne Gewalt), das Bakufu zu stürzen. Dieses war gerade dabei, eine starke Armee nach französischem Modell aufzubauen. Die beiden Clans waren jedoch verfeindet und hatten sich (mit einigen weiteren kleineren Clans) 1864 in Kyōto eine Schlacht geliefert (Aufstand an den Verbotenen Toren (kinmon no hen 禁門の変)). Es waren zwar kleine Truppen, da es sich aber um starke Clans handelte, hatten die Kämpfe dazu geführt, dass zwei Drittel des Stadtgebiets von Kyōto verloren gingen.
Als das Bakufu Chōshū angriff, importierte Ryōma über die Kameyama Shachū im Namen des Satsuma-Clans britische Hochleistungsschusswaffen. Er lieferte diese mit den von der Kameyama Shachū betriebenen Schiffen an Chōshū, wo Waffenkäufe verboten waren. Anstelle von Geld bezahlte Chōshū Satsuma mit Reis, der in Satsuma knapp war. Dieser wurde ebenfalls von der Kameyama Shachū transportiert. Somit verband Ryōma die beiden Clans geschickt zunächst wirtschaftlich, bis schließlich im Januar 1866 in Kyōto in Anwesenheit von Ryōma eine geheime SatChō-Allianz 薩長同盟 geschlossen wurde, die eine starke Gegenmacht zum Bakufu begründete.
4. 1867 – Der Iroha-Maru-Fall, die „Acht Maßnahmen auf dem Schiff“, Rückgabe der Regierungsgewalt an den Tennō, und Tod
Im April 1867, kurz nach der Umbenennung der Kameyama Shachū in Kaientai, kollidierte das von der Kaientai betriebene Schiff Iroha-Maru いろは丸 mit einem großen Kriegsschiff des Kishū Tokugawa-Clans, der Meikō-Maru, und sank. Ursache des Zusammenstoßes war Nachlässigkeit seitens der Meikō-Maru. Es war der erste Unfall zwischen zwei Dampfschiffen in Japan, gefolgt vom ersten Seeunfalluntersuchungsprozess des Landes. Zunächst verhandelten die Kaientai und der Kishū-Clan in Tomonoura in der Nähe der Untergangsstelle. Die Vertreter des Kishū-Clans waren jedoch überrascht von den westlichen Verhandlungsmethoden Ryōmas, dem Chef der Kaitentai, der ausgehend von dem wichtigsten Beweisstück – dem Logbuch der Gegenseite, das unmittelbar nach dem Unfall beschlagnahmt wurde – mit Verweis auf das internationale öffentliche Recht Kaientais Behauptungen begründete. Daraufhin verließ die Kishū-Seite wütend den Verhandlungssaal und Ryōma verfolgte das Schiff des Kishū-Clans bis nach Nagasaki, wo unter Einbeziehung von Gotō Shōjiro, dem Ministerpräsidenten des Tosa-Clans (hier half die Tatsache, dass die Kaientai durch den Tosa-Clan offiziell anerkannt waren) am Shōfukuji-Tempel die Verhandlung weitergeführt wurde, bis am Ende der Kishū-Tokugawa-Clan, eine der drei großen Tokugawa-Familien, zu einer Schadensersatzzahlung von 83.000 Ryō verpflichtet wurde (der Betrag wurde später auf 70.000 Ryō reduziert, was aber immer noch – unter der Annahme 1 Ryō = etwa JPY 100.000 –einer Summe von JPY 7 Milliarden entspricht).
Kurz nach dem Vergleich mit dem Kishū-Clan in Nagasaki, reiste Ryōma gemeinsam mit Gotō mit dem Dampfschiff des Tosa-Clans ins politisch unruhige Kyōto. Während der Reise gab Ryōma seine Ideen für die Nachwelt, die allgemein als die “Acht Maßnahmen auf dem Schiff“ bezeichnet werden, an Gotō weiter. Dies waren:
- Rückgabe der Regierungsgewalt an den Tennō
- Errichtung eines Parlaments
- Einführung des Beamtensystems auf Grundlage von Fähigkeiten anstelle des Familienstandes
- Revision der ungleichen Verträge mit den ausländischen Staaten
- Ausarbeitung einer Verfassung
- Gründung einer Marine
- Gründung eines Heeres
- Währungspolitik
Von diesen sollte Nr. 1 dazu dienen, einen Bürgerkrieg zu vermeiden, der sonst militärische Interventionen ausländischer Mächte zur Folge hätte haben könnte. Gotō, der Clan-Ministerpräsident, leitete dies an Yamanouchi Yōdō 山内容堂, dem Clanfürsten Tosas weiter, der es wiederum an den letzten Shōgun, Tokugawa Yoshinobu 徳川慶喜 übermittelte und diesen überzeugte. Am 14. Oktober verkündete Yoshinobu die Rückgabe der Regierungsgewalt an den Tennō und das Zeitalter der Samurai endete, was ganz Japan überraschte.
Die Maßnahmen Nr. 2-8 wurden von der Meiji-Regierung umgesetzt. Zwei Tage nach der Rückgabe der Regierungsgewalt an den Tennō dachte Ryōma sogar über die Besetzung der Stellen in der neuen Regierung nach. Da Ryōma im Privatsektor bleiben und den Welthandel betreiben wollte, war seinen eigener Name nicht auf der Liste.
Große Revolutionäre haben oft viele Feinde, so auch Ryōma: Auf ihn wurden zweimal Attentate ausgeübt. Das erste Mal kurz nach dem Zustandekommen der SatChō-Allianz im Jahr 1866, als er von Sicherheitskräften des Bakufu angegriffen wurde (Teradaya-Vorfall). Er wurde zwar verwundet, konnte sich aber mit seinem Revolver verteidigen. Der zweite Anschlag im folgenden Jahr (1867) wurde leider vollendet – Ryōma wurde von einer größeren Gruppe in einem Ryokan namens Ōmiya überfallen und starb an einer Schädelfraktur. Es gibt mehrere Theorien hinsichtlich des Attentäters, dessen Tat die Meiji-Restauration womöglich verzögert hat.
- Theorie des zweiten Versuchs des Bakufu: Die verbreitetste Theorie lautet, dass der Attentäter ein Mitglied der Mimawari-gumi (Sicherheitspolizei des Bakufus) war. Als Grund wird angeführt, dass ein im Revolutionskrieg verhaftetes ehemaliges Mitglied der Mimawari-gumi gestand, Ryōma ermordet zu haben. Da allerdings zu jener Zeit Geständnisse im Allgemeinen durch Folter erwirkt wurden, bleibt die Glaubwürdigkeit des Geständnisses fraglich.
- Theorie der Drahtzieher im Satsuma- und/oder Chōshū-Clan: Die SatChō-Clans strebten einen militärischen und kompletten Sturz des Bakufu an. Ryōma befürchtete jedoch, dass ein Bürgerkrieg zur militärischen Einmischung der westlichen Großmächte führen könnte, daher bestand er auf ein „soft landing“ in Form der Rückgabe der Regierungsgewalt über Japan vom Shōgun an den Tennō (taisei hōkan 大政奉還), was zu einem Richtungsstreit zwischen den SatChō-Clans und Ryōma führte. Die taisei hōkan durch den letzen Shōgun erfolgte am selben Tag, an dem ein geheimer kaiserlicher Erlass zum Sturz des Shōgunats erging. Der Erlass wurde sofort zurückgezogen und der Plan der SatChō-Clans für einen militärischen Sturz des Shōgunats scheiterte damit zunächst. Kurz nach dem Tod von Ryōma griff die Rebellenarmee unter der Führung von SatChō tatsächlich das Bakufu an, aber Katsu, der bevollmächtigte Vertreter des Bakufus, ergab sich, ohne die verwestlichte Bakufu-Armee einzusetzen, um einen totalen Bürgerkrieg zu vermeiden.
- Theorie eines Racheakts des Kishū-Clans: Die Ermordung von Ryōma erfolgte unmittelbar nachdem der Kishū-Clan den gesamten Betrag der hohen Entschädigung für den Iroha-Maru-Fall (vorübergehend dem Tosa-Clan) gezahlt hatte. Die Niederlage gegen den „herrenlosen“ Ryōma war eine peinliche Demütigung für eine der hochadligsten Tokugawa-Familien.
- Theorie des Verrats des Tosa-Clans: Die Kaientai ohne Ryōma war bedeutungslos. Nachdem die Kaientai Ryōma verloren hatte, löste der Tosa-Clan die Kaientai auf, ohne das Entschädigungsgeld aus Kishū an die Kaientai zu zahlen. Das “Erbe” Ryōmas wurde von Iwasaki Yatarō, einem in Nagasaki ansässigen Landsamurai des Tosa-Clans, übernommen, der später den Grundstein für den Mitsubishi Konzern legte.
Auch heute noch gehört Ryōmas Tod zu den größten Rätseln am Ende der Edo-Zeit.
Folgende Fragen lassen Ryōma wie einen Superman wirken, nämlich (i) wie es ihm, der nie die Chance hatte, westliche Demokratie oder Recht in der Schule zu studieren, möglich war, den rechtlichen Rahmen für den Regierungswechsel und das neue westliche Regime zu erarbeiten, (ii) wie ein herrenlos gewordener ehem. Landsamurai so viel durch ganz Japan reisen konnte, (iii) weshalb der hintergrundlose Ryōma bei dem Allianzschluss zwischen den großen Clans Satsuma und Chōshū eine so wichtige Rolle wie den Zeugen spielen konnte – all diese Fragen gehören auch zu den großen Rätseln aus der Zeit am Ende des Shōgunats.
Da die Revolutionäre der SatChō-Clans britische Waffen benötigten, wäre eigentlich ein Indossament Großbritanniens wünschenswert gewesen. Da man aber Spuren einer Einmischung in innere japanische Angelegenheiten vermeiden wollte, könnte es m. E. sein, dass vielleicht Ryōma, der schon ein renommierter Revolutionär war und von Thomas B. Glover (ein schottischer Händler in Nagasaki, der die Anti-Bakufu Clans durch Waffenhandel auch politisch unterstützte, und in der Meiji-Ära einen Beitrag zur Modernisierung Japans leistete) viel Wissen über Technologie und Wissenschaft des Westens vermittelt bekommen hatte, de facto „an Stelle des britischen Empires“ unterzeichnete? Dies sind jedoch nur bloße Vermutungen vor dem Hintergrund der Gerissenheit der britischen Kolonialpolitik und der Kühle, die die SatChō-Faktionen in der Regierung nach der Meiji-Restauration Ryōma entgegenbrachten.
5. Meiji und später
Kurz nach der Revolution bildeten führende Persönlichkeiten der ehemaligen SatChō-Clans den Kern der Meiji-Regierung, die auch als „SatChō-dominierte Regierung“ bezeichnet wurde. 1869 wurden Persönlichkeiten, die sich um die Restauration verdient gemacht hatten, ausgezeichnet, Ryōma wurde jedoch ignoriert. Erst ab 1891 begann man, die historischen Verdienste Ryōmas zu würdigen und verlieh ihm – fast ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod – nachträglich einen hohen Hofrang.
Bei einer Umfrage unter den Lesern der Asahi Shinbun-Zeitung von 2000 erreichte Ryōma Platz 1 auf der Liste der „beliebtesten politischen Führer“ der japanischen Geschichte, und lag damit vor den Top-Helden der Zeit der streitenden Reiche, Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu. Der Flughafen Kōchi in der Hauptstadt des ehemaligen Tosa-Clans trägt heute den Namen des Helden, der aus diesem Clan stammte: „Sakamoto Ryōma Airport“.
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